BUND Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland


15. Juni 2007

Der Wald muss feucht und die Siedlung trocken bleiben

Von: Herwig Winter

Durch Trockenheit geschädigter Wald

Heppenheim. Auch nach einem mit BUND-Vertretern im RP Darmstadt geführten Gespräch sind für den BUND-Kreisverband Bergstraße die Entwicklungen und die Vorstellungen des Regierungspräsidiums Darmstadt und der Wasserversorger Hessen-Wasser und Riedgruppe Ost zur Erhöhung der Grundwasserentnahme im Gernsheimer-Jägersburger-Wald besorgniserregend. "Wenn weiterhin so einseitig die höhere Grundwasserentnahme verfolgt wird, dann wird sich der Auflösungsprozess der Wälder im Hessischen Ried fortsetzen", ist der Beisitzer im BUND-Kreisvorstand Herwig Winter entsetzt. "Statt klarer Sanierungsvorstellungen werden die Fehler der Vergangenheit einfach fortgeschrieben." Der BUND ist irritiert darüber, dass die Obere Naturschutzbehörde im Regierungspräsidium die Ziele des europäischen Umwelt- und Naturschutzrechts weitgehend ignoriert, statt sich, wie in den europäischen Naturschutzrichtlinien vorgesehen, um die Wiederherstellung des gestörten Naturhaushaltes im Ried zu bemühen.

Gegen die Planungen von Hessen-Wasser für die Grundwasserentnahme im Gernsheimer Wald hatte jüngst auch die Stadt Gernsheim öffentlich protestiert. Denn während der Gutachter von Hessen-Wasser zugibt, dass die neuerliche Entnahmeanträge den Bäumen dauerhaft das Grundwasser entziehen wird, behauptet die Obere Naturschutz-Abteilung des Regierungspräsidiums ohne jegliche Belege einfach das Gegenteil. "Der RP Darmstadt leugnet das Problem, damit er sich nicht weiter damit auseinandersetzen muss", kritisiert Herwig Winter.

Für den BUND gilt der Leitgedanke: Die Keller der Wohngebäude müssen trocken bleiben, die Wurzeln der Waldbäume aber sollen wieder Grundwasseranschluss erhalten. Durch ein intelligentes Grundwassermanagement ließen sich nach Auffassung des BUND die Interessen der Hausbesitzer mit denen der Forst- und Landwirte und zum Wohle der Allgemeinheit auch durchaus in Einklang bringen. Möglich wäre dies, wenn eine Ergänzung des vorhandenen Systems der technischen Anlagen von Infiltration und Grundwasserentnahme erfolgen würde, die zu einer gezielten örtlichen Anpassung des Grundwassermanagements führt. Dabei sind u.a. die Erfahrungen aus dem Waldsanierungsprojekt Darmstädter Westwald und dem Pilotprojekt Baugebiet "Im Teich" der Gemeinde Nauheim im Kreis Groß-Gerau in die Wasserrechtsverfahren einzubringen. Mit einer vergleichbaren Konzeption kann dann im Siedlungsbereich der Grundwasserspiegel niedrig gehalten werden, während im Waldbereich durch gesteuerte Infiltration eine den ökologischen Anforderungen entsprechende Aufspiegelung erfolgt.

"Wenn man bedenkt, dass die mangelnde Versorgung mit Grundwasser teilweise flächenhaft das Absterben von Riedwäldern verursacht und sich das Problem noch durch die nicht enden wollende Maikäferkalamität verschärft, deren Hauptursache ebenfalls in viel zu trockenen Böden liegt, dann ist ein solches Grundwassermanagement unbestreitbar notwendig", so Dr. Reiner Plasa, Sprecher des Arbeitskreises Wasser im BUND.

Der BUND fordert deshalb das Regierungspräsidium Darmstadt sowie die Wasserversorgungsunternehmen Hessen-Wasser und Riedgruppe Ost auf, die anstehenden Wasserrechtsverfahren als Chance zu begreifen, die Wasserversorgung des Ballungsgebietes Rhein-Main sicherzustellen in einer Weise, die dem gleichzeitigen Anspruch der Bürger auf eine unzerstörte Heimatnatur und ökologisch intakten Lebensraum gerecht wird.


Quelle: http://archiv.bund-bergstrasse.de/nc/presse/pressemitteilungen/detail/artikel/der-wald-muss-feucht-und-die-siedlung-trocken-bleiben/