BUND Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland


7. April 2004

BUND sieht in Bürgermeister Knopfs Äußerungen nichts als faule Ausreden

Von: Herwig Winter

Erhöhte Aufmerksamkeit der verantwortlichen Mitarbeiter der Verwaltung kann nach Auffassung des BUND-Ortsverbandes Mörlenbach-Rimbach zwar in gewissem Umfang dafür sorgen, dass kein belastetes Wasser ins Leitungsnetz gelangt, nicht jedoch, dass das Grundwasser vor Schadstoffeinträgen geschützt wird. Lothar Knopfs markige Worte gegen den BUND und seinen örtlichen Vertreter können deshalb nicht darüber hinwegtäuschen, dass sich der Bürgermeister der Gemeinde Mörlenbach den Vorwurf verantwortungsloser Untätigkeit gefallen lassen muss. Dies hat zur Folge, dass die Brunnen im Bereich "Eulenacker", in deren Umfeld Intensivlandwirtschaft betrieben wird, noch nicht einmal durch die in einem Wasserschutzgebiet geltenden Auflagen vor der Ausbringung Wasser gefährdender Pflanzenschutzmittel geschützt sind.

Anstatt also nach faulen Ausreden für seine Versäumnisse zu suchen, sollte der Mörlenbacher Bürgermeister lieber zu Werke gehen und endlich wenigstens einen Antrag auf Ausweisung eines Wasserschutzgebietes stellen. Dabei ließen sich die unabdingbar notwendigen Schutzmaßnahmen ja durchaus auf die Vorschriften gegenüber der Landwirtschaft beschränken, wenn die Wasserbehörde zu Recht keine Möglichkeit sieht, Schutzmaßnahmen gegenüber dem Betrieb der Kläranlage und der B 38 zu treffen.

Nach Ansicht des BUND rächen sich nun die Sünden der Vergangenheit, als Altbürgermeister Ludwig Marquart die Auffassung vertrat, dass Kläranlage, Bundesstraße und Gewerbegebiet sich ohne weiteres mit dem Wasserschutz vereinbaren ließen. Dies führte dazu, dass einer der drei Brunnen im Bereich "Eulenacker" im Zuge der Kläranlagenerweiterung inzwischen geschlossen werden musste. Die im Bereich "Am neuen Haus" bei Groß-Breitenbach angelegten Brunnen besitzen ebenfalls bis zum heutigen Tag trotz eines bereits 1980 durch die Gemeinde gestellten Antrags noch kein Wasserschutzgebiet, weil Ludwig Marquart seinerzeit das Gewerbegebiet gegen den Rat der Behörden und der Naturschutzverbände bis auf zwanzig Meter an die Brunnen glaubte heranführen zu müssen. Die Lage ist allerdings insofern weniger prekär, als hier keine Intensivlandwirtschaft wie im Bereich "Eulenacker" betrieben wird.

Beim BUND ist man gespannt, ob die verantwortlichen Politiker von heute in der Lage sind, aus den Fehlern der Vergangenheit zu lernen oder ob sie die gleichen Fehler erneut begehen werden. Die Umgehungsvariante O2 würde die eigentlich im Bereich "Eulenacker" notwendige Schutzzone II eines Wasserschutzgebietes überqueren und die Pfeiler der Brücke quer über das Weschnitztal müssten sehr tief gründen, auf jeden Fall noch unterhalb der Grundwasser führenden Schicht.

Es ist also während der Bauphase unabdingbar, dass der Grundwasserkörper offen gelegt wird und damit Umwelteinflüssen schutzlos ausgesetzt ist. Nach Beendigung der Bauphase stellen die Pfeiler einen Durchstoß der Schichten dar, die das Grundwasser vor dem Eintrag von auf der Oberfläche vorhandenen Schadstoffen schützen. Ob die Brunnen unter solchen Bedingungen überhaupt noch weiter betrieben werden können, lässt das Staatliche Umweltamt Darmstadt in seinem Schreiben an den BUND aus guten Gründen offen. In dem Schreiben heißt es wörtlich: "Bei Ausführung einer geplanten Ortsumgehung müsste aus hydrogeologischer Sicht eine Neubewertung der Grundwassergewinnung vorgenommen werden."

Was, so fragt der BUND Bürgermeister Lothar Knopf, wenn diese Neubewertung ergibt, dass die Brunnen nicht weiter genutzt werden können?


Quelle: http://archiv.bund-bergstrasse.de/nc/presse/pressemitteilungen/detail/artikel/bund-sieht-in-buergermeister-knopfs-aeusserungen-nichts-als-faule-ausreden/