19. Mai 2006

GVO Maislinie MON 810 verfügt nicht über gentechnikrechtliche Genehmigungen

Von: BUND Hessen

Frankfurt. In einem Schreiben an die Deutsche Landwirtschaftsgesellschaft (DLG), die im Rahmen der diesjährigen DLG-Feldtage auf der Staatsdomäne Baiersröderhof in Hammersbach gentechnisch veränderten Mais präsentieren will, fordert das Aktionsbündnis "Keine Gentechnik auf Hessens Feldern und in hessischen Lebensmitteln" den Abbruch des Anbaus der GVO Maislinie MON 810.

Michael Rothkegel, Sprecher des Aktionsbündnisses: "In Berlin wurde kürzlich von der Bundestagsfraktion von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN ein Rechtsgutachten vorgestellt, das zu dem Schluss kommt, dass die in Deutschland verwendeten Sorten der GVO Maislinie MON810 nicht über die erforderlichen gentechnikrechtlichen Genehmigungen verfügen. Der Vertrieb und der Anbau von MON 810-Saatgut wäre demnach in Deutschland nicht erlaubt".

Hintergrund sei, dass das Zulassungsverfahren für die Linie MON810 auf der Grundlage der EU-Freisetzungsrichtlinie aus dem Jahr 1990 durchgeführt wurde. Die Entscheidung der EU-Kommission von 1998 über die Zulassung dieser Maislinie bezog sich allerdings nur auf bestimmte in Frankreich anzubauende Sorten und nicht auf die vor kurzem von Bundesminister Horst Seehofer in Deutschland zugelassen Sorten. Von daher bestehe für die hier verwendeten Sorten seit 1998 eine gentechnikrechtliche Zulassungslücke.

Hinzu komme, dass mittlerweile schärfere Zulassungskriterien für gentechnisch veränderte Produkte gelten. Seit 2003 dürften gentechnisch veränderte Organismen, die für Lebensmittel prinzipiell verwendet werden dürfen, nur nach einer umfassenden Lebensmittelsicherheitsprüfung zugelassen werden. MON810 sei im Rahmen eines solchen Verfahrens und anhand der aktuellen Vorschriften offensichtlich bisher überhaupt nicht geprüft worden. Genehmigte Erzeugnisse seien darüber hinaus nach altem Recht nur für eine Übergangsfrist bis Ende 2006 zugelassen, und dies auch nur dann, wenn eine ordnungsgemäße Meldung in Brüssel erfolgt ist. Diese Meldung sei bezüglich der Maislinie MON810 aber nicht erfolgt.

Michael Rothkegel: "Die Bedenken gegen insektizidresistenten Genmais bestehen nicht nur auf Grund der fragwürdigen Zulassung, sondern auch auf Grund von verschiedenen Studien, die ganz klar ökologische und gesundheitliche Gefahren der Agrogentechnik feststellen." Eine vom Agrogentechnik-Saatguthersteller Monsanto selber in Auftrag gegebene Studie habe ergeben, dass es bei den Versuchstieren (Ratten), die mit MON863 gefüttert wurden, zu verschiedenen Veränderungen an Organen kam, unter anderem zu einer Verminderung der Anzahl weißer Blutkörperchen, zu einer Erhöhung des Blutzuckerspiegels und zu Veränderungen an den Nierenkanälchen. Eine aktuelle Fütterungs-Studie mit MON810 der Universität Piacenza mit Schweinen habe Veränderungen von Blut, Leber und Niere ergeben.

Michael Rothkegel: "Eine nicht zugelassene oder umstrittene GVO-Sorte darf auf keinen Fall zu Demonstrationszwecken im Rahmen der DLG Feldtage angebaut werden. Die Mehrheit der Landwirte und der Verbraucher lehnen den Einsatz der Gentechnik in der Landwirtschaft und in Lebensmitteln ab. Ich fordere Umweltminister Dietzel auf, dafür Sorge zu tragen, dass der Anbau von Mon 810 auf der Staatsdomäne Baiersröderhof abgebrochen und das entsprechende Feld umgebrochen wird."

Weitere Auskünfte gibt Ihnen:
Michael Rothkegel
Geschäftsführer BUND Landesverband Hessen e.V.
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Quelle: Landesverband