22. November 2013

BUND und Hessen-Forst setzen Lockstock-Screening im kommenden Winter fort

21 Beutel mit Haarproben waren die Ausbeute der ersten Lockstock-Saison im Kreis Bergstraße. Mitglieder des Kreisverbands Bergstraße im Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) und die Förster Stefan Aßmann und Jens-Uwe Eder vom Landesbetrieb Hessen-Forst hatten zwischen Januar und April in Waldparzellen bei Mörlenbach, Fürth und Wald-Michelbach an 14 Lockstöcken nach der Wildkatze gesucht. Die eingesammelten Haare wurden im Forschungsinstitut Senckenberg genetisch analysiert, vor kurzem trafen die Ergebnisse ein. Leider stammt keines der Haare von einer Wildkatze. Die Analysen zeigen, dass auch Wildschweine, Hirsche und Rehe hin und wieder eher versehentlich Haare an den Lockstöcken abstreifen.

Die Lockstock-Aktionen gehören zu dem vom Bundesamt für Naturschutz (BfN) geförderten Projekt „Wildkatzensprung“, in dem der BUND bundesweit die Bestände und Wanderungen der Wildkatze erfasst und eine Gendatenbank aufbaut. Die FENA (Sachbereich Naturschutz innerhalb von Hessen-Forst) hat als Kooperationspartnerin eine Teilfinanzierung der Kosten für die genetische Analyse übernommen. Nachdem im vergangenen Jahr im Odenwaldkreis eine Wildkatze nachgewiesen werden konnte, hofften auch die Naturschützer aus dem Überwald und vom Weschnitztal auf Haarproben der scheuen Waldbewohnerin. Dass die erste Lockstock-Saison keine positiven Ergebnisse brachte, bremst ihren Eifer keineswegs. Ab Januar machen sie sich wieder auf den Weg zu den Lockstöcken.

Jetzt im Herbst gehen die jungen Wildkatzen auf Wanderschaft. Sie werden von der Mutter regelrecht vertrieben und müssen sich ein eigenes Revier suchen. Dabei legen sie teilweise lange Strecken zurück, meiden aber offene Flächen. Von Januar bis April sind sie auf Partnersuche, in dieser Zeit reagieren sie stark auf den Duft von Baldrian. Daher hat sich der Einsatz von Lockstöcken als wissenschaftliche Nachweismethode etabliert. Erschnuppert die Wildkatze bei ihren Streifzügen einen mit Baldrian präparierten Holzpflock, reibt sie sich daran und hinterlässt Haare am rauen Holz. Die Lockstockbetreuer kontrollieren die Hölzer alle ein bis zwei Wochen, sammeln Haare ab, rauen die Oberflächen neu auf und besprühen sie mit Baldriantinktur.


Hintergrund

Die Wildkatze (Felis silvestris) ist keine verwilderte Hauskatze, sondern eine eigene Katzenart. Da sie sich kaum von wildfarbenen Hauskatzen unterscheidet und überwiegend in der Abenddämmerung und nachts aktiv ist, hilft nur der genetische Nachweis. Die Zerschneidung der natürlichen Lebensräume durch Straßen, Siedlungen und Ackerflächen erschwert die Ausbreitung der früher bejagten Tiere. Der BUND setzt sich dafür ein, Waldgebiete durch die Pflanzung grüner Korridore aus Bäumen und Büschen miteinander zu verbinden. Diese Biotopvernetzung hilft neben der Wildkatze auch vielen anderen Waldbewohnern.