24. Januar 2019
Klimaschutzziele konsequent und schnell umsetzen - BUND wendet sich mit Offenem Brief an Landrat Christian Engelhardt
Der BUND-Kreisverband Bergstraße begrüßt es ganz ausdrücklich, dass sich Landrat Christian Engelhardt in der Öffentlichkeit klar und eindeutig zu einer Energiewende bekennt mit dem Ziel, aus der Nutzung fossiler Energieträger auszusteigen zugunsten einer 100prozentigen Versorgung aus erneuerbaren Energieressourcen. Was der BUND allerdings vermisst, sind Aussagen zu einem Zeithorizont und zu konkreten Maßnahmen, mit denen dieses Ziel erreicht werden soll. Stattdessen legt sich der Landrat auf Einschränkungen fest, was den weiteren Ausbau der Windenergie im Kreis Bergstraße betrifft. In einem Offenen Brief wendet sich der BUND an Landrat Engelhardt, um ihn mit einigen konkreten Zahlen sowie Vorgaben seitens der Landespolitik zu konfrontieren.
Die hessische Landesregierung hat das Ziel, bis zum Jahr 2050 das Land zu 100% mit Strom aus erneuerbaren Energien zu versorgen. Derzeit (Stand Ende 2017) sind es allerdings erst rund 20%. Der Kreis Bergstraße liegt dabei mit rund 130 MW installierter elektrischer Leistung nur im Mittelfeld und deutlich hinter dem führenden Vogelsbergkreis, der mit über 500 MW gut viermal so viel aufzuweisen hat.
Der Kreis Bergstraße importiert mehr als 90 Prozent seines Strombedarfs
BUND-Kreisvorstandssprecher Herwig Winter: „Der Kreis Bergstraße ist derzeit gerade einmal in der Lage, den Stromverbrauch für Privathaushalte, Industrie, Gewerbe und Verwaltung mit erneuerbaren Energien in einer Größenordnung im einstelligen Prozentbereich abzudecken. Dagegen importiert der Landkreis mehr als 90% seines Strombedarfs. Diese ernüchternde Situation würde sich auch dann kaum ändern, wenn im Kreis Bergstraße die Hälfte des Stromverbrauchs eingespart würde. Und dabei ist die Energiebereitstellung für Wärme und Verkehr, die derzeit fast ausschließlich auf der Nutzung fossiler Energieträger beruht, noch gar nicht berücksichtigt.“
Die großen Ausbaupotentiale für die Stromerzeugung liegen sowohl bei Photovoltaik als auch bei Windenergie. Deshalb erwartet der BUND von den politisch Verantwortlichen auf allen Ebenen, dass sie die in ihrem Verantwortungsbereich zur Verfügung stehenden Potentiale in vollem Umfang nutzen und das so schnell wie möglich. In dem Offenen Brief an den Landrat schreibt der BUND: „Von Ihnen als Landrat erwarten wir insbesondere, dass Sie sich nicht zu Lasten anderer Landkreise gegen die Nutzung der Windenergiepotentiale im Kreis Bergstraße stellen. Es sei denn, Sie weisen ein schlüssiges Konzept vor, mit welchen Alternativen Sie eine Energiewende ohne zusätzlichen Ausbau der Windenergienutzung bewerkstelligen können.“
Um die Klimaschutzziele des Pariser Abkommens von 2015 zu erreichen, sind die Herausforderungen derart groß, dass nach Auffassung des BUND alle Menschen guten Willens an einem Strang ziehen und Partikularinteressen dahinter zurückstehen müssen. Noch deutlich größer werden die Herausforderungen nämlich, wenn die Klimaschutzziele auf die lange Bank geschoben oder gar aufgegeben werden.
Gegenüber Landrat Engelhardt äußert der BUND Gesprächsbereitschaft, um Überlegungen zu den unausweichlich notwendigen Schritten anzustellen, die im Kreis Bergstraße in diesem Zusammenhang umgehend getätigt werden müssen.