21. Juni 2007

ICE Neubaustrecke Rhein-Main-Neckar: Verwunderung über Projektbeirat

Von: BUND Hessen

Frankfurt/Wetzlar. Am 20. Juni 2007 wurde zur Hochgeschwindigkeits-Neubaustrecke Rhein/Main - Rhein/Neckar von Frankfurt nach Mannheim ein die Planung begleitender Projektbeirat für den hessischen Abschnitt gegründet. In ihm sind neben der Bahn und dem Land Hessen die Landkreise und Kommunen entlang der Strecke vertreten. Verwundert zeigen sich Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) und Naturschutzbund Deutschland (NABU) über die Entscheidung, keine Vertreter der Naturschutzverbände in diesen Projektbeirat zu berufen. Denn gerade der Bereich der von der Bahn favorisierten Strecke berührt entlang den Autobahnen A5 im Norden und südlich Darmstadts der A67 hochsensible große Waldabschnitte, die zum größten Teil nach den europäischen Naturschutzrichtlinien auch als FFH- und Vogelschutzgebiete ausgewiesen sind.

Für den Lorscher Gerhard Eppler, Vorsitzender des NABU Hessen ist diese Nichtberufung völlig unverständlich, denn gerade die unter Leitung von Landrat Mathias Wilkes im Kreis Bergstraße einberufene Arbeitsgruppe hat gezeigt, dass es möglich ist, einvernehmliche Lösungsvorschläge mit Kreis, Kommunen, Bürgerinitiativen und Naturschutzverbänden zu erarbeiten.

Brigitte Martin, Vorstandssprecherin des BUND Hessen aus Darmstadt ergänzt, dass für die Verbände neben der Erhaltung des Lebensraums für Tiere und Pflanzen gerade der Mensch und dessen Schutz vor noch mehr Lärm im schon vorbelasteten Ballungsraum im Mittelpunkt der Betrachtung der Naturschutzverbände steht.Ziel ist es daher für BUND und NABU, dass die Bahn-Planung alle Interessen in der Gesamtschau erfasst und die Belange von Mensch und Natur gleichermaßen in die Lösungsvorschläge der Trassenfindung eingehen.

Eine Chance wird mit der Nichtberufung der Naturschutzverbände in den Projektbeirat verpasst, konstatieren daher die Vorsitzenden, da es schon von den naturschutzfachlichen Anforderungen her keine Lösungen geben darf, die einseitig in die Natur eingreifen. Auch der Mensch mit dem Schutzgut Naherholung ist Teil der Natur, so Gerhard Eppler.

In einem Brief an den Vorstandsvorsitzenden der Deutschen Bahn AG Dr. Hartmut Mehdorn legen BUND und NABU dar, dass sie den Bau der ICE-Neubaustrecke Rhein/Main - Rhein/Neckar grundsätzlich als umweltfreundlichere Alternative zum Flug- und Individualverkehr sehen. Sie begrüßen die Absicht der Planer, eine möglichst enge Bündelung mit Bundesautobahnen zu erreichen, damit keine, auch für die Natur nicht nutzbare Zwickel-Rest-Flächen zwischen Bahn und Autobahn entstehen.

NABU und BUND weisen ferner darauf hin, dass auch schon in der landesplanerischen Beurteilung im Raumordnungsverfahren festgehalten wurde, dass durch die Neubaustrecke keine weiteren neuen west- und südexponierten Waldränder geschaffen werden sollen. Die Waldränder, die nach Westen oder Süden offen sind, sind für Sturmschäden besonders anfällig, so dass die freigestellten Bäume leichter umfallen und die Waldeingriffe daher weitaus höher zu bewerten sind als bei nach Osten oder Norden offenen Waldrändern.

Durch die Einigung von Politik und Bahn, den Darmstädter Hauptbahnhof nur eingleisig anzuschließen, regen die Verbände an, die Trasse schon nördlich von Darmstadt auf der Westseite der Autobahnen zu führen. Nicht nur der Waldrand wäre dann stabiler, so BUND-Sprecherin Brigitte Martin, sondern auch die Stadt Weiterstadt, die Siedlung Tann in Darmstadt, die Kommunen Griesheim und Pfungstadt könnten so besser mit entsprechendem Lärmschutz vor dem Lärm von Autobahn und Bahn zusammen geschützt werden. Auch beim weiteren Streckenverlauf ist diese integrierte Lärm-, Erschütterungs- und Planungsbetrachtung für Bahn und Autobahnen unerlässlich, sollen doch teilweise nach uraltem Baurecht Autobahnen und Raststätten ausgebaut und verschiedene marode Brücken neu über die Autobahn erbaut werden. Da die Brücken über die Autobahn und die ICE-Trasse zu schmal und zu niedrig wären, müssten sie wenige Jahre später beim Bau der ICE-Trasse wieder abgerissen werden. Ein Unding, so Gerhard Eppler und Brigitte Martin.

Rückfragen an:Gerhard Eppler, Vorsitzender des NABU HessenTelefon 06257 507 9120 mobil 0160 / 8090211 Brigitte Martin, Vorstandssprecherin des BUND HessenTelefon 06151 37931 mobil 0175 2344689