BUND Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland


22. Juni 2012

Erdölsuche im Rheintal behindert und blockiert Energiewende

Begriffe wie „schwarzes Gold“ und „Erdöldorado“ begleiten die jüngsten so genannten „Erfolgsmeldungen“ der Firma Rhein Petroleum GmbH (Heidelberg), die Rheintal und auch im im hessischen Ried schon im Herbst 2012 nach Erdöl und Erdgas bohren will. Doch der angebliche Fortschritt ist in den Augen des BUND Bergstraße ein fataler Schritt zurück in die Abhängigkeit von klimaschädlichen fossilen Brennstoffen, der die anlaufende Energiewende behindert und blockiert. Neben der fatalen weiteren Beschleunigung der Klimaerwärmung befürchtet der Umweltverband außerdem Schäden für die Natur und das Trinkwasser der Region.

„Die Suche nach Erdöl ist das völlig falsche Signal in einer Zeit, in der sich das Land Hessen und die Metropolregion Rhein-Neckar 100% erneuerbare Energien zum Ziel setzen“, erklärt Guido Carl, Vorsitzender des BUND Bergstraße. Massive Klimaprobleme bereitet schon die Freisetzung des Kohlendioxids, das seit Millionen Jahren in der Erde gebunden war und nun klimawirksam werden soll. Damit nicht genug: bei der Förderung und dem Transport der fossilen Energieträger entweicht auch das Klimagas Methan, das rund 21-mal stärker als CO2 den Treibhauseffekt der Atmosphäre vorantreibt.

Umstrittenes Fracking-Verfahren gefährdet Trinkwasser und Natur

Schäden durch die Öl- und Gasförderung sind laut BUND auch in der Natur und für das Grundwasser zu befürchten. Die Klimaerwärmung belastet die heimischen Ökosysteme schon heute bis an die Grenze des Erträglichen und darüber hinaus; diese Belastung noch zu steigern ist unzumutbar. Doch möglicherweise kommt bei der Erschließung der Erdöl- und Erdgaslagerstätten auch das äußerst umstrittene Fracking-Verfahren zum Einsatz. Dabei wird eine Mischung aus Wasser, Sand und toxischen Chemikalien mit hohem Druck in die Erde gepresst. Im Gestein entstehen Risse, durch die man das gebundene Gas und Öl fördern kann. „Chemikalien oder Erdgas könnten durch die weit reichenden Risse bis ins Grundwasser gelangen und unser Trinkwasser gefährden“, erläutert Guido Carl die Tücken des Verfahrens. Auch die Vegetation kann durch aufsteigendes Erdgas, giftige und radioaktive Bohrschlämme oder durch Leckagen oberirdisch gelagerter Chemikalien erheblichen Schaden nehmen.

Trotz all dieser Risiken findet die geplante Erdölförderung ganz ohne Öffentlichkeitsbeteiligung statt; so sieht es nämlich das deutsche Bergrecht vor. Zu allem Überfluss handelt es sich bei den Öl- und Gasvorkommen im Rheintal um frühere, bereits aufgegebene Förderstätten oder kleine neue Felder. Die eher geringen Kapazitäten sind daher nur mit erhöhtem Energieaufwand (sic!) und hohen Kosten zu fördern und leisten doch nur einen marginalen Beitrag zur Eigenversorgung des deutschen Energiebedarfs. Im Gegenteil stärkt jede neue Ölquelle die Herrschaft der fossilen Brennstoffe, erklärt der BUND. Zukunftsweisend sind Investitionen in erneuerbare Energien; schon heute senken sie die Kosten an der Strombörse kräftig – auch wenn bisher nur Großverbraucher davon profitieren.

Kosten senken = in Erneuerbare investieren

Der BUND Bergstraße fordert die politischen Entscheidungsträger auf, sich nicht am „schwarzen Gold“ die Hände schmutzig zu machen, sondern der Förderung die Genehmigung zu verweigern. Stattdessen soll die Politik auf Investitionen in erneuerbare Energien und Energieeffizienz drängen. Denn das ist das beschlossene Ziel der Energiewende: Hessen wird erneuerbar, zu 100%, bis 2050.


Quelle: http://archiv.bund-bergstrasse.de/nc/presse/pressemitteilungen/detail/artikel/erdoelsuche-im-rheintal-behindert-und-blockiert-energiewende/