6. November 2008

BUND Wald-Michelbach tritt dem Aktionsbündnis Überwaldbahn bei

Der BUND-OV Wald-Michelbach hält das Draisinen-Projekt auf der Trasse der Überwaldbahn für nicht sinnvoll, da damit eine Anbindung der Gemeinde Wald-Michelbach an das Schienennetz auf Jahre - wenn nicht auf alle Zeiten - verhindert wird. Dass eine solche Anbindung gerade heute bei steigenden Benzinpreisen für viele Bürger immer wichtiger wird, zeigen zahlreiche Berichte.

Überall dort, wo Schienenverkehr angeboten worden ist, wird er in hohem Maße von den Bürgern angenommen - Tendenz steigend! Nicht nur das Hotel- und Gaststättengewerbe hätte dann einen Vorteil, sondern viele Bürger, vor allem Berufspendler, könnten so ihr Auto stehen lassen und auf die Bahn umsteigen. Auch Touristen hätten so eine bequeme und günstige Anfahrtsmöglichkeit in den Überwald. Es stellt sich hier die Frage, warum der aktuelle und zukünftige Bedarf eines Öffentlichen Schienen-Nahverkehrs und die Anbindung an den Wirtschaftsraum Rhein-Neckar/ Rhein-Main nicht überprüft wurde.

Auch der Entwurf des Regionalplans sieht vor, dass „die Entwicklung der Siedlungsstruktur im Sinne einer nachhaltigen Regionalentwicklung“ derart gestaltet wird, „... dass eine verstärkte Inanspruchnahme des ÖPNV unterstützt wird“. Außerdem sollen für die „durch die Ausweitung und Verdichtung integraler Taktfahrpläne im Schienennah- und Busverkehr“ notwendigen Investitionen „Vorrang (haben) vor Investitionen im Bereich des motorisierten Individualverkehrs".

Nahverkehr bringt Entlastung

Mit der Einrichtung eines Schienen-Nahverkehrs bekämen die Menschen in der Region ein sicheres und kostengünstiges Transportmittel (auch für Güter). Dies würde eine Entlastung auf den Straßen bedeuten, was mit weniger Stau, geringerem Energieverbrauch, geringerem CO2-Ausstoß, weniger Feinstaub-Emissionen und der Vermeidung weiterer Versiegelung von Freiflächen verbunden wäre. Auf diese Weise könnten die Überwaldgemeinden zu dem von der EU geforderten Klimapaket beitragen.

Nach Auffassung des BUND ist es wichtig und sinnvoll, den über das ganze Jahr nutzbaren Schienenverkehr zu reaktivieren, denn bei vernünftiger Anschluss-Planung wird dabei die Rendite für alle, auch für die Umwelt, größer sein. Der BUND schließt sich deshalb dem Rat des Bundes der Steuerzahler an, das Draisinenprojekt einzustellen und unterstützt dies durch seinen Beitritt zum Aktionsbündnis, das die Reaktivierung der Überwaldbahn und deren Nutzung für den Öffentlichen Personennahverkehr fordert.

Draisine ist ein Rückschlag für die Region

Der BUND setzt sich dafür ein, dass die Infrastruktur des Überwalds und die Umweltbelange dieser Region ausgewogen weiterentwickelt werden. Er betrachtet deshalb die Bildung einer kommunalen Arbeitsgemeinschaft bestehend aus Kreis und den Gemeinden Wald-Michelbach, Mörlenbach und Abtsteinach mit dem Ziel der Einrichtung einer Draisinenbahn als einen Rückschlag, der die Überwaldgemeinden aktuell schwächt und einseitig nur auf Anbindung durch CO2-intensiven Straßenverkehr an den Rhein-Neckar-Raum setzt.

Mit der Einrichtung einer Draisinenbahn wollen der Kreis und die beteiligten Gemeinden als neue Eigentümer der Bahntrasse diese erhalten, den Tourismus fördern und vor allem das Hotel -und Gaststättengewerbe unterstützen. Dabei soll die Option für eine SPNV-Reaktivierung erhalten bleiben.

Touristenbahn rechnet sich nicht

Ob diese Ziele auch nur annähernd erreicht werden können, ist mehr als fraglich. Dass sich das Draisinen-Projekt nicht rechnet, hat auch der Bund für Steuerzahler festgestellt: es wird wohl für die drei beteiligten Gemeinden und den Kreis ein Zuschussbetrieb bleiben. Selbst bei der - nach Auffassung des BUND unrealistisch – von Landrat Wilkes angenommenen Zahl von 40 000 Nutzern der Draisine pro Jahr ist fraglich, ob die erwarteten zusätzlichen Touristen unterm Strich mehr Geld in die Region bringen als die EU, die Gemeinden und der Kreis bereitstellen und in Zukunft bereitstellen müssen.

Etwa 6 Millionen Euro soll die Draisinenbahn kosten. Die geplante Umgehungsstraße in Mörlenbach sollte ursprünglich 38 Millionen Euro kosten, nach neuesten Berechnungen werden es wohl 60 Millionen Euro sein. Allein mit der Summe dieser Kostenexplosion von über 20 Millionen Euro wäre ein SPNV zu finanzieren, wobei für ein solches Projekt erhebliche Fördermittel beantragt werden können.

Das Aus für die Bahnstrecke

Nach allem was bekannt ist wird beim Draisinen-Projekt die Bahnstrecke nicht derart instandgesetzt, dass darauf auch schwere Züge oder S-Bahnen fahren könnten. Deshalb ist zu bezweifeln, dass eine solche Instandsetzung überhaupt noch nach Jahren durchgeführt werden kann. Ohnehin ist eine Reaktivierung der Überwaldbahn in den nächsten Jahren nicht möglich, da die EU-Fördermittel für die Draisine vertraglich an eine Frist von 15 Jahren gebunden sind. Auch die Gefahr der Entwidmung von Teilen der Bahnstrecke zum Zweck der Veräußerung im Laufe der Jahre ist groß und für die neuen Eigentümer verlockend. Damit wäre das Aus dieser Bahnstrecke besiegelt.

Insofern ist es zweifelhaft, dass die Option für eine Reaktivierung der Überwaldbahn und deren Nutzung für den Öffentlichen Personen-Nahverkehr ernst gemeint ist.