20. Juni 2016
Interkommunales Gewerbegebiet vernichtet wertvolle Lebensgrundlage - BUND und Bauernverband wenden sich gegen zunehmende Flächenversiegelung
BUND-Kreisverband Bergstraße und Regionalbauernverband (RBV) Starkenburg wenden sich mit aller Entschiedenheit gegen die Planung des interkommunalen Gewerbegebiets der Kommunen Lindenfels, Fürth, Rimbach und Mörlenbach. RBV-Vorsitzender Dr. Willi Billau: "Mehr als 11 ha teilweise bester Ackerböden gegenüber den Mörlenbacher Einkaufsmärkten Edeka und Aldi sollen unter Beton und Asphalt verschwinden. Der überwiegenden Mehrheit der Mandatsträger der betroffenen Kommunen geht derzeit offenbar jegliches Gespür dafür ab, dass Ackerböden die Grundlage für unsere Ernährung darstellen." BUND-Kreisvorstandssprecher Herwig Winter: "Wer Fortschritt danach bemisst, dass Jahr für Jahr wertvolle Böden betoniert und asphaltiert werden, zerstört unsere Lebensgrundlagen. Die Vereinten Nationen haben dies eindrücklich unterstrichen, indem sie das Jahr 2015 zum Internationalen Jahr des Bodens erklärt hatten."
Mehr als 90 Prozent der weltweiten Nahrungsmittelproduktion sind nach UN-Angaben direkt vom Boden abhängig. Der Boden speichert Kohlenstoff, Nährmineralien und Wasser und hat auch für die Artenvielfalt große Bedeutung. Boden ist eine bedrohte Ressource, die nur in sehr geringem Umfang nachgebildet wird. Dagegen gehen jedes Jahr weltweit etwa sechs Millionen Hektar an fruchtbarem Boden verloren. Als Ursachen nennen die Vereinten Nationen falsche landwirtschaftliche Nutzung, Verunreinigungen mit Schadstoffen und Überbauung. Gleichzeitig steigt der Bedarf an fruchtbarem Boden, denn das Bevölkerungswachstum führt zu einer erhöhten Nachfrage nach Nahrungsmitteln und nachwachsenden Rohstoffen. Nur ausreichend gesunde Böden können auf Dauer die Ernährung der Weltbevölkerung sichern.
Bei den derzeit geplanten rund 11,4 ha Fläche für das interkommunale Gewerbegebiet wird es nach Auffassung des BUND und des RBV nicht bleiben. Dr. Willi Billau: "Die Erfahrungen der vergangenen Jahre im Kreis Bergstraße zeigen, dass überall dort, wo großflächig Gewerbegebiete ausgewiesen worden waren, über kurz oder lang oftmals ein Mehrfaches der ursprünglichen Fläche draufgesattelt wurde. In den letzten 20 Jahren hat die Siedlungs- und Verkehrsfläche in Deutschland um 818.000 ha zugenommen. Das ist mehr als die gesamte Landwirtschaftsfläche in Hessen, die nur 770.000 ha umfasst."
BUND und RBV fordern deshalb von den politisch Verantwortlichen aller Entscheidungsebenen, dass sie dem ungebremsten Flächenverbrauch ein rasches Ende setzen. Nur wer Böden konsequent schützt statt versiegelt, schafft gerade auch für die Menschen in der Region eine dauerhafte Existenzgrundlage. "Von der Mehrheit der politischen Verantwortungsträger in Lindenfels, Fürth, Rimbach und Mörlenbach ist allerdings derzeit keine Einsicht zu erwarten. Allzu verlockend erscheint die großflächige Ausweisung von Gewerbefläche, mit der man in großem Stil Investoren andernorts abzuwerben hofft", so Herwig Winter. Dr. Willi Billau meint deshalb: "Wir setzen eher auf das Verantwortungsbewusstsein der betroffenen Eigentümer und hoffen darauf, dass ein Großteil der Flächen trotz des verlockenden Preisangebots nicht zum Verkauf bereitgestellt wird. Für praktizierende Landwirte ist jeder Quadratmeter Ackerboden unverzichtbar."