14. Mai 2007
Sie spielen Gott und sind doch nur stümperhafte DNA-Klempner
Von: Herwig Winter
Frankfurt. Die Ergebnisse einer Millionen von Jahren währenden Evolution oder das, was gläubige Menschen Schöpfung nennen, ist eingefleischten Gentechnikern alles andere als heilig. Kaum dass die Spitze des Eisbergs sichtbar wurde von dem, was DNA ist und wie sie im noch lange nicht geklärten, unglaublich komplexen Gefüge des Lebens wirkt, da versuchen sich die vorgeblich dem Fortschritt Verschriebenen bereits mit Bastelarbeiten am Erbgut. Sie spielen Gott und sind doch nur stümperhafte DNA-Klempner. Aus ihren Augen blitzt weniger der Forscherdrang als vielmehr das Dollarzeichen. Zu weit über 90 Prozent sind sie der Industrie, vor allem der chemischen, und keineswegs der unabhängigen Forschung verpflichtet.
Derzeit versuchen Chemiegiganten wie Monsanto, Bayer, Syngenta, BASF, DOW und DuPont weltweit das Erbgut von Tieren und Pflanzen mit Patenten zu belegen, um sich den potenziellen Reibach rechtzeitig zu sichern, und machen dabei auch vor Menschen nicht halt. Ein weiteres Standbein, mit dem sie jedenfalls auf dem amerikanischen Kontinent schon fest auf dem Boden stehen, ist die sogenannte Grüne Gentechnik. Diese Technik dient nur einem einzigen Zweck: Die alleinige Herrschaft über das Saatgut von Nutzpflanzen und damit deren Vermarktung zu erringen. Amerikanische Biobauern bekommen das mittlerweile besonders hart zu spüren: Als Opfer von Auskreuzungen der genmanipulierten Pflanzen müssen sie sich auch noch gegen die Staatsmacht zur Wehr setzen, die die Chemieriesen mit dem Vorwurf der illegalen Verwendung ihres Saatguts auf sie hetzen.
Den sogenannten Entwicklungsländern lügt man wieder einmal die erfolgreiche Bekämpfung des Hungerproblems in die Tasche. Dabei haben, wie sich beim Anbau genmanipulierter Baumwolle in Indien herausstellte, noch nicht einmal die einfachsten Versprechen auf Ertragssteigerungen Bestand. Im Gegenteil, reihenweise Missernten aufgrund von Befall durch Schädlinge, gegen die die Baumwolle resistentmanipuliert sein sollte, trieben Landwirte in den Ruin.
Derzeit ist die Eroberung Europas auf der Agenda der Chemiegiganten. Monsanto wollte in Nordhessen Fuß fassen und ist fürs Erste am Widerstand der Bevölkerung vor Ort gescheitert. Und schon jault ausgerechnet die konservative Politikerschaft, deren "C" im Namenszug ihrer Partei eigentlich zur Bewahrung der Schöpfung verpflichten sollte, dass Deutschland vom Fortschritt in der Welt abgekoppelt zu werden droht.
Damit kein Missverständnis aufkommt: Genforschung und auch Gentechnik könnte viel Segen für die Menschheit bringen und hat auch bereits durchaus segensreiche Erfolge vorzuweisen, was die Analyse von Erbgut und die Bekämpfung von Krankheiten betrifft. Doch genmanipulierte Lebewesen, die sich und damit die genetische Veränderung vermehren können, gehören in Hochsicherheitslabors und auf gar keinen Fall in die freie Natur, aus der sie nicht mehr rückholbar sind, wenn sich eines Tages herausstellt, dass sie sich alles andere als segensreich auswirken. Es ist ganz und gar unverantwortlich, mit transgenen Lebewesen sozusagen im Freilandversuch herumzuexperimentieren.
Vor diesem allzu ernsten Hintergrund eine nicht ganz ernst gemeinte Schlussbetrachtung: Das Heer der Fortschrittsgläubigen schreitet voran. Im weiten Feld des menschlichen Genoms, auf dem fast täglich neue Gene zum Vorschein kommen, die für dies und jenes verantwortlich gemacht werden, wird man in nicht allzu ferner Zukunft auch das Gen für Raffgier ausfindig machen, welches über sein Allel, das Verantwortungsbewusstsein genetisch bedingt, dominiert. Und genetische Analysen werden dann ans Tageslicht bringen, dass in der CDU überwiegend Mischerbigkeit und in der Chemieindustrie Reinerbigkeit in Bezug auf diesen Erbgang vorliegt. Ob sich bis dahin schon die Erkenntnis durchgesetzt haben wird, dass das Raffgier-Gen ein Terminator-Gen ist?
Quelle: Landesverband