28. Januar 2006
Kein Anbau von genmanipuliertem Mais in Hessen
Von: BUND Hessen
Frankfurt. "Wir sind besorgt, dass Hessens Landwirtschaft für Lebensmittelunternehmen und Verbraucher nicht mehr länger als gentechnikfrei auf den Feldern gilt, wenn im Frühjahr die ersten Flächen mit dem GVO-Mais Mon 810-6 der Firma Monsanto bebaut werden sollen", sagen die Sprecher des Aktionsbündnisses "Keine Gentechnik auf Hessen Feldern und in Hessens Lebensmitteln", Dietmar Groß, Martin Häusling und Michael Rothkegel anlässlich eines Treffens des Bündnisses in Wiesbaden. "Die ersten Anträge zum Anbau sind bereits gestellt und wir rufen die bisher anonym geblieben antragstellenden Landwirte auf, den Anbau von GVO-Mais zu unterlassen. Sie schaden damit der Allgemeinheit".
Nach wie vor lehne die große Mehrheit der Bevölkerung und auch der Landwirte die Gentechnik in Landwirtschaft und Lebensmitteln ab, der Handel verlange zunehmend garantiert ohne Gentechnik hergestellte Rohstoffe und Produkte. Das Unternehmen Hipp, einer der größten Babynahrungshersteller, hatte kürzlich sogar erklärt seine Waren zukünftig nicht mehr in Deutschland zu kaufen, sondern in Ländern wie Österreich, welche Gentechnik auf den Feldern ablehnten. Auch in Hessen würden wichtige Marktpartner von hessischen Direktvermarktern und Ökobetrieben, wie die Firma Tegut, die Upländer Bauernmolkerei und Alnatura den Einsatz von Gentechnik in der Landwirtschaft ablehnen.
Das Aktionsbündnis sieht in der gentechnikfreien Produktion in Hessen nach wie vor ein wichtiges Qualitätsmerkmal und einen bedeutenden Wettbewerbsvorteil auf nationaler und internationaler Ebene. "Wir warnen die Landwirte in Hessen davor, diesen Vorteil leichtsinnig und unkritisch zu verspielen. Eine wirkliche Koexistenz zwischen GVO-Anbauern sowie den konventionell und ökologisch wirtschaftenden Landwirten, die keine Gentechnik einsetzen wollen, kann es aufgrund der kleinräumigen Agrarstruktur in Hessen nicht geben".
Pollenflug und zum Beispiel gemeinsame Maschinenverwendung würden dazu führen, dass sich die Gentechnik schleichend verbreite und nicht gestoppt werden könne. Zurzeit würden 7,5 Prozent der Landesfläche ökologisch bewirtschaftet, hinzu komme noch eine große Fläche, die nach privatrechtlichen Verträgen unter Verzicht auf Gentechnik bewirtschaftet werde. Dazu gehörten die organisierten Direktvermarkter (Landmarkt) und die Erzeugergemeinschaften der staatlich geführten Qualitätsmarke "Gutes aus Hessen". Zusammen mit den Ökoflächen würden ca. 15 Prozent der hessischen Agrarfläche unter ausdrücklichem Verzicht auf Gentechnik bewirtschaftet. Diese Qualitätsmärkte wiesen derzeit deutliche Wachstumsraten auf. Allein der Biomarkt sei in 2005 wiederum zweistellig um 15 Prozent gewachsen. Diese Märkte dürften durch den Einsatz einer Risikotechnologie nicht zerstört oder gefährdet werden, forderten die Sprecher des Aktionsbündnisses.
Nachdem Bundeslandwirtschaftsminister Horst Seehofer dafür gesorgt hat, dass drei Sorten GVO-Mais für den kommerziellen Anbau zugelassen wurden, müssten die Landwirte spätestens jetzt entscheiden, wie sie zur Gentechnik stehen. "Wir fordern alle Bauern in Hessen auf, sich nicht vor den Karren der Gentechnikmultis spannen zu lassen, sondern die Marktchancen eine gentechnikfreien hessischen Landwirtschaft zu wahren und zu nutzen. Eine gemeinsame Möglichkeit sei, sich zu freiwilligen Regionen ohne GVO-Anbau zusammenzuschließen und so dem Treiben der Saatgutmultis und ihren Protagonisten die Stirn zu bieten", so die Sprecher des Aktionsbündnisses.
Das Aktionsbündnis forderte Bundeslandwirtschaftsminister Horst Seehofer (CSU) auf, die geltenden strengen Haftungsregelungen im Gentechnikgesetz unangetastet zu lassen, um die Landwirte zu schützen, die auf Gentechnik verzichten wollen. Keinesfalls dürften die Kosten und Risiken des Gentechnikanbaus dem Steuerzahler aufgehalst werden. Auch der hessische Landwirtschaftsminister Wilhelm Dietzel sei gefordert. Er solle endlich seine unkritische Haltung zur Agrogentechnik aufgeben, die Ablehnung der Agrogentechnik durch die hessischen Verbraucher akzeptieren und GVO-Freiheit als Marktchance für die hessische Landwirtschaft offensiv nutzen. Unverständlich und provokativ sei auch, dass die Pro-Agrogentechnik eingestellte Deutsche Landwirtschafs-Gesellschaft (DLG) auf hessischen Staatsflächen einer südhessischen Domäne für Demonstrationszwecke gentechnisch veränderten Mais aussäen dürfe.
Bundesverband Naturkost, Naturwaren,Einzelhande VÖLVereinigung ökologischer Landbau
Hintergrund:
Am 13. Oktober 2003 gründeten Umweltverbände (BUND, Greenpeace), Verbände des ökologischen Landbaus (Bioland, Demeter, Naturland, Vereinigung ökologischer Landbau in Hessen (VÖL), Bund ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW)), der Bundesverband Naturkost, Naturwaren, Einzelhandel, die Arbeitsgemeinschaft Bäuerliche Landwirtschaft (AbL), tegut, Siebenkorn, Alnatura, der Umweltbeauftragte der evangelischen Kirche Kurhessen und Waldeck sowie attac das Aktionsbündnis "Keine Gentechnik auf Hessens Feldern und in Hessens Lebensmitteln".
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Michael Rothkegel
Geschäftsführer BUND Landesverband Hessen e.V.
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