16. Juni 2005

"Atomkraft, ja bitte?"

Von: BUND Hessen

Frankfurt. Anlässlich der heutigen Fernsehsendung "talk vor Ort" des Hessischen Fernsehens aus Biblis-Wattenheim zum Thema "Atomkraft, ja bitte?" erinnern der Bundesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz (BBU) und der hessische Landesverband des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) an die gravierenden Risiken der Atomkraftnutzung und fordern den sofortigen Atomausstieg statt Laufzeitverlängerungen für "Schrottreaktoren" wie dem AKW Biblis.

Schon vergessen?

    • Es ist kein sicheres Endlager für jahrzehntausende lang strahlenden hochradioaktiven Müll in Sicht (Halbwertszeit von Plutonium 24.400 Jahre).
    • Es besteht eine massive Sicherheitsgefährdung aller (davor nicht zu schützenden) Atomkraftwerke durch denkbare Terroranschläge, kein deutsches Atomkraftwerk ist gegen den Absturz eines vollbetankten Passagierflugzeugs ausgelegt.
    • Jederzeit besteht die Möglichkeit eines atomaren Supergaus in einem der 17 noch laufenden deutschen Atomkraftwerke.
    • Laut einer Prognos-Studie für das BMWi aus dem Jahr 1992 würde ein SUPER-GAU in einem deutschen AKW mehrere Hunderttausend direkt Getötete und bis zu 4,8 Mio. Krebskranke verursachen, es würden Sach- und Vermögensschäden von über 5.000 MRD. EURO entstehen, weite Landesteile mit mehreren Millionen Menschen müssten evakuiert und ein riesiges atomares Sperrgebiet eingerichtet werden. Die Menschen würden ihr Hab und Gut verlieren, ihre Arbeit, ihr Haus, ihren Grundbesitz und würden von keiner Versicherung etwas zurück erhalten. Die Risiken der Atomkraftwerke sind völlig unterversichert . Die sogenannte Deckungsvorsorge beträgt 2,5 MRD EURO für jedes AKW, das sind weniger als 0,1% der erwarteten Schäden.

Atomkraft und Klimaschutz?
Soll wirklich der Klimawandel mit der Vermehrung des Risikos der Atomkraftnutzung und massiv steigender Atommüllmengen bekämpft werden?

Um auch nur 10 Prozent der fossilen Energie im Jahr 2050 durch Atomstrom zu ersetzen, müssten bis zu 1000 neue Atomkraftwerke gebaut werden (zur Zeit gibt es weltweit etwa 440 Atomkraftwerke). Der Bau dieser Anlagen würde - sofern dies überhaupt realisierbar wäre - mehrere Jahrzehnte dauern. Die Uranreserven wären in Kürze erschöpft. Selbst die Internationale Atomenergie Organisation IAEA gibt zu, dass die Atomenergie überhaupt nicht schnell genug ausgebaut werden könnte, um den Klimawandel zu begrenzen. Verschiedene Weltenergieszenarien dagegen zeigen, dass das Klimaproblem nur durch erneuerbare Energien in Verbindung mit effizienten und sparsamen Energietechniken zu lösen ist.

Atomkraft und Arbeitsplätze?

In der Atomwirtschaft waren im Jahr 2002 etwa 30 000 Menschen beschäftigt. Allein in der deutschen Windenergiebranche arbeiteten hingegen schon mehr als 53 000 Menschen. Die gesamte Branche der erneuerbaren Energien sicherte bereits 120 000 Arbeitsplätze, trotz ihres noch geringen Anteils an der Energieversorgung.

Sicherheitsrisiko AKW Biblis

    • Das AKW Biblis A hat als einziges deutsches Atomkraftwerk keine externe Notstandswarte.
    • Biblis A ist mit einer Reaktorkuppeldicke von 60 cm nur zu 3% gegen den Absturz eines schnellfliegenden Kampfjets ausgelegt.
    • Biblis B ist mit einer Reaktorkuppeldicke von 100cm nur zu 20% gegen den Absturz eines schnellfliegenden Kampfjets ausgelegt..
    • Hunderte von Betriebsvorfällen und Störfällen während des Betriebs der beiden Blöcke,z.B. .
    • fehlerhaft nicht geschlossenes Ventil zwischen Primär- und Nachkühlkreislauf im Jahr 1987.


    • erst nach 27 Jahren entdeckter Riss in einer Schweißnaht im Bereich der Verbindung des Not- und Nachkühlsystems zum Reaktorkühlkreislauf im Jahr 2000.


    • Ausfall einer Schiene der Notstandsstromversorgung für 23 Minuten in 2002.


    • Genehmigungswidriger Betrieb des AKW Biblis A, da die Ansaugöffnungen der Notkühlpumpen (Sumpfsiebe) nur halb so groß waren, wie vorgeschrieben.


    • Unzuverlässigkeit des Betreibers wegen Verstößen gegen Meldepflichten und Auflagen des Betriebshandbuches.


Weitere Auskünfte geben Ihnen:

Michael Rothkegel
Geschäftsführer BUND Landesverband Hessen e.V.
Triftstrasse 47, 60528 Frankfurt am Main
Tel.: 069 - 67 73 76 12, Fax: 069 - 67 73 76 20
eMail: michael.rothkegel@bund-hessen.de

Eduard Bernhard, energiepolitischer Sprecher des BBU
Tel.: 0 60 27 - 84 04, Fax: 0 60 27 - 99 184

Quelle: Landesverband