BUND Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland


16. Dezember 2004

BUND gegen Verlagerung des Reiterhofes von Holtum ins Landschaftsschutzgebiet beim Fürstenlager!

Von: Andreas Rossa

Bensheim. Die schöne Landschaft um den Wambolder Sand wie auch die Umgebung des Fürstenlagers wecken immer wieder Begehrlichkeiten, sei es als Platz für Veranstaltungen oder als wertvoller Baugrund. Bisher ist es allerdings gelungen zu verhindern, dass der Wambolder Sand auf Dauer zu einem Festgelände für Großveranstaltungen missbraucht wurde. Auch der Bau eines Golfplatzes beim Fürstenlager wurde zum Scheitern gebracht. Nun liegen neue Begehrlichkeiten auf dem Tisch der Entscheidungsträger bei der Stadt Bensheim und im Landratsamt in Heppenheim. Der Reiterhof von Holtum in Schönberg soll ins Landschaftsschutzgebiet direkt neben dem Höhenweg des Fürstenlagers ausgesiedelt werden und die Fläche des bisherigen Hofs soll mit Wohneinheiten überbaut werden.

Der BUND lehnt dieses Vorhaben ab. Für die Verantwortlichen des BUND-Ortsverbandes Bensheim ist es für diese Entscheidung gleichgültig, welche Kunden bei von Holtum sind, wer als Planungsbüro aktiv ist, oder wer allgemein gesprochen ein gutes Geschäft machen will. Wieviel Baugelände wert ist, dürfte jedem bekannt sein. Der BUND ist unabhängig und beurteilt das in dieser Form geplante Vorhaben aus folgenden Gründen ablehnend.

Landschaftsschutz
In diesem Gebiet ist der Schutz der Landschaft als vorrangig einzuschätzen. Eine Bebauung bedeutet eine massive Störung von Flora und Fauna und eine Beeinträchtigung des Landschaftsbildes. Das Gebiet ist ein beliebtes Spazierweggelände und dient der ruhigen Naherholung der Bensheimer Bevölkerung. Der Bereich ist mit der Ludwigslinde zusammen ein zentraler Aussichtspunkt mit weitem Blick in die Ebene. Das Fürstenlager ist ein landschaftliches und kulturelles Kleinod, für Bensheim und ganz Südhessen mit einmaliger Lage und Atmosphäre. Diese Einmaligkeit darf nicht für kurzfristiges Gewinnstreben langfristig beeinträchtigt werden.

In der Vergangenheit wurden Windenergieanlagen aus Gründen des Landschaftsschutzes abgelehnt, obgleich die Gebiete oft nicht den hohen ökologischen Wert wie die Landschaft um das Fürstenlager hatten. Der BUND erwartet von den Verantwortlichen hier mindestens eine gleiche Behandlung gegenüber einem Eingriff dieser Größenordnung.

Gastronomie
Wenn eine Gastronomische Einrichtung im neuen Reiterhof gebaut wird, wird dies zu hohem, stark störendem Verkehrsaufkommen führen, da der Reiterhof dann direkt angefahren werden kann. Die überall hängenden Hinweisschilder zeigen, dass der Betreiber des Reiterhofs keineswegs gewillt ist, sich an die bestehende Konzession zu halten, die nur für die Nutzer des Reiterhofes besteht.

Landschaftliche Priviligierung
Nach Meinung des BUND kann sich der Besitzer des Reiterhofs darauf keinesfalls berufen. Der Hof ist kein landwirtschaftlicher Betrieb im engeren Sinne, das Futter wird weitgehend zugekauft, es gibt keine Kreislaufwirtschaft.

Bisherige Entwicklung
In den letzten Jahren gab es immer wieder Auseinandersetzungen weil sich der Besitzer des Reiterhofs bei Aufschüttungen und Verfüllungen nicht an die einschlägigen Vorschriften hielt. So wurde neben Erdaushub auch Bauschutt verfüllt, sogar ein Tälchen wurde verfüllt. Bauschutt gehört jedoch entweder recycelt oder auf eine Bauschuttdeponie.

Aufgrund der oben aufgeführten Punkte ist es für den BUND-Bensheim absolut unverständlich, dass vom zuständigen Kreisdezernenten Lehmberg trotz Widerspruchs der Stadt Bensheim das sogenannte "Einvernehmen" erteilt wurde und somit die Planungen weitergehen können.

Der BUND-Ortsverband Bensheim fordert daher Herrn Lehmberg und Herrn Wilkes dazu auf, diese Entscheidung noch einmal gründlich zu überdenken und zu revidieren.

Der Magistrat der Stadt Bensheim, das Stadtparlament und der Schönberger Ortsbeirat werden aufgefordert, umgehend Widerspruch einzulegen, bevor es zu weiteren vollendeten Aktionen kommt wie dem zwischenzeitlich erfolgtem Fällen von Bäumen im Planungsbereich.

Landschaftsschutz, Ökologie und Touristische Qualität sind als äusserst hoch einzuschätzen, diesem Faktum sollten sich alle Beteiligten bei Ihrer Entscheidung bewusst sein. Ein Baum braucht 100 Jahre um stattlich heranzuwachsen, aber es braucht nur eine Stunde um ihn zu fällen!

V.i.S.d.P.: Andreas Rossa, Vorsitzender des BUND Ortsverbandes Bensheim


Quelle: http://archiv.bund-bergstrasse.de/nc/presse/pressemitteilungen/detail/artikel/bund-gegen-verlagerung-des-reiterhofes-von-holtum-ins-landschaftsschutzgebiet-beim-fuerstenlager/