13. März 2006

Großflächige Vernichtung von Ackerböden bester Qualität

Von: Herwig Winter

Kreis Bergstraße. Insgesamt rund 50 ha Ackerfläche bester Qualität zu opfern, um ein Verkehrsproblem zu beheben, das sich auch ohne derart gravierenden Flächenverlust lösen ließe, ist nach Auffassung des BUND-Kreisverbandes Bergstraße nicht mehr zeitgemäß. Niemand bezweifelt, dass der Lampertheimer Stadtteil Rosengarten nach Fertigstellung der neuen Rheinbrücke eine Entlastung vom Durchgangsverkehr dringend benötigt. Doch dafür gibt es eine Möglichkeit, die ohne Flächenverbrauch auskommt, nämlich die Trogvariante im Verlauf der bisherigen Trassenführung. Es ist in diesem Zusammenhang auch nicht erforderlich, mit meterhohen Schallschutzwänden Rosengarten in zwei Teile zu zerschneiden. Ebenso gut denkbar ist die Abdeckung des Trogs mit einer Betonplatte, welche sogar dazu beitragen würde, die derzeit auf beiden Seiten der Durchgangsstraße gelegenen Siedlungsgebiete wieder miteinander zu verbinden.

Stattdessen aber unternimmt das Amt für Straßen- und Verkehrswesen Bensheim den untauglichen Versuch, ein akutes Verkehrsproblem mit den Mitteln der 70er Jahre des vergangenen Jahrhunderts zu lösen, als freie Landschaft noch endlos zur Verfügung zu stehen schien. Doch auf welchen Flächen sollen denn die Nahrungsmittel für die Menschen produziert werden, wenn die Versiegelung der freien Landschaft ständig ungebremst voranschreitet? Immer mehr Politiker denken derzeit darüber nach, dass auf landwirtschaftlichen Flächen künftig auch Energiepflanzen angebaut werden müssten, um die zur Neige gehenden fossilen Energieträger zumindest teilweise zu ersetzen. Wie aber passt das zusammen mit Entscheidungen, die die Fläche für nachwachsende Rohstoffe immer weiter schrumpfen lässt?

Von Zukunftsfähigkeit kann im Zusammenhang mit dem gerade kürzlich durch das Regierungspräsidium Darmstadt zum Abschluss gebrachten Raumordnungsverfahren für die Umgehung von Rosengarten jedenfalls keine Rede sein. Das lassen nicht zuletzt die Stellungnahmen der Landwirtschafts- und Naturschutzbehörden klar erkennen. 15 ha Fläche würden dem Straßenbau direkt zum Opfer fallen, weitere 30 bis 40 ha wären indirekt betroffen durch Immissionen oder gingen der Landwirtschaft durch anderweitig erforderliche Ausgleichs- und Schutzmaßnahmen verloren.

Der BUND fordert die zuständigen Planungsbehörden und Entscheidungsträger dazu auf, über die Umgehungsplanung um Rosengarten noch einmal nachzudenken. Auch die Bundesrepublik Deutschland hat sich der von der Staatengemeinschaft 1992 in Rio de Janeiro verabschiedeten Agenda 21 verpflichtet, die global die nachhaltige Nutzung von Ressourcen zum Ziel setzt. Landwirtschaftliche Nutzfläche stellt in diesem Sinne eine endliche Ressource dar, deren Verbrauch durch Versiegelung gleichzusetzen ist der Wüstenbildung. Für politische Entscheidungsträger in Kommunen, Kreisen und dem Land erscheint es nur deshalb opportun, immer noch Straßentrassen in die freie Landschaft statt unter die Erde zu legen, weil die reichen Länder des Nordens Nahrungs-, Genuss- und selbst Futtermittel für Vieh sogar in den Hungerländern der Erde zu Billigstpreisen einkaufen und damit die landwirtschaftlichen Flächen der armen Länder des Südens für die Nahrungsmittelproduktion zugunsten der Bevölkerung vor Ort blockieren. Das kann auch im Sinne künftiger Generationen so nicht weitergehen, weshalb Freiflächen dringend des nachhaltigen Schutzes bedürfen und nur noch zur Disposition gestellt werden sollten, wenn es keine Alternativen gibt. Im Fall der Umgehung von Rosengarten aber gibt es Alternativen zu einem großflächigen Landschaftsverbrauch.

V.i.S.d.P.: Herwig Winter, Beisitzer im Kreisvorstand