6. März 2012

Ausbau der Windkraft im Kreis Bergstraße ist nötig und möglich

Der Kreisverband Bergstraße des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) fordert den optimalen Ausbau der Windenergie auch in unserem Landkreis. „Der Ausbau der Windkraft in unserem Kreis ist nötig und möglich“, stellt Guido Carl vom BUND Bergstraße fest. Der BUND begrüßt es deshalb, wenn die Kommunen und der Landkreis mit der Bevölkerung einen intensiven Dialog über die Windkraft führen. Alle Erfahrungen bestätigen, dass frühzeitige und umfassende Bürgerinformation der Schlüssel zur sachgerechten Diskussion und verantwortungsvollen Entscheidung ist. „Nur wenn die Sorgen der Menschen ernst genommen und die Chancen der Windkraft verständlich erläutert werden, werden wir vor Ort unseren Beitrag zur Abwendung der drohenden Klimakatastrophe leisten“, glaubt Guido Carl vom BUND.

Der BUND unterscheidet zwischen dem maximalen und dem optimalen Ausbau der Windkraft. Einen maximalen Ausbau, bei dem alle windhöffigen Standorte genutzt werden, lehnt der Verband ab. Gefordert wird vom BUND aber der optimale Ausbau, der nur 2 % der Landesfläche betreffe und bei dem nur solche Standorte für die Windkraft vorgesehen werden, die für die Bevölkerung keine Probleme durch Lärm oder den Schattenwurf der drehenden Rotorblätter erzeugen. Auch auf besonders sensible und schutzbedürftige Bestandteile von Natur und Umwelt müsse beim Ausbau der Windkraft Rücksicht genommen werden. Die Schutzkriterien, die hierzu landesweit einheitlich berücksichtigt werden sollten, hat der BUND Hessen zusammengestellt.

Ohne Windkraft kein Atomausstieg

„Der BUND begrüßt einen Ausbau der Energieerzeugung durch Windkraft überall dort, wo dies mit den gesetzlichen Vorschriften zum Schutz von Natur, Umwelt und Bevölkerung zu vereinbaren ist“, sagt Herwig Winter vom BUND Bergstraße. Zwar kann man über die Ästhetik von Windrädern streiten, aber ohne einen Ausbau der Windkraft werde wir nicht aus der Atomkraft und Kohleverstromung aussteigen können, deren Belastungen für Umwelt, Klima und Gesundheit nicht länger verantwortbar sind.

„Im Vergleich zu der Devastation von Natur, Landschaft und sogar ganzen Ortschaften durch einen Braunkohlentagebau erscheint selbst das hässlichste Windrad hinnehmbar“, weshalb nach Herwig Winter vom BUND Bergstraße jedenfalls die Beeinträchtigung des Landschaftsbildes kein nachhaltiges Argument gegen die Errichtung von Windrädern ist. Die Belastungen von Natur, Umwelt und den Menschen durch Windräder müssen aber natürlich im Genehmigungsverfahren genau geprüft werden und können einem Windkraft-Standort im Einzelfall auch zwingend entgegenstehen.

Energiegipfel gibt 2% vor - auch für den Kreis Bergstraße

Ausdrücklich begrüßt der BUND die Festlegung des hessischen Energiegipfels, 2% der Landesfläche in den Regionalplänen als Vorranggebiete für die Windenergie festzuschreiben; Ministerpräsident Bouffier hat den Kreis Bergstraße diesbezüglich erst vor wenigen Tagen unmissverständlich in die Pflicht genommen. Welche Flächen hier grundsätzlich in Frage kommen, müsse laut BUND möglichst schnell in den nächsten Monaten vom Regierungspräsidium Darmstadt mitgeteilt werden. Damit ein offener Planungsprozess entstehen kann, müssten die Vorschlagslisten der Regierungspräsidien mehr als 2% der Landesfläche umfassen.

BUND-Kreisvorsitzender Guido Carl macht auf einen Zielkonflikt beim Schutz des Landschaftsbildes aufmerksam: „Wenn die besonders windhöffigen Standorte wegen der optischen Fernwirkung frei von Windrädern bleiben – wie es beispielsweise Landrat a.D. Kaßmann fordert – dann benötigen wir zur Deckung unseres Strombedarfs im Ergebnis mehr Windräder.“ Damit eine sachgerechte Auswahl möglich bleibt, spricht sich der BUND im Rahmen der Planung deshalb für die Berücksichtigung möglichst vieler exponierter windhöffiger Kuppenlagen aus.

Waldstandorte sind für den BUND in Hessen aus Gründen des Artenschutzes keine Tabustandorte. „Beobachtungen zeigen, dass Windenergieanlagen hoch über den Baumkronen häufig weniger Konflikte zum Schutz bestimmter Vogelarten hervorrufen als Windrotoren in der Agrarlandschaft“, erläutert Guido Carl vom BUND. So jagt der Rotmilan, eine Greifvogelart, die leider häufiger bei der Nahrungssuche in Windenergieanlagen zu Tode kommt, seine Hauptbeute, die Feldmaus im Freiland über Äckern und Wiesen. „Pauschale Aussagen führen schnell zu unzulässigen Vereinfachungen“, mahnt deshalb BUND-Vorsitzender Guido Carl. Erst wenn der Planungsprozess vorbehaltlos, gemeindeübergreifend und auf Basis sachgerechter Kriterien eine Gesamtmenge potenzieller Standorte zum Ergebnis hat, ist es möglich, die besten Flächen zu bestimmen.

Kreis und Kommunen sollen Bürger frühzeitig einbinden

Der BUND begrüßt ausdrücklich das an vielen Stellen feststellbare kommunale Engagement zum Ausbau der Windenergie. Damit diese Bemühungen erfolgreich sind und ungeeignete Gebiete zügig erkannt werden, fordert er die Kommunen auf, ihre Planungen

  • immer eng mit dem für den Teilplan Windenergie zuständigen Regierungspräsidium abzustimmen,
  • die Umwelt- und Naturschutzverbände aktiv mit einzubeziehen und deren Sachverstand zum Zweck einer konfliktarmen Standortwahl zu nutzen,
  • auf die Teilhabe der örtlichen Bevölkerung an den wirtschaftlichen Erträgen der Windenergie durch die Schaffung von „Bürgerwindparks“ auszurichten und
  • in möglichst enger Abstimmung bzw. gemeinsam mit den Nachbarkommunen zu handeln.

 

Kommunale Planungen, die auf diese Punkte verzichten und ohne Einbindung in die Teilpläne Windenergie der Regierungspräsidien oder ohne eine möglichst frühzeitige Bürgerinformation vorangebracht werden, laufen Gefahr nach Meinung des BUND Gefahr, dass sie am örtlichen Widerstand oder an zwingenden rechtlichen Schutzvorschriften für Mensch und Natur scheitern.