1. April 2009

Staudinger: Nicht zu verachten - Lärm, Verkehr, Abwärme, Schattenwurf durch Block 6

Von: Dr. Werner Neumann

Am 1. April blieb kein Raum für Aprilscherze. EONs Pläne sind ernst zu nehmen. Trotz vielfältiger Einwände von Kommunen, BUND und Bürgerinitiative wird das Vorhaben bis zum letzten Komma verteidigt. Heute ging es um die kommunale Bauplanung, Verkehr, Lärm, Abwärme in den Main und den Schattenwurf des geplanten Kohlekraftwerksblocks.

Am Vormittag stellten die Kommunen Stadt Hanau, Hainburg und Alzenau dar, wie durch den geplanten Bau des Blocks 6 und die damit verbundenen erhöhten Umweltauswirkungen ihre kommunale Bauleitplanung beeinträchtigt wird. Wo also zukünftige und zusätzliche Auswirkungen zu erwarten sind, da kann eine Gemeinde kein neues Wohngebiet mehr planen. Kommunale Gestaltung von Wohnen, Gewerbe, Naturräumen wird eingeschränkt. Bei Alzenau am Spessartrand kommen noch besondere Beeinträchtigungen des Tourismus hinzu.

Immense Lärmbelastung bei Bau und Betrieb

Die Diskussion des Verkehrs durch das Kohlekraftwerk und die Lärmauswirkungen zeigten nachmittags die riesigen Dimensionen des Projekts. Insgesamt (Blöcke 4-5) sollen jährlich 3,2 Millionen Tonnen Kohle angefahren werden, etwa jeweils zur Hälfte per Schiff und per Bahn. Besonders der Bahnverkehr wird dabei deutlich anwachsen, damit verbunden sind deutlich erhöhte Lärmbelastungen in schon jetzt hoch lärm-belasteten Hanauer Stadtteilen. Für die Kommunen forderte Rechtsanwalt Möller-Meinecke eine Gesamtbilanz für die Lärmbelastung, da immer nur begrenzte Aspekte betrachtet wurden. Hohe Probleme werden in der Bauphase erwartet. Für den BUND stellte Dr. Neumann klar, dass die Alternativen Stromeinsparung, dezentrale Kleinkraftwerke und Wind-, Biomasse- und Solaranlagen mit minimaler Lärmbelastung verbunden sind.

Wärmelastplan für den Main fehlt

Dies betrifft auch die Abgabe von Abwärme in den Main. EON verspricht zwar mit Stilllegung der Blöcke 1 und 3 aufgrund der Wärmeabgabe über den Kühlturm die Abwärme von 500 auf 10 MW zu reduzieren. Grund ist, dass ohnehin der Main im Sommer aus Bayern kommend schon bis zu 28° aufgeheizt ist und ein weiterer Wärmeeintrag sich ohnehin verbietet. Hierbei wurde vom BUND offen gelegt, dass es weder für die bayerische noch die hessische Seite einen Wärmelastplan gibt, der den Wärmeeintrag regelt und begrenzt. Hohe Temperaturen werden durch die Behörden erlaubt, weil der aufgestaute Main als "Karpfen-Gewässer" eingestuft ist. Der BUND forderte daher, maximale Temperaturen von nur noch 25-26° C anzusetzen, weil in 10-20 Jahren die Durchgängigkeit des Mains sicher verbessert sei und man dann hoffe den Main in ein "Lachs-Gewässer" zu verändern.

Kritik wurde von Thorwald Ritter (BUND) vorgetragen, weil der durch die Verlagerung des Kohlelagers freiwerdende Bereich nicht als Überschwemmungsbereich (Rückhalteraum bei Hochwasser) genutzt werde. Statt dessen stelle EON seinen Kraftwerkblock 6 dorthin. Dies sei aber gemäß dem Regionalplan untersagt.

Bis 10% weniger Sonnenschein durch Kühlturm-Wolken

Den Abschluss des Tages bildete eine Diskussion über die Verschattung der Gegend durch die Kühlturmschwaden. Nach Auffassung von EON sei eine Einschränkung der Sonnenscheindauer von 5-10 % (jährlich) hinzunehmen. Die Sonne scheine ohnehin nicht jedes Jahr in gleicher Weise. Monika Heilmann-Winter von der BI Stopp Staudinger trug deutliche Kritik vor, denn Einschränkung des Sonnenlichts bedeute: "da ist der Arzt nicht weit". RA Möller-Meinecke verwies auf Gerichtsentscheidungen, die ein Recht auf 2 Stunden Sonnenlicht am kürzesten Tag bestimmt hätten.

So zeigten sich auch bei Lärm, Abwärme und Schatten erhebliche Einschränkungen und Belastungen, die allesamt zeigen, dass von einer "ökologischen Verbesserung" (EON) durch das Kohlekraftwerk nicht die Rede sein kann.