27. November 2007

BUND und Landesverband Windenergie kritisieren CDU-Polemik gegen die Windenergienutzung

Von: BUND Hessen

Der hessische Landesverband des BUND und der Landesverband Windenergie setzen sich für den weiteren Ausbau der Windenergie wie auch für die anderen erneuerbaren Energien und die Energieeinsparung (Effizienz) ein.

Herwig Winter, Vorstandssprecher des BUND: "Ich bin entsetzt darüber, mit welchen unsachlichen Argumenten im hessischen Landtagswahlkampf insbesondere die CDU gegen den Ausbau der Windenergie polemisiert. Angesichts der nicht mehr zu leugnenden Gefährdungen des Weltklimas, angesichts der Energiepreisentwicklung und der notwendigen Generationengerechtigkeit in Bezug auf Rohstoffreserven ist es unverantwortlich, Ängste durch Titulierungen wie "Windkraftmonster" zu schüren und die Windkraftnutzung zu diskreditieren."

Der BUND hat in seinen Stellungnahmen zu den Regionalplanentwürfen für Nord-, Mittel- und Südhessen berechnet, dass nur ca. 1% der Landesfläche als Windvorranggebiet ausgewiesen werden müsste, um 20% des Strombedarfs aus Windenergie zu erzeugen. Den Belangen der Bevölkerung (Abstände der Anlagen zu Siedlungen), des Natur- und Artenschutzes, insbesondere auch des Vogelschutzes, könne dabei nach den gesetzlichen Vorschriften Rechnung getragen werden.

Die in den Regionalplänen vorgesehenen pauschalen Abstandsflächen um Natura 2000 Gebiete ließen sich weder aus dem europäischen Recht noch aus den sachlichen Erfordernissen der Schutzgüter herleiten. Vorrangkonzepte für Windenergieanlagen sollten nach Auffassung des BUND deshalb auf die konkreten Erfordernisse der einzelnen Schutzgebiete abstellen.

Herwig Winter: "Zur Beseitigung der Rechtsunsicherheit durch die jüngste Rechtsprechung sollte die Gefährdung des Rotmilans und anderer Großvögel durch WEA an bestehenden Anlagen im EU-Vogelschutzgebiet "Vogelsberg" unbedingt geprüft werden."

Hessen habe bei der Windkraftnutzung wie auch bei anderen erneuerbaren Energien großen Nachholbedarf: Sachsen-Anhalt habe schon einen Windstromanteil von 38%, über 30% Windstromanteil hätten Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg, Hessen dagegen nur 1,8%. Auch Mittelgebirgsländer wie Thüringen und Rheinland-Pfalz hätten mit 10% bzw. 8% schon höhere Windstromanteile als Hessen.

Joachim Wierlemann, Landesarbeitsgemeinschaft Erneuerbare Energien und Vorsitzender des hessischen Landesverbandes Windenergie, kritisiert, dass die Landesregierung den Ausbau der Windkraft blockiert, und fordert eine Kehrtwende. Er verweist darauf, dass die Windkraftnutzung eine wirtschaftliche Erfolgsgeschichte ist: "235.000 Beschäftigte zählt die Branche der erneuerbaren Energien, davon allein 75.000 im Bereich der Windenergie. Bis 2020 können es sogar 500.000 Jobs bei den Erneuerbaren und rund 110.000 Arbeitsplätze (und Ausbildungsplätze!) bei der Windkraft sein."

Wierlemann betont, dass die Windkraft entgegen mancher Einwände grundlastfähig sei. Im Stromverbundnetz würden regional schwankende Windangebote untereinander und mit den ergänzenden Angeboten der anderen erneuerbaren Energien ausgeglichen. Das Projekt KOMBIKRAFTWERK, das mit Unterstützung des ISET Instituts in Kassel entwickelt wurde zeige, dass sich Wind, Wasserkraft, Biomasse und PV zur Grund- und Mittellast verbinden lassen.

In seiner positiven Einschätzung zur Windenergie sieht sich der BUND auch durch Aussagen von kompetenter wirtschaftlicher Seite bestätigt. Professor Dr. Norbert Walter, Chefvolkswirt der Deutschen Bank, in einem Beitrag für die FNP am 17.11.2007 (Auszüge):

"Heute schon ist die Emission von Treibhausgasen aus ökologischen Gründen unvertretbar groß. Der Klimawandel gefährdet durch Dürren, Überflutungen, katastrophale Stürme die Lebensgrundlagen von Milliarden Menschen ...

In dieser beklemmenden Situation gilt es, alle Register zu ziehen, alle Potenziale zu nutzen ...

Ein solches Feld ist die Windenergie in Deutschland. Wir sind mit den Dänen hier die Meister der Entwicklung. Wir haben früh angefangen, haben technisch und konzeptionell gute und wichtige Arbeit geleistet. Die Politik hat über Starthilfe und Regulierung wichtige Wegbereiteraufgaben übernommen. Die Produktivitätsfortschritte bei den Windturbinen sind höchst beachtlich. Deutschland ist und das ist das Wichtigere der größte Produzent von Windanlagen. Aber auch die Nutzung des Windes in Deutschland ist beachtlich. In den windreicheren nördlichen Bundesländern ist die Einspeisung der Windkraftwerke in die Stromnetze oftmals bereits größer als aus anderen Quellen. Das hat mit neuen Anlagen (Repowering) zu tun. Die Wirtschaftlichkeit steigt aber auch auf Grund größerer Wartungsfreundlichkeit (etwa bei getriebelosen Anlagen). Noch immer gibt es freilich kräftige Widerstände gegen diese Art der Energiegewinnung. Verschandelung der Landschaft wird beklagt, Geräuschbelästigung. Immer wieder wird darauf hingewiesen, dass bei Windmangel ein weiterer Kapitalstock für Energiebereitstellung vorzuhalten ist, um die Sicherheit der Energieversorgung zu gewährleisten ...

So etwa kann man die Überschussenergie (die ja unerschöpflich ist) wie Wind und Sonne etwa zum Pumpen von Wasser in höher gelegene Stauseen verwenden, um dann bei Windstille mit Wasserkraft aus den Speicherseen Strom zu erzeugen. Oder man kann Biogasanlagen, die etwa zur Nutzung von Tierabfällen existieren, in Zeiten von Windstille dazuschalten. Oder aber man installiert effiziente Stromverbundsysteme (Gleichstrom), durch die die Windernte im Zeitablauf stabiler ist." ...