24. Januar 2006

Offener Brief an Minister Wilhelm Dietzel in Sachen Ortsumgehung Mörlenbach

Von: Herwig Winter

Mörlenbach. In einem gemeinsamen Offenen Brief wenden sich Landwirt Hermann Wagner und BUND-Ortsbeauftragter Herwig Winter an Minister Wilhelm Dietzel als den in Hessen für die Sachgebiete Landwirtschaft und Naturschutz zuständigen Minister, um Ihm gegenüber ihre Sorge um das Wohl der Odenwaldlandschaft zum Ausdruck zu bringen und ihn auf Widersprüchlichkeiten in der hessischen Verordnungsgebung in diesem Zusammenhang aufmerksam zu machen.

Das Amt für Straßen- und Verkehrswesen (ASV) Bensheim versucht zum wiederholten Mal, die Interessen von Landwirten und Naturschützern im Weschnitztal gegeneinander auszuspielen, indem von der Trassenvariante O2 zur Umgehung Mörlenbachs betroffene Landwirte zu Gesprächen und Ortsterminen eingeladen werden, bei denen sie Wünsche zu Flächen äußern sollen, auf denen aus ihrer Sicht ohne gravierende Probleme für die Landwirtschaft naturschutzrechtlicher Ausgleich stattfinden kann. Das ASV spekuliert ganz offenkundig darauf, dass sich die Naturschutzverbände aus naturschutzfachlichen Gründen zu den Wünschen der Landwirte in Widerspruch begeben, um auf diese perfide Art und Weise einen Keil zwischen die beiden von der Umgehungsstraßenplanung betroffenen Interessensgruppen treiben zu können.

Doch diese Hoffnungen des ASV werden nicht aufgehen, denn die Interessen der von der Straßenplanung betroffenen Landwirte und der Naturschützer gehen in Bezug auf eine straßenplanerische Verkehrsentlastung für Mörlenbach nach wie vor in die exakt gleiche Richtung: Betroffene Landwirte und Naturschützer fordern eine Lösung mit geringstmöglichem Flächenverbrauch und damit problemloser naturschutzrechtlicher Ausgleichbarkeit, was alleine durch eine Variante zur Untertunnelung der Ortslage, wie sie die Trassenalternative W4 darstellt, gewährleistet werden kann.

In diesem Zusammenhang äußern Wagner und Winter ihr Unverständnis darüber, dass die hessische Landesregierung zwar alle Anstrengungen unternimmt, um landwirtschaftliche Nutzflächen vor Inanspruchnahme für naturschutzrechtlich notwendig werdende Ausgleichsmaßnahmen zu schützen, nicht aber dafür, sie vor der im vorliegenden Fall durchaus möglichen Vernichtung durch eine Straßenbaumaßnahme zu bewahren.Die Trassenvariante O2 ist mit einem derart hohen Verlust an landwirtschaftlichen Flächen verbunden, dass sie die Existenz derzeit florierender Landwirtschaftsbetriebe in Mörlenbach gefährden wird. Zudem sind nach den bislang schon vorliegenden Zwischenergebnissen der ökologischen Untersuchungen die Eingriffe in Flora und Fauna mit den Vorgaben des hessischen, deutschen und insbesondere europäischen Naturschutzrechts nicht in Einklang zu bringen und nicht ausgleichbar.

Minister Dietzel wird deshalb in dem Offenen Brief gebeten, sich persönlich dafür einzusetzen, dass mit der zum jetzigen Zeitpunkt noch problemlos möglichen Aufgabe der Planung der Trassenvariante O2 zugunsten einer Untertunnelungsvariante nicht nur die schnellstmögliche Lösung des Verkehrsproblems herbeigeführt wird, sondern zugleich die Interessen der Landwirtschaft und des Naturschutzes optimal gewahrt werden.

V.i.S.d.P.: