4. September 2009
Echte Bürgerinitiativen demonstrieren am Wochenende
Von: Guido Carl
Ein Eigentor in Sachen Öffentlichkeitsarbeit - so urteilt der Kreisverband Bergstraße des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) über die Pro-Atom-Demonstration, zu der RWE alle Azubis des Konzerns schickte. Was als PR-Coup gegen die für Samstag angekündigte Anti-Atom-Großdemo in Berlin geplant ist, beunruhigt die Umweltaktiven jedoch nicht. "Wer es nötig hat, wirtschaftlich Abhängige auf eigene Kosten zu einer Kundgebung zu schicken, noch dazu Jugendliche, handelt unseriös und offenbart eine Position der Schwäche", meint Guido Carl, stellvertretender Vorsitzender des BUND Bergstraße.
Der Betreiber der umstrittenen Atomkraftwerke Biblis A und B RWE ließ rund 1200 Auszubildende des Unternehmens aus dem ganzen Bundesgebiet nach Biblis bringen, damit sie dort für die Zukunft der Kernenergie demonstrieren. Auch Lehrlinge anderer Stromkonzerne wie Vattenfall und E.ON sollten für "unseren Standort Biblis" aufmarschieren. Und das, so der BUND, obwohl die Strommanager selbst vor 10 Jahren einen Vertrag ausgehandelt hatten, nach dem Biblis schon 2007 hätte abgeschaltet werden müssen. Sorgen um die Arbeitsplätze müssten die Azubis sich jedoch nicht machen, meint der BUND, denn der Abbau der strahlenden Meiler berge noch Arbeit für Jahrzehnte.
"Echte Bürgerinitiativen demonstrieren am Wochenende", meint Georg Niedermayer, Kreisvorsitzender des BUND Bergstraße trocken. "Die Vielfalt des Anti-Atom-Protests in Berlin ist selbstbestimmt, vorwärtsgewandt und frei von Profitgier und steht damit auf einer ganz anderen Stufe als eine gekaufte Kundgebung vor den Werkstoren von RWE." So sind auch Aktive des BUND Bergstraße auf dem weiten Weg in die Bundeshauptstadt, um dort am Samstag gegen die Laufzeitverlängerung der Atomkraft zu protestieren. Das erklärte Ziel der Umweltaktiven ist, die Weichen auch für die Zeit nach der Bundestagswahl in Richtung erneuerbare Energien zu stellen. Das Motto lautet denn auch: "Mal richtig abschalten - Atomkraft, nein danke".