16. November 2009

E.On berechnet Säurebildung und -ausbreitung im Kraftwerk Staudinger falsch

Von: BUND Hessen

Antragsteller E.ON hat falsche Meßstellen und Berechnungen für die Bildung und die Verbreitung von Säuren und anderen Schadstoffen aus dem Kühlturm zugrunde gelegt. Der BUND vertritt die Meinung, daß Block 6 wegen fehlender Auswirkungsdaten nicht genehmigungsfähig ist. Der hessische Landesverband des BUND und der Bund Naturschutz (BN) in Bayern kritisieren die Methodik des E.ON-Modells zur Bildung der bei der Kohleverbrennung in Block 6 entstehenden Rauchgase, ihre Reaktion mit dem Wasserdampf und Ableitung über den geplanten 180 Meter hohen Kühlturm.

Am Tag Fünf der Erörterung in Großkrotzenburg stand die Frage der Bildung von Säuren im Kühlturm und die Wechselwirkung zwischen den verschiedenen Schadstoffen im Mittelpunkt. Nach Ansicht von BUND und BN weisen die Antragsunterlagen zu dieser Problematik erhebliche Defizite auf. So könne nach Angaben des BUND Schwefeldioxid mit dem Wasserdampf zu schwefliger Säure reagieren, die im Tropfen weiter zu Schwefelsäue oxidiert werden kann und sich in unmittelbarer Nähe niederschlägt und damit die Gesundheit der Menschen belastet. Diese Kritik sei in der Erörterung nicht entkräftet worden.

Michael Rothkegel, BUND-Geschäftsführer:"E.ON gibt zu, aus Kostengründen Schadstoffmessungen im Kühlturm von Block 5 nur am Rand vorgenommen zu haben und dies bei einer Investitionssumme von über einer Milliarde Euro. Derart gemessene Werte können jedoch nicht Grundlage für Modellrechnungen über die zu erwartende Säurebildung und - ausbreitung bei Ableitung der Rauchgase über den Kühlturm von Block 6 sein. Nach Aussage unseres Gutachters Ingo Gödeke werden bei Vermischung der Rauchgase mit dem Wasserdampf entstehende Säuren sich in der Mitte der Austrittsöffnung des Kühlturms konzentrieren, deshalb geben Säuremessungen am Kühlturmrand nicht die realen Verhältnisse wieder. " Dass die Bildung von Säuren in den Kühlturmschwaden ein erhebliches Problem darstellt, belegten die Aussagen von E.ON, wonach der Kühlturm aus säurefestem Beton bestehen wird und dessen Innenwände zum Schutz vor Korrosion durch Säuren und Begleitstoffe speziell beschichtet werden müssen. Michael Rothkegel: "Natur und Mensch haben diese Möglichkeit nicht. Die niedergehenden Säuren, die über den Wasserdampf des Kühlturms als feinste Tröpfchen, sogenannte Aerosole, in die Umwelt abgegeben werden, treffen sie ungeschützt." Rechtsanwältin Philipp-Gerlach, die BUND und BN im Erörterungstermin vertritt: "E.ON konnte bisher nicht genügend darlegen, wo die so fein verteilten Schadstoffe niedergehen werden und welche Wirkungen dies auf die Gesundheit und die Natur haben wird. Auf dieser Grundlage darf eine abschließende Beurteilung auf keinen Fall erfolgen. Der BUND hat deshalb weitere, unabhängige Gutachten beantragt."

Weitere Auskünfte gibt Ihnen:

Michael Rothkegel
BUND-Hessen-Geschäftsführer
Tel.: 069 67737612 oder 0151 120 68 590