10. November 2008

Die Gesundheit unserer Kinder ist in der Umgebung der Atomkraftwerke mindestens bis zu 50 km gefährdet

Von: BUND Hessen

Vor den interessierten Zuhörern der gut besuchten gemeinsamen Informationsveranstaltung von IPPNW und BUND Hessen am 8. November in Darmstadt zum Thema Kinderkrebs um Atomkraftwerke wurde deutlich, dass Atomkraftwerke schon im Normalbetrieb die Gesundheit gefährden. Die Wissenschaftler, die über die Studie zu Kinderkrebs in der Umgebung von Kernkraftwerken (KiKK-Studie) referierten, führten dabei diese traurige Gewissheit eindrücklich vor Augen. Die KiKK-Studie beweist: Je näher Kinder an einem AKW wohnen, desto größer ist ihre Erkrankungs-Wahrscheinlichkeit. Signifikante Ergebnisse sind auch bis in eine Entfernung von 50 km um die Atomkraftwerke nachweisbar.

Prof. Dr. med. Eberhard Greiser erläuterte im Detail, warum ein Zusammenhang zwischen der Strahlendosis und dem Leukämierisiko keineswegs ausgeschlossen werden kann, wie vom Mainzer Kinderkrebsregister behauptet.

Dr. Alfred Körblein erweiterte den Blick auf mögliche erhöhte Fehlbildungsraten, Prof. Dr. med. Dr. h.c. Edmund Lengfelder wies auf die hohe Empfindlichkeit der Kinder in Bezug auf radioaktive Niedrigstrahlung hin. Alle Referenten fanden es unverständlich, dass die atomenergiefreundlichen Wissenschaftler der Strahlenschutzkommission und das Team der Wissenschaftler um Prof. Blettner (Mainzer Kinderkrebsregister) auf Grund der KiKK-Studie weiterhin einen möglichen Zusammenhang zwischen radioaktiver Strahlung aus Atomkraftwerken und dem Erkrankungsrisiko ausschließen.

IPPNW und BUND Hessen fordern dazu auf, das Problem nicht mehr weiter klein zu reden und durch Halbwahrheiten und nichtige Details zu verwirren. Sie fordern von der Politik eine fachöffentliche Diskussion unter Einbeziehung aller bisher bekannt gewordenen Erkenntnisse mit Beteiligung aller kritischen Wissenschaftler. Dabei sollte die Kernaussage der KiKK-Studie nicht aus den Augen verloren werden: Je näher ein Kleinkind am Atomkraftwerk wohnt, desto größer ist die Gefahr für das Kind, an Krebs und Leukämie zu erkranken. Außerdem ist zu befürchten, dass weitere Studien, die in nächster Zeit veröffentlicht werden, aufzeigen, dass Atomkraftwerke bei unseren Kindern auch vermehrt Fehlbildungen erzeugen können.

IPPNW und BUND Hessen fordern unmittelbare, amtliche und auch veröffentlichte Messungen aller radioaktiven Emissionen aus den Atomkraftwerken. Bisher messen nur die AKW-Betreiber selbst und melden lediglich gemittelte Messwerte an die Aufsichtsbehörden. Die Aufsichtsbehörden kontrollieren dann nur sporadisch und indirekt die Angaben der AKW-Betreiber. Alle dabei erhobenen Messwerte müssen veröffentlicht werden und der allgemeinen Forschung zur Verfügung stehen. Gerade eine systematische Analyse von Messwert-Spitzen könnte zur Ursachenaufklärung entscheidend beitragen.

IPPNW und BUND Hessen fordern, den AKW-Betrieb sofort zu stoppen, bis alle Ursachen der vermehrten Krebserkrankungen in AKW-Nähe restlos aufgeklärt sind. Jegliche Tendenzen zu Laufzeitverlängerungen sind zu unterbinden. Die Politik muss endlich handeln. Die betroffene Bevölkerung, die im Umkreis von 50 km um Atomkraftwerke wohnt, muss sachlich korrekt über das erhöhte Erkrankungsrisiko aufgeklärt werden. IPPNW und BUND Hessen fordern den umgehenden Einstieg in eine verschärfte Grenzwertdebatte mit einer fachöffentlichen Diskussion und unter Einbeziehung aller Forschungsergebnisse der Strahlenbiologie, die besonders in der Beurteilung der Strahlenschutz-Kommission eine nur untergeordnete Rolle spielen. Grenzwerte dürfen sich nicht nur auf gesunde Erwachsene beziehen, sondern müssen in Zukunft auch die erhöhte Strahlensensibilität der Embryonen, Feten und Säuglinge berücksichtigen.