29. August 2008

Streuobstwiesen - wie lange noch?

Von: Sonja Gärtner

Der Bund für Umwelt- und Naturschutz Deutschland (BUND) sorgt sich um die Zukunft des hessischen Streuobstes. Die gute Ernte in diesem Jahr wird zu einer aktuellen Bedrohung, weil viele der alten Bäume unter der Last des Obstes zusammenbrechen können. "Werden die schweren Äste nun nicht gestützt, können im schlimmsten Fall ganze Bäume auseinanderbrechen", erläutert Sonja Gärtner vom BUND. Mit einer Kartierung versuchen nun landesweit BUND-Gruppen zu ermitteln, wie viel Streuobstbäume es in Hessen überhaupt noch gibt. Im letzten Jahrhundert nahm die Zahl der hochstämmigen Obstbäume in Hessen lokal um 95% ab. Wie viele Hochstämme es heute noch gibt, weiß jedoch niemand, denn die letzte Erfassung liegt 20 Jahre zurück.

Über 40 BUND-Ortsverbände werden in den nächsten Tagen mit der Bestandsaufnahme der Streuobstbäume ihrer Gemarkung beginnen. Sie werden hierzu nach einem festgelegten Schema z. B. die Anzahl und das Alter der Bäume sowie deren Pflegezustand erfassen. Um die Vergleichbarkeit zu gewährleisten, entspricht die Methode in den Hauptkriterien bewusst der Kartieranleitung der letzten Zählung vor rund 20 Jahren.

Die BUND-Bestandsaufnahme soll exemplarisch aufzeigen, wie stark die hessischen Streuobstbestände seither abgenommen haben. Sie ist außerdem wichtige Grundlage für Schutzmaßnahmen aller Art. Der BUND erhofft sich Hinweise auf den regionalen Bedarf zur Neupflanzung und zur verbesserten Gestaltung von Fördererprogrammen, die zur Sanierung alter Bestände und für spezielle Biotopschutzmaßnahmen unerlässlich sind. Die praktischen Kartierarbeiten werden die BUND-Gruppen zugleich nutzen, um auf die vielfältigen Funktionen des Streuobstes für die Naherholung und den Naturschutz aufmerksam zu machen.

Streuobstwiesen gehören zu den besonders geschützten Biotopen gemäß Hessischem Naturschutzgesetz. Sie bieten Lebensraum für rund 5000 Tier- und Pflanzenarten, wirken sich positiv auf das örtliche Klima aus, liefern das Kelterobst und sind wichtige Elemente der historischen Kulturlandschaft. Doch trotz ihres unstrittig hohen Wertes sind sie nach wie vor insbesondere durch Bebauung und Nutzungsaufgabe bedroht.