24. Februar 2006
GLB-Podiumsdiskussion "Landschaftsschutzgebiete vor dem Aus" stieß auf reges Interesse!
Von: GLB
Bensheim. Bisher geschützte Alleen werden gefällt, Streuobstwiesen abgeholzt, dieKulturlandschaft prägende und für Kleinlebewesen so wichtige Trockenmauernabgerissen und Bebauungspläne in die Landschaftsschutzgebiete hineingelegt.Dies sind keine schlechten Scherze, sondern bald bittere Wahrheit, wenn die vonder CDU geplante Novellierung des Hessischen Naturschutzgesetztes verabschiedet wird.
Hierüber berichteten Gerhard Eppler und Herwig Winter von denLandesvorständen von Naturschutzbund (NABU) und Bund für Umwelt undNaturschutz Deutschland (BUND) sowie Andrea Werner, Referentin der Landtagsfraktion vonBündnis 90/Die Grünen für Ländliche Räume/Agrar, Wald und Naturschutz auf derPodiumsdiskussion "Landschaftsschutzgebiete vor dem Aus" von der Grünen Liste Bensheim. Der Landschafts- und Naturschutz liegt im Interesse der Bürger,was der voll besetzte Nebenraum der Gaststätte Bierkeller zeigte. Bettina Fendler Stadtverordnete der GLB moderierte die Veranstaltung undmachte deutlich wie bedeutsam die Auswirkungen dieser Änderung auch fürBensheim sind.
Der GLB liege eine behutsame Stadtentwicklung am Herzen, dieeine Innenentwicklung der Bebauung im Außenbereich vorzieht. Die GLB will keineZersiedelung der Landschaft und benötigt dazu das Fortbestehen desLandschaftsschutzgebietes Bergstraße/Odenwald und einen gut funktionierendenNaturschutz. Die Podiumsgäste machten aber deutlich, dass genau dies in Zukunft nichtmehr vorhanden sein wird.
So erklärte Eppler, dass das Hessische Naturschutz Gesetz zwar erst vor dreiJahren geändert wurde, jedoch bekannt war, dass noch Vorgaben aus dem EURecht inLandesrecht umgesetzt werden müssen. Weiterhin soll eine Verschlankung desGesetzes erfolgen, die unnötige Bürokratie abbaut und zur Übersichtlichkeitbeiträgt. Dies wird als sinnvoll betrachtet, jedoch wird die Änderung nundazubenutzt, den Landschaftsschutz abzuschaffen
Herwig Winter verdeutlicht an Hand von Zahlen, dass 1981 noch 46% derLandesfläche Hessens unter Landschaftsschutz standen, nun sollen diegesamtenLandschaftsschutzgebiete ersatzlos gestrichen werden. Übrig bleiben dannnoch 21% der Landesfläche, die gemäß EU Recht als FFH- und Vogelschutzgebieteausgewiesen sind. Dies wäre ein großer Rückschritt für den Naturschutz. DieNaturschutzbehörden werden ausgehebelt. Bauen im Außenbereich undMotorsportveranstaltungen sind dann ohne deren Zustimmung zulässig. DerBehörde bleibt dann nurnoch übrig, die Schäden im Nachhinein zu registrieren.
Die Landschaftsschutzgebiete dienen dem Zweck der Erhaltung unsererKulturlandschaft und zum Schutz und zur Erholung des Menschen. Dies zeigtsich auchin der Tourismusbranche, die gerade wirtschaftliche Bedeutung erlangt, wiez.B. der UNESCO Geo-Park Bergstraße Odenwald oder dasLandschaftsschutzgebietEdersee. Warum deren Zukunft unnötigerweise gefährdet werden soll ist Winter völlig unverständlich. Ebenso die Streuobstwiesen, die unterbesonderen Schutz stehen. Auch dieser soll mit der Novellierung wegfallen,so Andrea Weber. Die Begründung, dass Naturschutz den wirtschaftlichen Interessenentgegenstünde ist hier ganz fehl am Platz, denn gerade Hessen, dass alsMarkenzeichen den "Äbbelwoi" hat, braucht die Streuobstwiesen für diemittelständischen Keltereiunternehmen und den Tourismus.
Nach einer aktiven Diskussionsrunde, in der die Betroffenheit spürbarwurde, fasst Gerhard Eppler zusammen, dass es doch möglich sein muss, dieBürokratiezu bündeln, Strukturen zu vereinfachen, aber ohne den Naturschutzwegzunehmen. Gerade diese Transparenz wäre auch für ausländische InvestoreneineErleichterung in ihren Standortentscheidungen.Es gehe um die Lebensqualität. Ökonomie und Ökologie gehören zusammen,auch gerade zum Schutz für nachfolgende Generationen. Herwig Winter ergänzt,dassPolitiker den Naturschutz gerne als Aushängeschild nutzen wollen, aber wenner stört, ihn nicht beachten müssen. Es sei unsere Pflicht klar zu machen,dass beides nicht geht. Die Nachhaltigkeit ist umzusetzen und ernst zunehmen,sie ist unteilbar. Ein bisschen Nachhaltig geht nicht.
Andrea Werner dankte für die Einladung und die Veranstaltung. Es müsste nochmehr solcher Aktionen geben, um in der Öffentlichkeit bewusst zu machen,welcher Wert hier nachhaltig verloren gehen wird und somit ein Grossteilunserergewachsenen Kulturlandschaft für spätere Generationen nicht mehr zurVerfügung stehen wird. Die Entscheidung fällt mit der Verabschiedung desneuenGesetztes, die für Anfang 2007 im Hessischen Landtag erwartet wird.
Bettina Fendler dankte den Podiumsteilnehmern und den vielen Gästen für ihrkommen und lud für die nächste Veranstaltung der GLB ein. Diese ist amMontag 06.03. um 19 Uhr im Konferenzraum des Bürgerhauses. Dort wird RupertNeudeck, Gründer der deutschen Notärzte/Cap Anamur mit Peter Kalb (GLB) überseineweltweiten Hilfsaktionen sprechen.