7. Dezember 2011

Stur wie ein Panzer quer über beste Ackerböden

Von: Herwig Winter

Mit wachsender Sorge betrachtet der BUND-Kreisverband Bergstraße den ungebremsten Flächenverbrauch beim Straßenneubau. Die vom Amt für Straßen- und Verkehrswesen (ASV) Bensheim geplante Südumgehung von Rosengarten ist ein Paradebeispiel für den verantwortungslosen Umgang mit besten Ackerböden. Der BUND stellt sich deshalb auf die Seite der betroffenen Landwirte in Rosengarten, die sich gegen die immer weiter fortschreitende Asphaltierung ihrer Flächen zur Wehr setzen. Stur wie ein Panzer unternimmt nach Auffassung des BUND das ASV Bensheim den untauglichen Versuch, ein akutes Verkehrsproblem mit den Mitteln der 70er Jahre des vergangenen Jahrhunderts zu lösen, als freie Landschaft noch endlos zur Verfügung zu stehen schien. Doch auf welchen Flächen sollen die Nahrungsmittel für die Menschen produziert werden, wenn die Versiegelung der freien Landschaft immer weiter voranschreitet? Die Bundesregierung hat sich im Rahmen ihrer Nachhaltigkeitspolitik das Ziel gesetzt, den Flächenverbrauch von derzeit rund 100 ha pro Tag bis zum Jahr 2020 auf 30 ha pro Tag zu senken. Wie aber soll dieses Ziel erreicht werden, wenn weiterhin Flächen vernichtende Straßenplanungen wie die Umgehung von Rosengarten genehmigt werden?

Niemand bezweifelt, dass der Lampertheimer Stadtteil Rosengarten nach Fertigstellung der neuen Rheinbrücke eine Entlastung vom Durchgangsverkehr dringend benötigt. Doch dafür gibt es eine Möglichkeit, die ohne enormen Flächenverbrauch auskommt, nämlich die Trogvariante im Verlauf der bisherigen Trassenführung. Es ist in diesem Zusammenhang auch nicht erforderlich, mit meterhohen Schallschutzwänden Rosengarten in zwei Teile zu zerschneiden. Ebenso gut denkbar ist die Abdeckung des Trogs mit einer Betonplatte, welche sogar dazu beitragen würde, die derzeit auf beiden Seiten der Durchgangsstraße gelegenen Siedlungsgebiete wieder miteinander zu verbinden. Doch statt dieser Variante den Vorzug einzuräumen, werden seitens des ASV Bensheim unrealistisch hohe Kosten dafür veranschlagt. Der BUND empfiehlt deshalb den Straßenplanern die Kontaktaufnahme zu ihren Kollegen im benachbarten Baden-Württemberg, die beim Branichtunnel in Schrießheim gerade demonstrieren, wie man mit realistischen Kosten Flächenverbrauch vermeidet.
Im Kreis Bergstraße haben die Landwirte offenbar verstanden, dass die eigentlichen Flächenfresser diejenigen sind, die die Böden mit Beton und Asphalt vernichten. Im Gegensatz dazu zerstören naturschutzrechtliche Ausgleichsmaßnahmen keine Böden, sondern schränken lediglich deren Nutzungsmöglichkeiten ein. Als Ausgleichsmaßnahme kommt durchaus beispielsweise auch die Nutzung im Rahmen der ökologischen Landwirtschaft in Frage, für deren verstärkte Förderung durch die EU der BUND eintritt. Immer mehr Verbraucher haben in den letzten Jahren Nahrungsmitteln aus ökologischem Anbau den Vorzug gegeben und immer mehr Landwirte sind diesem Trend gefolgt. Die Landwirte können jedenfalls immer dann mit der Solidarität des BUND rechnen, wenn es darum geht, Flächen vor Beton und Asphalt zu schützen. Nachhaltige Flächenpolitik muss dazu führen, dass so rasch wie möglich keine neue Flächenversiegelung mehr stattfindet. Alleine dadurch kann die Zukunftsfähigkeit einer Nation und letztlich des gesamten Globus sichergestellt werden.