19. Juni 2006

Stadt soll Blumen aus fairem Handel oder aus der Region kaufen

Von: Andreas Rossa

Bensheim. In einem gemeinsamen Schreiben bitten das Nord-Süd-Forum und der Orstverband des Bund für Umwelt- und Naturschutz (BUND) Bensheim den Magistrat, im Bereich der städtischen Dienststellen nur fair oder regional und saisonal produzierte Blumen zu beschaffen. Mit dieser Entscheidung soll der Magistrat auch eine entsprechende Öffentlichkeitsarbeit für zertifizierte Blumen verbinden.

Die beiden Organisationen betrachten die Stadtverwaltung als wichtige Nachfragerin von Schnittblumen für zahlreiche Anlässe. Mehrere Blumengeschäfte führen bereits Ware mit Gütesiegel aus fairem Handel und sind bereit, das Sortiment auszuweiten, wenn mehr nachgefragt wird. Leider fehle bisher diese Nachfrage, obwohl die Blumen mit Gütesiegel kaum teurer seien als konventionelle Ware. Die Stadt könne insofern eine Marktöffnungsfunktion einnehmen und einen praktischen Beitrag zur Entwicklungshilfe leisten, erklären die Sprecher des Nord-Süd-Forums und des BUND, Karl Kerschgens und Andreas Rossa.

Ein großer Teil der Schnittblumen, die in den Industrieländern auf den Markt kommen, werde in den so genannten Entwicklungsländern produziert. Blumen aus deutschen Gärtnereien machten nur noch 20 Prozent der Schnittblumen aus, die in hiesigen Blumengeschäften über den Ladentisch gehen. Der Rest werde zum großen Teil aus Südamerika und Afrika importiert. Umweltschutz und Menschenrechte werden dort häufig missachtet. Die Arbeiterinnen und Arbeiter auf den Blumenplantagen verdienten oft nicht mehr als 90 Cent pro Tag. Gesundheitsrisiken und Umweltschäden seien die Folgen von oftmals unkontrolliert eingesetzten Pestiziden. Besonders kritisch seien hierbei Rosen, da für deren Produktion massiv Pflanzenschutzmittel eingesetzt werden, die bei uns längst verboten sind.

Seit einigen Jahren gebe es verschiedene Gütesiegel für Blumen, die aus umweltgerechter und menschenwürdiger Produktion stammen und Kriterien wie Existenz sichernde Löhne, Verbot von (ausbeuterischer) Kinderarbeit, Gesundheitsvorsorge und Verbot hoch giftiger Pestizide erfüllen. Die bekanntesten Gütesiegel sind "FLP - Blumen aus menschen- und umweltschonender Produktion" und "fairfleurs" für Rosen, das von der gemeinnützigen Organisation Transfair vergeben wird. Der Blumenimporteur Omniflora aus Neu-Isenburg hat es sich zur Aufgabe gemacht, Großhandel und Supermärkte mit zertifizierten Rosen zu beliefern.

Alternativ zu importierten Blumen favorisieren Nord-Süd-Forum und BUND aus ökologischen Gründen solche von regional ansässigen Betrieben. Dadurch würden weite Transportwege und hohe Energieverbräuche vermieden, der regionale Markt gestärkt und gesundheitliche Risiken auch für die Gärtner und Verkäuferinnen minimiert, wenn auf umweltschonenden Anbau Wert gelegt wird.

Die Autoren des Briefes, Karl Kerschgens und Andreas Rossa, hoffen auf eine positive Reaktion seitens des Bensheimer Magistrats als Unterstützung menschen- und umweltschonender Arbeitsbedingungen weltweit.