26. August 2016
Gewerbegebiet vernichtet Lebensgrundlagen für Mensch und Natur - BUND: Nicht hinnehmbare Ignoranz gegenüber den artenschutzrechtlichen Vorgaben
Von: Herwig Winter
Bestes Ackerland kennzeichnet die Odenwaldlandschaft südlich von Zotzenbach östlich der B 38.
Nach dem Willen der Gemeinden Lindenfels, Fürth, Rimbach und Mörlenbach soll hier ein Interkommunales Gewerbegebiet entstehen.
Eine ablehnende Stellungnahme hat der BUND-Landesverband Hessen im Rahmen der Beteiligung am Planungsverfahren zum interkommunalen Gewerbegebiet Weschnitztal abgegeben. Als zentrale Begründung nennt der BUND die Vernichtung von Lebensraum für bedrohte Arten, aber auch einer wichtigen Lebensgrundlage für die Menschen in der Region. Für die Planung gibt es bereits einen Vorentwurf, ohne dass bislang ein Umweltbericht erarbeitet wurde, der die Beeinträchtigung von Flora und Fauna zu untersuchen hat. BUND-Kreisvorstandssprecher Herwig Winter: "Das stellt eine nicht hinnehmbare Ignoranz gegenüber den artenschutzrechtlichen Vorgaben dar. Wir gehen davon aus, dass eine Zerstörung von mehr als 10 ha landwirtschaftlicher Nutzfläche, die bislang relativ kleinparzellig und naturnah bewirtschaftet wird und Heckenstrukturen sowie Einzelbäume aufweist, naturschutzfachlich nicht ausgleichbar ist. Das Planungsgebiet ist Nahrungs- und Fortpflanzungshabitat für eine Reihe bedrohter Arten, die den besonderen Schutz nach dem hessischen, deutschen und europäischen Artenschutzrecht genießen."
Nach Auffassung des BUND ließe sich der Lebensraum der im Planungsgebiet vorkommenden Arten nach dessen Zerstörung durch das Gewerbegebiet nur dann ersetzen, wenn die planenden Gemeinden in der Lage wären, landwirtschaftliche Nutzflächen zu vermehren. Da dies nicht der Fall ist, führt der Eingriff zwangsläufig zu einer Vernichtung von Lebensraum für bedrohte Arten.
Herwig Winter: "Der Eingriff führt darüber hinaus aber auch zur Vernichtung der wichtigsten Lebensgrundlage für die Menschen in der Region, für die auf der Fläche bislang Lebensmittel erzeugt werden. Durch das Gewerbegebiet würden Ackerböden bester Qualität zerstört."
Beim BUND geht man zudem davon aus, dass die vorliegende Planung als Eingangstor dienen wird, um etwa im Zehnjahresrhythmus das dann vorhandene Gewerbegebiet um jeweils mindestens 10 ha zu erweitern. Dass dies keine unbegründete Spekulation darstellt, zeigen die Gewerbegebiete, die im Kreis Bergstraße vor allem in den Städten Bensheim, Heppenheim, Lampertheim und Viernheim in den vergangenen Jahrzehnten entwickelt wurden.
Der BUND schließt seine Stellungnahme mit dem Hinweis ab, dass eine ständige Neuversiegelung bislang freier Flächen nicht vereinbar ist mit dem Prinzip der Nachhaltigkeit, dem sich mittlerweile sowohl der Bund als auch das Land Hessen und die meisten Kommunen verpflichtet haben. Herwig Winter: "Von verantwortungsbewussten Kommunalpolitikern, die insbesondere auch das Wohl künftiger Generationen nicht aus dem Blick verloren haben, erwarten wir, dass sie Abstand nehmen von der Lebensraum und Lebensgrundlagen vernichtenden Planung eines interkommunalen Gewerbegebiets Weschnitztal."