21. Oktober 2015
Beste Böden werden großflächig versiegelt
Von: Herwig Winter
Nach Auffassung des BUND-Kreisverbandes Bergstraße trägt die immer weiter fortschreitende Versiegelung von Ackerflächen wesentlich dazu bei, das Flüchtlingsproblem zu verschärfen. Obwohl Europa weltweit zu den Regionen mit den besten Ackerböden gehört, reichen schon heute die Agrarflächen innerhalb der EU längst nicht mehr aus, um die Nahrungsmittel für die Menschen in den Mitgliedsländern zu produzieren. Aus dem vom BUND gemeinsam mit drei weiteren Organisationen herausgegebenen Bodenatlas 2015 geht hervor, dass die EU derzeit außerhalb Europas rund 640 Mio. Hektar Land nutzt. Das ist eineinhalb Mal so viel wie die Landesfläche aller 28 Mitgliedsstaaten zusammen. Dieses Land liegt in anderen Erdteilen, einschließlich China, der Mongolei, Russland, Brasilien und anderen Staaten, von denen einige nicht einmal ihre eigenen Staatsbürger mit Grundnahrungsmitteln und Gütern versorgen können. Nach Angaben des WWF wird in Brasilien derzeit für den jährlichen Fleischkonsum jedes Einwohners in Deutschland auf 300 m2 Land Soja angebaut.
EU ist abhängig von Nahrungsmittelimporten aus Entwicklungs- und Schwellenländern
Nach Auffassung des BUND führt jeder weitere Quadratmeter versiegelter Ackerfläche in Europa zwangsläufig zu einer Verschärfung des Armutsproblems in den Ländern, in denen die Menschen sowieso häufig mit Nahrung unterversorgt sind. Die logische Folge besteht darin, dass diese Menschen sich vermehrt auf die Flucht begeben und dann eben auch in Europa landen. Um die Fluchtursachen wirkungsvoll zu bekämpfen ist eine der wichtigsten Maßnahmen, dass den Menschen in den Ländern, aus denen sie zu fliehen versuchen, die Grundlagen für ein menschenwürdiges Leben geboten werden. Dazu gehört zuallererst eine ausreichende Versorgung mit Nahrungsmitteln.
BUND-Kreisvorstandssprecher Herwig Winter: "Es kann nicht sein, dass wir uns auf Kosten sowieso schon unterversorgter Menschen in anderen Nationen den Luxus leisten, unsere besten Ackerböden zu vernichten. Wir müssen absehbar bald aufhören, unseren Fortschritt darauf aufzubauen, dass wir immer neue Flächen betonieren und asphaltieren."
Geplantes Gewerbegebiet würde die regionale Ernährungssouveränität schwächen
Die Zukunftsfähigkeit einer Nation hängt nach Auffassung der Vereinten Nationen unter anderem davon ab, ob sie dauerhaft in der Lage ist, die in ihr lebenden Menschen auf der Basis der im Land zur Verfügung stehenden Agrarflächen ausreichend mit Nahrung zu versorgen. Deshalb haben die UN das Jahr 2015 zum Internationalen Jahr des Bodens erklärt. Nach Auffassung des BUND vergrößern deshalb Kommunen, die ihr Heil in immer neuen Flächenausweisungen für Gewerbegebiete suchen, zunehmend die Abhängigkeit der EU von Nahrungsmittelimporten aus den Entwicklungsländern und exportieren so den Hunger dorthin.
Herwig Winter: "Das derzeit in der Diskussion befindliche interkommunale Gewerbegebiet der Gemeinden Lindenfels, Fürth, Rimbach und Mörlenbach würde 10,5 ha teilweise bester Ackerböden vernichten. Das ist ein weiterer Schritt in die falsche Richtung weg von einer langfristigen Ernährungssouveränität in der Region."