24. August 2015
B38a: Sind Odenwälder für Staatssekretär Norbert Barthle Menschen zweiter Klasse?
Von: Herwig Winter
In Schwäbisch Gmünd, der Heimatstadt von Staatssekretär Norbert Barthle, hat das Bundesverkehrsministerium eine Untertunnelung im Zuge der B 29-Umgehung finanziert, deren Baukosten sich mittlerweile auf rund 280 Mio. Euro belaufen. Die Kosten für die 4,1 km lange Strecke mit dem 2,2 km langen Einhorn-Tunnel sind unter anderem deshalb so außergewöhnlich hoch, weil der geologische Untergrund aus lockerem Sediment mit wasserführenden Tonschichten und brüchigem Sandstein besteht.
Für Staatssekretär Norbert Barthle leben im Weschnitztal nach Auffassung des BUND-Ortsverbandes Mörlenbach aber offenbar Menschen zweiter Klasse, denn eine Untertunnelung Mörlenbachs ist dem Bundesverkehrsministerium nicht einmal ein Drittel der Summe wert, die der Einhorn-Tunnel verschlungen hat. Stattdessen setzt man im Odenwald auf die vermeintliche Billigvariante einer Straßenplanung, wie sie in den 70er Jahren des vergangenen Jahrhunderts üblich war, verbunden mit großflächigem Landschaftsverbrauch, asphaltierten Ackerflächen, gigantischen Brückenbauwerken und jeder Menge zerstörter Natur. Staatssekretär Norbert Barthle muss sich deshalb nach Auffassung des BUND die Frage gefallen lassen, weshalb in Mörlenbach nicht recht ist, was in Schwäbisch Gmünd billig war. Dies vor allem auch vor dem Hintergrund, dass die von Hessen Mobil genannten Kosten für eine Untertunnelung Mörlenbachs in unseriöser Weise überzogen dargestellt werden. Denn im Gegensatz zu Schwäbisch Gmünd besteht der geologische Untergrund in Mörlenbach überwiegend aus festem Urgestein, was für Tunnelbauwerke eine optimale Bedingung ist.
In einem Offenen Brief, der im Rahmen des Besuchs von Staatsekretär Barthle in Mörlenbach übergeben wurde, haben der BUND, die Bürgerinitiative Weiher (BIW) und der Langklingerhof im Detail dargelegt, dass eine Untertunnelung Mörlenbachs mit Kosten verbunden ist, die noch unterhalb der Kosten für die Umgehungsvariante O2 liegen. Als Vergleich für die Kostenabschätzung wird der Branichtunnel in Schriesheim herangezogen. Der derzeit im Bau befindliche Tunnel ist rund 1,8 km lang, die gesamte Baustrecke beträgt mehr als drei Kilometer und weist drei Brückenbauwerke und zwei Unterführungsbauwerke unter der B 3 und der OEG auf. Die für die Gesamtbaumaßnahme veranschlagten Kosten liegen bei 85 Mio. Euro. Als frei erfunden betrachtet der BUND deshalb die Kostenangaben von Hessen Mobil für die Variante W4 in Höhe von mehr als 100 Mio. Euro. Denn im Gegensatz zum Branichtunnel ist die W4 nur etwa 1,4 km lang und weist keine weiteren Bauwerke neben der reinen Tunnelstrecke mit ihren Anbindungen an die vorhandene B 38 auf.
Die Vereinten Nationen haben 2015 als das Internationale Jahr des Bodens ausgerufen und damit Entscheidungsträger wie den Bundesverkehrsminister in die Pflicht genommen, dem Bodenschutz eine hohe Priorität einzuräumen. Der BUND erwartet deshalb von Staatssekretär Norbert Barthle, dass er sich bei Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt für eine Überprüfung der Umgehungsstraßenplanung von Mörlenbach einsetzt mit dem Ziel, eine zeitgemäße, flächenschonende und rasch realisierbare Tunnellösung zur Umsetzung zu bringen.