21. September 2010

Überregionale Bedeutung der B 38 als Fernverkehrsstraße betont

Von: Herwig Winter, BUND Bergstraße

Landrat Matthias Wilkes wird nach einer gemeinsam mit den Bundestagsabgeordneten der Region und den Bürgermeistern des Weschnitztals abgehaltenen Pressekonferenz in einem Presseartikel (OZ 20.08.10) wie folgt zitiert:

"Das rief Landrat Matthias Wilkes auf den Plan, der sich gut vorstellen konnte, den Bundesverkehrsminister vor Ort zu empfangen. Schließlich habe die B 38 buchstäblich überregionale Bedeutung. Sie gilt als Verbindung von Würzburg zur A 5, wenn das Frankfurter Kreuz vermieden werden soll, als länderverbindende Trasse von Franken nach Hessen und weiter nach Baden-Württemberg beziehungsweise Rheinland-Pfalz und ins Saarland."

Diese Aussagen hat ihm also nicht der BUND-Kreisverband Bergstraße unterstellt, wie Wilkes das nun in der Öffentlichkeit darzustellen versucht. Beim BUND ist man allerdings froh darüber, dass der Landrat sich durch die Öffentlichkeitsarbeit der Naturschützer zu einer Distanzierung gegenüber seinen Aussagen gemüßigt fühlt. Glaubwürdiger wäre das allerdings, wenn die B 38 a-Umgehungstrassen im Weschnitztal mit ihren massiven Eingriffen in Natur und Landschaft nicht den eindeutigen Charakter einer Schnell- und damit Fernverbindungsstraße aufweisen würden.

Längst nämlich haben die meisten Politiker begriffen, dass Umwelt- und Naturschutz den Interessen der Menschen dient, weshalb sich die Polemik des Landrats und des Bundestagsabgeordneten Dr. Michael Meister gegen den BUND, der angeblich die Gesundheit der Menschen vergisst, erübrigt. Der BUND macht sich für Verkehrslösungen stark, die mit geringstmöglichen Natureingriffen verbunden sind und damit den Menschen und der Natur gleichermaßen zugute kommen. Für die Anwohner der B 38 in Mörlenbach beispielsweise ist es völlig gleichgültig, ob sie durch eine Ostumgehung oder eine Untertunnelung Entlastung erfahren. Doch eine Untertunnelung ist mit weitaus geringeren Umweltbelastungen machbar als eine in erheblichem Ausmaß Flächen verbrauchende Ostumgehung.

Auch Verkehrsentlastungen für die Bevölkerung in Rimbach und Fürth sind - da ist man sich beim BUND sicher - mit weit weniger Eingriffen in Natur und Landschaft realisierbar als in der Machbarkeitsstudie zur B 38 a dargestellt. Dazu gehört allerdings, dass in ein Entlastungskonzept auch der öffentliche Nahverkehr eingebunden wird. Eine Machbarkeitsstudie, die die Ausschöpfung aller diesbezüglich vorhandenen Möglichkeiten herausarbeitet, ist dringend notwendig. Ob sie kommt und mit Ernsthaftigkeit betrieben wird, hängt aber nicht zuletzt davon ab, ob es den Planern und Politikern tatsächlich nur um die Entlastung der Anwohner und Pendler im Weschnitztal geht oder ob sie eine Fernverkehrstrasse zur Entlastung des Frankfurter Kreuzes im Hinterkopf haben.