21. Januar 2010
BUND Hessen fordert Verzicht auf Laufzeitverlängerung von Biblis A und B
Von: BUND Hessen
Anlässlich der heute beginnenden Gespräche der Bundesregierung mit den Atomkraftwerksbetreibern E.on, EnBW, Vattenfall und RWE warnt der hessische Landesverband des BUND vor einer Vereinbarung über eine Laufzeitverlängerung für Atomkraftwerke. Insbesondere die beiden Schrottreaktoren A und B des AKW Biblis müssten aufgrund ihrer gravierenden Sicherheitsmängel sofort stillgelegt werden. Der BUND verweist auf die fehlende Erdbebensicherheit und die fehlende externe Notstandswarte. Auch hielten die beiden Reaktorblöcke einem Flugzeugabsturz nicht stand. Mit einer Laufzeitverlängerung werde die Bevölkerung im Rhein-Main-Gebiet weiter dem Risiko eines gravierenden Störfalls ausgesetzt.
Michael Rothkegel, BUND-Geschäftsführer: "Die Bundesregierung handelt verantwortungslos, wenn sie mit einer Laufzeitverlängerung von Biblis A und B dem Betreiber RWE zu weiteren Millionengewinnen verhilft, obwohl RWE immer wieder die nach Atomgesetz zwingend erforderliche Zuverlässigkeit und Fachkunde hat vermissen lassen. Ich erinnere nur an den jahrelangen ungenehmigten Betrieb von Biblis A im Bereich der Sumpfsiebe, daran, dass in Biblis B Risse in Schweißnähten von zwei Stutzen des Notkühlsystems 27 Jahre lang nicht untersucht und entdeckt worden sind und daran, dass es fünf Jahre gedauert hat, bis erkannt wurde, dass 15.000 Dübel, die 2001 zur Stärkung der Erbebensicherheit von Rohrleitungen in Block A und B eingebaut wurden, fehlerhaft montiert waren."
Gegen eine Laufzeitverlängerung spricht nach Ansicht des BUND auch, dass im Umkreis fast aller Atomanlagen Kinderleukämien gehäuft auftreten. Schließlich vergrößerten die ungeklärte Entsorgung des Atommülls und die mögliche Weiterverbreitung nuklearer Materialien die Gefahren der Atomkraftnutzung zusätzlich.
Das Argument, mit dem insbesondere die FDP die Notwendigkeit einer Laufzeitverlängerung begründe, die Atomenergie werde solange als Brücke gebraucht, bis die Stromerzeugung vollständig aus Erneuerbaren Energien möglich sei, wertet der BUND als Irreführung. Das Gegenteil sei der Fall. Zahlreiche Studien hätten nachgewiesen, dass eine Laufzeitverlängerung von Atomkraftwerken den Ausbau der Erneuerbaren Energien und den Wettbewerb behindern wird. Nach einer aktuellen Studie eines Verbundes von acht kommunalen Versorgern, die sich zu dem Verbund 8KU zusammengeschlossen haben, werde es im Fall einer Laufzeitverlängerung weniger Anreize für Investoren geben, in effiziente und kurzfristig regelbare Gaskraftwerke und Kraft-Wärme-Kopplung zu investieren.