14. März 2006

Bei der "Herrnwiese" geht es um weit mehr als um Landschaftsschutz

Von: Herwig Winter

Mörlenbach. Beim BUND-Ortsverband Mörlenbach ist man entsetzt über das ungebrochene Verhältnis zu einem ungebremsten Flächenverbrauch, wie es in der kürzlich veröffentlichten Presseerklärung der Mörlenbacher CDU zum Ausdruck kommt. Der Glaube an ein ständiges Wachstum verbunden mit Flächenverbrauch basiert darauf, dass derzeit die reichen Länder des Nordens Nahrungs-, Genuss- und selbst Futtermittel für Vieh sogar in den Hun-gerländern der Erde zu Billigstpreisen einkaufen und damit die landwirtschaftlichen Flächen der armen Länder des Südens für die Nahrungsmittelproduktion zugunsten der Bevölkerung vor Ort blockieren. Doch unversiegelte Fläche ist eine endliche Ressource im Sinne der Agenda 21, deren Verbrauch schnellstmöglich auf Null zurückgefahren werden muss. Wer wie die CDU meint, neue Arbeitsplätze nur dadurch schaffen und erhalten zu können, dass er ständig neue Flächen versiegelt, hat keine Zukunft. Denn die Grundlage aller gewerblichen Produktion bildet nun einmal die Landwirtschaft, die auf unversiegelte Flächen angewiesen ist, um darauf Produkte zur Ernährung der Menschen herstellen zu können.

Im Zusammenhang mit dem Bauleitplanverfahren "Herrnwiese" herrscht beim BUND Verwunderung darüber, mit welcher Oberflächlichkeit offenbar einige Gemeindevertreter Stellungnahmen von Trägern öffentlicher Belange lesen. Der BUND hatte in seiner Stel-lungnahme zu dieser Planungsmaßnahme der Gemeinde eine Reihe von Argumenten vorgetragen. Nur eines davon betraf den von Eugen Weber in der jüngsten Sitzung der Gemeindevertretung zitierten Landschaftsschutz. Doch gravierender sind zwei weitere Aspekte, die eine Bebauung dieses Areals äußerst kritisch erscheinen lassen: Zum einen ist nach Auffassung des BUND das Problem der Inanspruchnahme von Retentionsraum nicht einfach dadurch zu lösen, dass man das durch die Baumaßnahme verloren gehende Volumen durch Tieferlegung eines Teils des Geländes zu ersetzen ver-sucht. Denn für die Rückhaltung von Hochwasser spielt auch die zur Verfügung stehende Fläche eine entscheidende Rolle, weil auf größerer Fläche ein länger andauernder Rückhalteeffekt erzielt und darüber hinaus das Grundwasser durch Versickerung angereichert wird.

Zum anderen weist der BUND zum wiederholten Mal darauf hin, dass sich die Gemeinde Mörlenbach im Fall der Realisierung des Bebauungsplans "Herrnwiese" eine mögliche Alternative für eine Umgehungsstraße verbaut. Spätestens dann, wenn die derzeit noch favorisierte Variante O2 erneut eine Niederlage vor Gericht hinnehmen müsste, wäre die vom BUND ins Spiel gebrachte Variante M1 eine finanzierbare Alternative zur angeblich zu teuren Variante W4. Die Gemeinde Mörlenbach wäre also gut beraten, sich diese Alternative offen zu halten.

V.i.S.d.P.: Herwig Winter, Ortsbeauftragter