6. Dezember 2007

Kürzerer Tunnel und dafür tiefere Krater in der Landschaft bei Realisierung der O2

Von: Kreisverband Bergstraße, Herwig Winter

Der BUND-Ortsverband Mörlenbach kritisiert die Verschlechterung einer an sich schon schlechten Planung. Aus der bei der abschließenden Sitzung des projektbegleitenden Arbeitkreises vom Amt für Straßen- und Verkehrswesen Bensheim (ASV) vorgestellten endgültigen Planung der Variante O2 geht hervor, dass die ursprünglich vorgesehene Länge des Tunnels durch den Kisselberg von 600 m auf nur noch 500 m verkürzt wird. Das hat einen rund 100 m breiten und bis zu 200 m langen Krater in der Landschaft neben der Grillhütte zur Folge. Drei weitere tiefe Krater von etwa 100 Metern Durchmesser werden nach dem Willen der Straßenplaner auf dem Vohberg und der Kisselhöhe entstehen, wenn die Umgehung von Mörlenbach in Form der Variante O2 tatsächlich umgesetzt wird.

Da bergeweise Erdaushub anfällt, muss dieser auch aufgefüllt werden, teilweise weit abseits der eigentlichen Trassenführung beispielsweise auf einer Waldwiese nord-östlich der Panoramastraße. Die Landschaft zwischen Mörlenbach, Weiher und Mumbach wird ein völlig neues Gesicht erhalten, zusätzlich verunstaltet durch zwei mehrere hundert Meter lange und zwischen 15 und 20 Metern hohe Stahlbetonbrücken über das Weschnitztal bei Reisen und über den Stausee im Weiherer Tal.

Doch nicht nur die Eingriffe in das Landschaftsbild sind nach Auffassung des BUND-Ortsverbandes Mörlenbach gravierend, sondern auch die Zerstörung von Lebensräumen für Tiere, die nach dem europäischen, deutschen und hessischen Naturschutzrecht strengen Schutzbestimmungen unterliegen. Beim BUND ist man deshalb sicher, dass die Planung nicht in Einklang zu bringen ist mit den rechtlichen Vorgaben, zumal schon jetzt zu erkennen ist, dass die Ausgleichsmaßnahmen, die die Planung vorsieht, die nachhaltigen Zerstörungen nicht kompensieren können. Hinzu kommt, dass vor dem eigentlichen Baubeginn die Ausgleichsmaßnahmen bereits ihren Zweck erfüllen müssten, was nach Auffassung des BUND Jahre wenn nicht gar Jahrzehnte in Anspruch nehmen würde.

Doch von zentraler Bedeutung ist das in den einschlägigen Rechtsvorschriften vor allem der europäischen FFH-Richtlinie vorgeschriebene Vermeidungsgebot, das die Störung oder gar Zerstörung von Lebensräumen bedrohter Arten nur dann zulässt, wenn es keine anderweitige, zufriedenstellende Lösung gibt. Im Falle der Umgehung von Mörlenbach aber gibt es eine solche Lösung, nämlich die Untertunnelung. Diese Variante kann mittlerweile längst auch kostenmäßig mit der O2 konkurrieren, denn die Ausgleichsmaßnahmen, die vor dem Baubeginn abgeschlossen sein und funktionieren müssen, sind ausgesprochen kostenträchtig. Im Übrigen ist Zeit bekanntlich auch Geld: Eine Untertunnelung ließe sich um viele Jahre eher als die O2 realisieren. Die vom ASV vorgestellte Planung kann auf der Homepage des BUND-Ortsverbandes Mörlenbach www.tunnelloesung.de eingesehen werden.