25. Juli 2006

Naturschutz: Naturparks ohne Zukunft!

Von: BUND Hessen

Frankfurt. Der Naturschutzbund Deutschland (NABU) und der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) werfen der Landesregierung die Zerstörung der Naturparkidee vor. Die überraschend vorgenommene Neu-Erklärung der Naturparks ist gänzlich inhaltsleer. Weder wurden Bestimmungen zum Schutz der Landschaft, noch Konzepte für die Regionalentwicklung, den Tourismus oder die Naherholung verankert. "Inhaltsleere Naturparks sind wie Potempkinsche Dörfer", so der NABU-Landesvorsitzende Gerhard Eppler. Für BUND Vorstandssprecher Herwig Winter muss die Landesregierung ihre Fehlentscheidung schnell korrigieren: "Naturparks ohne Konzept und ohne Schutz der Natur - das kann nicht funktionieren." BUND und NABU bemängeln, dass die Landesregierung die Naturschutzverbände weder über ihre Pläne informiert, noch am Verwaltungsverfahren beteiligt hat.

Absurd: Ausgerechnet im Jubiläumsjahr zum 50-jährigen Bestehen der Naturparks in Deutschland und trotz der Schirmherrschaft von Ministerpräsident Roland Koch für das "Jahr der Naturparke 2006" in Hessen, ändert Hessen quasi unter Ausschluss der Öffentlichkeit seine Naturpark-Politik und erlässt ohne jede öffentliche Diskussion neue Naturparkerklärungen. Diese bereits am 28. 06. 2006 unterschriebenen, aber erst im Staatsanzeiger der letzten Woche veröffentlichten Neu-Erklärungen enthalten lediglich die Außengrenzen der bestehenden Naturparks. Jegliche inhaltliche Konkretisierung fehlt. Schrieb Ministerpräsident Roland Koch in seinem Grußwort zur Schirmherrschaft im "Jahr der Naturparke 2006" noch "Denn das besondere an einem Naturpark ist ja, dass hier durch Schutz, Pflege und Entwicklung der Natur Vorbildlandschaften entstanden sind, die jedermann zu Gute kommen", so sind die Neu-Erklärungen gänzlich inhaltsleer. Weder enthalten die Erklärungen Ge- oder Verbote für den Umgang mit Natur und Landschaft, noch findet man Hinweise auf Konzepte oder Ideen, wie Freizeitnutzung, Regionalentwicklung und Landschaftsschutz harmonisiert werden können.

Auf Wunsch des Verbandes der Verband Deutscher Naturparks (VDN) wurde die Rechtsgrundlage im Bundesnaturschutzgesetz neu gefasst, so dass die Naturparks zu Vorbildlandschaften entwickelt werden können. Naturparks sind heute Gebiete, die "sich wegen ihrer landschaftlichen Voraussetzungen für Erholung besonders eignen und in denen ein nachhaltiger Tourismus angestrebt" wird und die sich zur Förderung der Regionalentwicklung eignen. Außerdem dienen Naturparks "der Erhaltung, Entwicklung oder Wiederherstellung einer durch vielfältige Nutzung geprägten Landschaft und ihrer Arten- und Biotopvielfalt". Naturparks sollen entsprechend dieser Zwecke individuell "geplant, erschlossen und weiterentwickelt werden".

Doch statt die Naturparks in Hessen Schritt für Schritt zu Beispiellandschaften der nachhaltigen Entwicklung im ländlichen Raum zu machen, greift die Landsregierung zum Etikettenschwindel. Die Naturparks werden ohne jede inhaltliche Bestimmung neu erklärt, so dass weiter mit dem Etikett geworben werden kann. Gänzlich absurd und inhaltsleer werden die Naturparks sein, wenn die Landesregierung, wie geplant, noch in diesem Herbst in ganz Hessen die Groß-Landschaftsschutzgebiete aufheben wird. Denn bisher wird der eigentliche Schutz der Landschaft durch die Bestimmungen der Landschaftsschutzgebietsverordnungen gewährleistet. Werden die Verordnungen mit der Neufassung des Hessischen Naturschutzgesetzes tatsächlich "gelöscht", wie es im Verwaltungsdeutsch heißt, dann erlischt auch jeglicher Schutz von Natur und Landschaft. "Die Naturparks existieren dann nur noch auf dem Papier", kritisiert BUND Vorstandsmitglied Herwig Winter.

Anderswo sind Naturparks wirklich ein Qualitätsmerkmal erläutert der NABU-Vorsitzende Gerhard Eppler und verweist beispielhaft auf den "Drömling" in Sachsen-Anhalt. Dort sind per Verordnung ganz konkret Naturschutzziele benannt. In Hessen war das Schutzniveau der Naturparks immer schon geringer als in den neuen Bundesländern. Aber im Landschaftsschutzgebiet musste bei Bauvorhaben zumindest die Untere Naturschutzbehörde einwilligen. Damit konnte die wilde Zersiedlung eingedämmt werden. Mit der für den Herbst geplanten Auflösung von 15 Landschaftsschutzgebieten mit über 600.000 ha Fläche werde dem Landschaftsverbrauch der Weg bereitet, so der NABU.

Weitere Auskünfte geben Ihnen:
Thomas Norgall
Naturschutzreferent des BUND Landesverband Hessen e.V.
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Quelle: Landesverband