9. August 2007
Bislang noch nicht dagewesene Landschaftsverschandelung
Von: Herwig Winter
Bleibt der Odenwald so idyllisch?
Heppenheim. Wer von Mitlechtern aus in das Igelsbacher Tal hineinwandert, gelangt in einen Teil des Odenwaldes, der durch Urwüchsigkeit und landschaftlichen Reiz gekennzeichnet ist. Der Igelsbach ist gesäumt von Feuchtwiesen, die übergehen in Felder, Weiden und herrliche Streuobstwiesen, umgeben von kleineren und größeren Waldparzellen. Doch nach dem Willen der Gemeinde Rimbach soll sich das schon bald beträchtlich ändern. Denn am Eingang zum Igelsbacher Tal ist ein Gewerbegebiet mit riesigen Produktionshallen auf einer Fläche von mehreren Hektar geplant. Das derzeit noch paradiesisch anmutende Odenwaldtälchen wird nach Auffassung des BUND-Ortsverbandes Mörlenbach-Rimbach eine Landschaftsverschandelung erfahren, wie sie im Weschnitztal bislang noch nicht vorgekommen ist.
Beim BUND hat man für diese Planungsabsicht der Gemeinde Rimbach nicht das geringste Verständnis. Denn zum einen verfügt die Gemeinde an anderer Stelle über genügend große, bereits genehmigte Gewerbeflächen, zum anderen hat eine Unternehmung dieser Größenordnung in einem Landschaftsschutzgebiet absolut nichts verloren. Doch genau hierin liegt wohl die Crux der Angelegenheit, denn einmal mehr dürfte ein Bürgermeister im Odenwald darauf spekulieren, dass die hessische Landesregierung beschlossen hat, das Landschaftsschutzgebiet Bergstraße/Odenwald abzuschaffen.
Für den BUND ist das aber noch lange kein Grund, dermaßen verantwortungslos mit einem solchen Kleinod wie dem Igelsbacher Tal umzugehen. Zumal es sich nach dem rechtsgültigen Raumordnungsplan sowohl um einen Bereich für Schutz und Entwicklung von Natur und Landschaft als auch um einen Bereich für die Grundwassersicherung handelt. Erschwerend kommt noch hinzu, dass zumindest der rückwärtige Teil des Planungsgebietes in der Schutzzone II eines Trinkwasserschutzgebietes liegt. Weshalb Bürgermeister Hans-Jürgen Pfeifer also ausgerechnet einen der landschaftlich reizvollsten Teile seiner Gemarkung ebenso wie Teile seiner Trinkwasserversorgung einer gigantischen Industrieansiedlung opfern möchte, wird er den Anwohnern und zahlreichen Naherholungssuchenden schwerlich erklären können. Beim BUND erwartet man deshalb auch, dass sich gegen diese kaum noch zu überbietende Landschaftsverschandelung Widerstand in der Bevölkerung bilden wird. Dieser Widerstand kann mit der uneingeschränkten Unterstützung des BUND bis hin zu rechtlichen Schritten rechnen.
Dem Unternehmen, das hinter dieser Planung steht, empfiehlt der BUND dringend, sich nach geeigneten Flächen in der Rheinebene umzusehen. Dort sind derzeit noch reichlich ausgewiesene und damit genehmigte, bislang aber nicht genutzte Gewerbeflächen vorhanden, die auch die Option einer späteren Betriebserweiterung offen lassen. Und sie haben gegenüber der Fläche im Igelsbacher Tal den kaum zu unterschätzenden Vorteil, aus der Sicht des Landschafts- und Naturschutzes unbedenklich zu sein.