30. März 2009
Staudinger: EON-Versprechen zur Senkung der Emissionen löst sich in Rauch auf
Von: Dr. Werner Neumann
Ist der geplante Block 6 Staudinger wirklich notwendig und welche Schadstoffbelastungen der Luft sind zu erwarten? Dies waren zentrale Fragen, die es zu klären gab am Tag 4 der Anhörung.
Nach ökonomischen Modellrechnungen ist es wirtschaftlich nicht sinnvoll, ein Kohlekraftwerk zu bauen. Zu diesem Ergebnis kam der Energiesachverständige Dr. Großcurth vom Arrhenius-Institut Hamburg. In den Berechnungen berücksichtigte der Experte den zu erwartenden Strombedarf bis ins Jahr 2030. Durch das fluktuierende Stromangebot an Erneuerbaren Energien in den nächsten Jahren würde immer weniger Strom von Staudinger Block 6 benötigt. Großcurth kritisierte des Weiteren Bedarfsberechnungen von E.ON und PROGNOS, da sie nur den Anteil der Erneuerbaren Energien in Hessen berücksichtigen. Die Potentiale erneuerbarer Energien sind aber nicht gleichmäßig in Deutschland und Europa verteilt, so dass eine kleinteilige Betrachtung nicht sinnvoll sei.
Der Energiesachverständige befürchtet am Ende sogar die Subventionierung der Kohlekraftwerke, weil „zu viel“ Strom aus erneuerbaren Energien produziert werde. Absurder könne daher die Zukunftsperspektive des Kohlekraftwerks Block 6 nicht sein, ein Dinosaurier schon vor seiner Geburt!
Sehr strittig war an diesem Tag auch die zu erwartende Schadstoffbelastung durch den Neubau. Dr. Neumann vom BUND: „ Die Problematik beginnt bereits bei der Bewertung der eingesetzten Steinkohle.“ In den Unterlagen von E.ON waren vier verschiedene, bis zu 30% unterschiedliche Angaben des Energieinhaltes der Kohle verwendet worden. „Allein daraus ergeben sich erhebliche Widersprüche“, so Neumann weiter.
E.ON „verspricht“ in seinen Unterlagen eine Schadstoffreduzierung (Stickoxiden, Schwefeldioxid, Staub) durch den Neubau des Blockes 6. Dabei legten sie Zahlen aus den Jahren 1996-2006 zugrunde.
Der BUND kritisiert, das E.ON willkürlich diesen Zeitraum ausgesucht hat. „Nähme man die Jahre 2000-2006 lägen die Emissionen von Stickoxiden und Schwefeldioxid für den neuen Block 6 um mehr als 10% höher als bisher angenommen. Außerdem würden insbesondere bei den Schwermetallen die geplanten Emissionen sogar um das 6-10 fache höher sein als in den vergangenen Jahren“ so Neumann. EON hatte die Bezugswerte bezeichnenderweise nicht in den Unterlagen aufgeführt. Wie bereits zu Beginn der Erörterung waren die Unterlagen von E.ON nicht vollständig.
Strittig war auch noch die geplante Kühlturmtechnik. E.ON möchte am Standort Staudinger zum neuen Block 6 einen weiteren (das wäre der dritte an diesem Standort!) Kühlturm von 180m Höhe bauen. „Auch dies sehen wir kritisch. Es ist nicht einzusehen, warum E.ON hier nicht auf die beste verfügbare Technik zurückgreift, um die Wasserdampfproduktion und damit den Wasserverbrauch zu reduzieren“ so Dr. Neumann (BUND) und Rechtsanwalt Möller-Meinecke (Vertreter der Kommunen).
Der BUND sieht als Ergebnis dieses Erörterungstages, dass E.ON sein „Versprechen“ der ökologischen Entlastung für die Region nicht einhalten kann. Die Schadstoffemissionen werden in jedem Fall für viele Stoffe deutlich höher sein, auch bei den Stoffen, die angeblich verringert würden. Damit lösen sich auch die politischen Träume auf, die auf diese Zusicherung setzten. Es liegt ein gravierender Verstoß gegen den Grundsatz der Raumordnung vor, dass neue Kraftwerke nur gebaut werden dürfen, wenn ökologische Vorteile nachweisbar sind. Von ökologischen Vorteilen des Blocks 6 war bislang nichts zu sehen.