27. September 2014
Umweltfilm über Fracking: Risiken durch giftige Chemikalien
Erdgasförderung mit Hilfe von Fracking ist umstritten, vor wenigen Tagen übergaben Umweltschützer Ministerin Barbara Hendricks rund 660.000 Unterschriften gegen Fracking. Verbände und Initiativen fordern ein bundesweites gesetzliches Verbot dieser Fördermethode. Die Bundesregierung will bald ihren Gesetzentwurf vorlegen: Gasförderung aus großen Tiefen, unter 3000 Metern soll erlaubt werden, Probebohrungen zu Forschungszwecken auch oberhalb dieser Grenze.
Die Kreisgruppe Bergstraße im Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) machte mit ihrer jüngsten Filmvorführung im Heppenheimer Saalbau-Kino auf die Risiken durch Fracking für Mensch und Umwelt aufmerksam. Gezeigt wurde der mehrfach ausgezeichnete und oscar-nominierte Dokumentarfilm „Gasland“, der ausführlich schildert, wie Anwohner von Frackinggebieten in den USA unter den Folgen der Bohrungen leiden. Das Publikum im gut gefüllten Kinosaal reagierte betroffen auf die Schattenseiten des amerikanischen Erdgas-Booms wie verseuchtes Trinkwasser, gesundheitliche Beschwerden, kranke Tiere.
Beim Fracking, genauer „Hydraulic Fracturing“, wird ein Mix aus Wasser, Sand und Chemikalien durch Bohrlöcher mit Hochdruck 1000 bis 5000 Meter tief in den Untergrund gepresst. Die Flüssigkeit sprengt die Gesteinsschichten, durch die Risse entströmt das im Stein gebundene Gas. Das Chemikaliengemisch, dessen Zusammensetzung die Firmen oft geheim halten, kann ins Grundwasser gelangen, falls in den Ummantelungen der Bohrlöcher Lecks entstehen. Die Industrie betont, dass die Chemikalien nur 0,1 bis 0,2 Prozent der Frack-Flüssigkeit ausmachen. Da aber für die Bohrungen mehrere Millionen Liter Wasser eingesetzt werden, ist die absolute Menge der kritischen Substanzen beträchtlich.
„Selbst wenn die Industrie verspricht, ungiftige Frack-Flüssigkeiten zu entwickeln, ist die Gefahr für Boden, Grund- und Oberflächenwasser nicht gebannt“, erklärte Willy Welti vom BUND Birkenau. Denn eine große Gefahr gehe vom sogenannten Lagerstättenwasser aus, das ist die Flüssigkeit, die nach der Bohrung wieder aus dem Bohrloch austritt. In der Tiefe vermischen sich die Frack-Flüssigkeiten mit Formationswasser, das in den Gesteinsporen enthalten ist. Je nach geologischer Beschaffenheit ist Lagerstättenwasser mit Schwermetallen wie Quecksilber, giftigen Kohlenwasserstoffen und Arsen oder Radon belastet. Oft entsorgt die Industrie das kontaminierte Lagerstättenwasser durch Verpressen im Untergrund. Willy Welti berichtete von Unfällen in Deutschland. In Niedersachsen, wo seit Jahren gefrackt wird, trat zum Beispiel Benzol ins Grundwasser aus, weil für die Verpress-Anlage ungeeignete Rohre verwendet wurden. Das zeige, dass die Genehmigungsbehörden überfordert sind, denn sie hatten die Rohre nicht beanstandet. Die Steigerung des Ganzen: Lagerstättenwasser wurde mitten in einem Wasserschutzgebiet verpresst.
In Deutschland könnte durch Fracking gewonnenes Gas nur einen Bruchteil des Energiebedarfs decken. "Es ist der falsche Weg, viel Geld in eine umweltschädliche Technologie zu investieren, die lediglich einen kurzen Zeitraum überbrückt und den Ausstieg aus fossilen Energien verzögert", betonte Herwig Winter vom BUND Mörlenbach, „stattdessen sollte die Regierung den Ausbau der erneuerbaren Energien vorantreiben.“
Brigitte Rosenberger von Attac Bergstraße brachte Fracking mit den Freihandelsabkommen TTIP und CETA in Verbindung. „Falls Konzerne, wie in den Handelsabkommen vorgesehen, vor Schiedsgerichten gegen Staaten klagen können und millionenschwere Entschädigungen fordern dürfen, wäre es für Frackingfirmen einfach, die Gasförderung in Europa durchzusetzen.“
Weitere Informationen befinden sich auf der Homepage des BUND Bergstraße unter „Umweltfilme“: www.bund-bergstrasse.de