18. Mai 2010

100 % erneuerbare Energien im Kreis Bergstraße

Von: Willy Welti

Am Montagabend, den 17. Mai, fuhr der Referent des Vortrags “100 % erneuerbare Energien”, Michael Lengersdorff, demonstrativ mit einem knallorangefarbenen 100%-Elektrosportwagen der Marke Tesla vor dem Birkenauer Rathaus vor. Auf Einladung der Agena21-Arbeitskreis “Landwirtschaft, Kulturlandschaft und Naturschutz” wurde in einem Vortrag aufgezeigt, wie eine Stromversorgung ausschließlich aus erneuerbaren Energien wie Sonne, Wind und Biomasse im Kreis Bergstrasse realisiert werden kann. Dass dies nicht unrealistisch ist, zeigen einige hessische Gemeinden mit Vorreiterrolle, die sich bereits heute oder in wenigen Jahren zu 100 % mit erneuerbarer Energie versorgen werden, erläutert der Leiter der Kampagne „100% erneuerbar“. Eingeschlossen ist dabei die Möglichkeit, sich umweltschonend mit Elektrofahrzeugen, betankt aus erneuerbaren Energien, fortzubewegen. Natürlich spielen dabei auch Energiesparmassnahmen eine Rolle, die aber ohne Verzicht auf Komfort möglich sind.

Eine wesentliche Rolle bei einer Vollversorgung mit sauberer Energie im Kreis Bergstraße spiele die Windkraft, die in Zukunft einen Anteil von etwa 40 % besteuern könnte. Dafür wären etwa 20 Windturbinen mit je 6 Megawatt Leistung erforderlich. Zurzeit wird von der Firma Juwi in der Pfalz die größte Windturbine der Welt mit einer Leistung von 6 Megawatt gebaut, die alleine bis zu 7.000 Haushalte mit sauberem Strom versorgen wird. Diese Windturbine wird eine Nabenhöhe von 135 m und einen Rotordurchmesser von 126 m haben. Hintergrund: In dieser Höhe blässt der Wind ruhiger und von geologischen Umfeldbedingungen ungestört, wodurch die Anlagen geschont, die Reparaturanfälligkeit reduziert und damit ein höherer Energieertrag erzielt wird. Dass niemand einen solchen Koloss direkt vor seiner Haustür haben will ist verständlich. Deshalb ist es wichtig, dass die Politik die geeigneten und umweltverträglichsten Standorte ermittelt und ausweist, damit dort, in wenigen Parks zusammengefasst, möglichst konzentriert die Windanlagen installiert werden können, die die Grundlage für eine gesicherte Stromversorgung der Zukunft schaffen, ergänzte Agenda21-Mitglied Willy Welti.


Um eine sichere Stromversorgung zu gewährleisten ist ein Energiemix aller erneuerbaren Energieträger wie Wind, Sonne, Biomasse, Wasser und Geothermie - je nach örtlichen Gegebenheit - notwendig. Weitere wesentliche Beiträge zu einer umweltfreundlichen Energieversorgung könne die Kraft-Wärme- Kopplung leisten. Darüber hinaus musse weiter in die Forschung der Energiespeicherung investiert werden. Intelligente Stromnetze, über die die Stromverbraucher so gesteuert werden können, dass sie den Strom beziehen, wenn er im Überfluss vorhanden ist, sollen eine gute Energienutzung ermöglichen.


Mit erneuerbaren Energien werden heimische Arbeitsplätze gesichert, die Abhängigkeit von Energieimporten aus dem Ausland wird drastisch reduziert und Umwelt und Klima werden geschont. Aber ist erneuerbare Energie nicht zu teuer? Schon heute ist Windkraft konkurrenzfähig zum Strompreis an der Börse und dies wird sich in Zukunft noch weiter zugunsten der Erneuerbaren verbessern, so Michael Lengersdorff. Wind kostet nichts und weht immer irgendwo, während die Vorräte an Öl, Uran und Kohle ständig abnehmen und deshalb immer teurer werden. Für eine umweltverträgliche Stromversorgung zahle ein durchschnittlicher 3-Personen-Haushalt pro Monat rund 4,40 Euro in Form der Erneuerbaren-Energien-Umlage und dies sollte uns die Schonung der Umwelt mit Blick auf folgenden Generationen Wert sein, so Lengersdorff weiter. Werden weiterhin fossile Energieträger in Heizanlagen oder in Fahrzeugmotoren verbrannt würden Klimaschäden hervorgerufen, die kommenden Generationen mit bis zu 25 Prozent des erwirtschafteten Bruttosozialproduktes bezahlen müssten.


Auf reges Interesse stieß die Information, dass in einem geschlossenen Kreislauf organische Abfälle zur Herstellung fruchbarer Schwarzerde, auch Schwarzes Gold genannt, verwendet werden können und unter anderem dort der klimaschädliche Kohlenstoff dauerhaft in der Erde gebunden werden kann. Ausgangsstoffe sind dabei organische Abfälle, wie sie zum Beispiel bei Biogasanlagen anfallen. Weiterer positiver Effekt: durch Einbringen dieser von den Inkas erfundenen Erde können Böden dauerhaft sehr fruchtbar gemacht und verarmte Böden z.B. wieder aufgeforstet werden. In Kürze soll eine Pilotanlage zur Herstellung dieser Erde in Betrieb gehen.


Im Anschluss an den Vortrag gab es eine rege Diskussion über die Frage, wie solche Projekte praktisch umgesetzt werden können, wie der Einzelne sich an dieser energiepolitischen Wende beteiligen kann und es wurde der Wunsch geäußert, erfolgreiche Projekte besichtigen zu können.