14. Juni 2004
BUND fordert Überprüfung der Grenzwerte für Mobilfunkbelastung
Von: BUND Hessen
Mainz. Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) fordert, die Grenzwerte für die Belastung der Bevölkerung durch Mobilfunkstrahlung im Sinne eines vorsorgenden Gesundheitsschutzes zu überprüfen. "Wir halten es für verantwortungslos, dass die in Deutschland geltenden Grenzwerte sich an den Interessen der Mobilfunkbetreiber orientieren", sagte Friedbert Lohner beim 3. Rheinland-Pfälzisch-Hessischen Mobilfunksymposium am Samstag in Mainz. "Sinnvoll wäre eine deutliche Absenkung der Grenzwerte auf Vorsorgeniveau."
Jüngste Forschungsergebnisse der von der EU geförderten internationalen REFLEX-Studie haben im Laborversuch schädigende Effekte hochfrequenter elektromagnetischer Felder auf menschliche Zellen signifikant nachgewiesen. "Die Ergebnisse der REFLEX-Studie belegen, dass hochfrequente elektromagnetische Felder (RF-EMF), wie sie bei der Telekommunikation verwendet werden, unterhalb der geltenden Sicherheitsgrenzen auf lebende menschliche Zellen eine gentoxische Wirkung ausüben. Genschädigung ist die erste und wichtigste Voraussetzung für die Entstehung von Tumoren", erklärt Prof. Dr. Franz Adlkofer, Geschäftsführer der Stiftung für Verhalten und Umwelt München (VERUM). "Ob diese gentoxische Wirkung von RF-EMF auch am menschlichen Gesamtorganismus mit seinen vielen Schutzmechanismen vorkommt, ist bis jetzt nicht ausreichend erforscht. Die REFLEX-Ergebnisse können folglich einen kausalen Zusammenhang zwischen einer RF-EMF-Exposition und der Entstehung von chronischen Erkrankungen oder auch nur von funktionellen Störungen nicht beweisen, sie erhöhen jedoch die Plausibilität für eine solche Annahme. Der durch REFLEX erreichte Fortschritt besteht deshalb im wesentlichen darin, dass neue Wege aufgezeigt werden, wie die zukünftige Forschung ausgerichtet sein soll. Solange die Erkenntnislage unzulänglich bleibt, sprechen die REFLEX-Ergebnisse dafür, dass das Vorsorgeprinzip auch von den Entscheidungsträgern in Industrie und Politik anerkannt werden sollte."
Aufbauend auf diesen Ergebnissen fordert der Arbeitskreis Elektrosmog der BUND-Landesverbände Rheinland-Pfalz und Hessen, dass die Auswirkungen von Mobilfunkstrahlung auf Mensch und Umwelt intensiver erforscht und der weitere Bau von Mobilfunksendern in sensiblen bewohnten Bereichen gestoppt werden. Vor allem sollte die vermutete stärkere Gefährdung von Kindern und Jugendlichen Anlass für mehr Umsicht und Vorsorge sein. Schon eine Strahlenbelastung weit unterhalb der in der 26. Bundesimmissionsschutzverordnung (BImSchV) festgelegten Grenzwerte könnte das sich bei Kindern noch entwickelnde zentrale Nervensystem beeinträchtigen. Denn diese Grenzwerte berücksichtigen lediglich Erwärmungseffekte auf das menschliche Gewebe, zum Beispiel auf das Hirngewebe durch Handygebrauch. Es liegen mittlerweile ernstzunehmende Hinweise vor, dass hochfrequente elektromagnetische Felder genschädigend wirken, Krebswachstum fördern, das Immunsystem schwächen oder das Hormonsystem beeinträchtigen.
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Geschäftsführer BUND Landesverband Hessen e.V.
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Friedbert Lohner
Sprecher des Arbeitskreises Elektrosmog
der BUND-Landesverbände Rheinland-Pfalz und Hessen
Tel.: 06 71 - 46 601