BUND Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland


26. März 2009

Erörterungstermin zu Staudinger Block 6, 2. Tag

Von: Werner Neumann

Graue Wolken am Himmel, graue, mit Schadstoffen beladene Wasserdampfwolken aus dem Kühlturm, die sich über die Ortschaften senkten, waren die Einstimmung zum zweiten Tag des Erörterungstermins zum geplanten Steinkohlekraftwerk EON Staudinger Block 6. Thema war an diesem Tag die Frage nach der energiewirtschaftlichen Notwendigkeit des geplanten Kohleblocks.

Konkurrenz zu Erneuerbaren Energien bestätigt

Winfried Schwab-Posselt , Sprecher der Bürgerinitiative "StoppStaudinger", führte das Verhalten EONs in Großbritannien an. Durch den Ausbau von Atomkraftwerken wird es dort zur Beschränkung der Erneuerbaren Energien kommen. Die BI befürchtet, dass in Deutschland ein ähnliches Verhalten zu erwarten ist und das weltweit größte Steinkohlekraftwerk Block 6 den Ausbau der erneuerbaren Energien über seine zu erwartende Laufzeit von 40 Jahren blockieren wird. EON räumte als Gegenargument ein, dass die Betriebszeiten des geplanten Blocks in Zukunft durch vermehrte Produktion von Strom aus Erneuerbaren Energien von 7000 auf 4000 Jahresstunden eingeschränkt werden wird und ließ damit die bisherige These der Grundlastkraft fallen. Durch diese neuen Aspekte steht nun widerum die Wirtschaftlichkeit des geplantenKraftwerks in Frage.

Alternativen zeigte Dr. Werner Neumann vom BUND auf. "Der Kohleblock ist  gleich mehrfach überflüssig. Mit Stromeinsparung, Ausbau von Stromerzeugung aus Biomasse und Windenergie, sowie dezentralen Blockheizkraftwerken kann die geplante Stromproduktion aus Block 6 letztlich dreifach ersetzt werden." Dabei zitierte Dr. Neumann  mehrere vom Bundesumweltministerium und Umweltbundesamt  erstellte Studien, die dies belegen. "Neue Kohlekraftwerke sind nicht erforderlich, sie konterkarieren die Klimaschutzziele und passen somit nicht den zukünftigen Kraftwerksmix " so Neumann weiter.

EON-Studie unterschätzt Wind und Kraft-Wärme-Kopplung

Eine von EON beauftragte Studie, die von PROGNOS erstellt wurde, zeigte mehrere gravierende Fehler und Widersprüche. Dr. Neumann hob hervor, dass vor allem das Potential für Kraft-Wärme-Kopplung in Hessen von PROGNOS um das Fünffache, das Windpotential um das Dreifache unterschätzt wurde. Der BUND forderte daher das Regierungspräsidium auf, die Studien von EON anzuzweifeln und andere Sachverständige hinzuzuziehen.

Politisch pikant war der Hinweis von EON, man brauche den Kohleblock, um in Hessen die Atomkraftwerke Biblis A und  B zu ersetzen. Dies sei - so EON auf Nachfrage - aber nicht mit RWE abgesprochen. An anderer Stelle behaupteten die Gutachter dagegen, der Kohleblock 6 würde andere Kohlekraftwerke ersetzen. Auf Nachfrage von Rechtsanwalt Möller-Meinecke für die Kommunale Arbeitsgemeinschaft, konnte EON aber nicht benennen, welche Kraftwerke konkret abgeschaltet würden.

Fernwärmeauskopplung ist reine Theorie

Herr Schmidt von der BI befasste sich in der Erörterung mit der Fernwärmeauskopplung. Durch die Stromproduktion im Kohleblock entsteht Wärme. Nach EONs Plänen würde diese einfach als Abwärme in die Umgebung abgegeben, ca. 1,5 Mio. to Kohle jährlich würden dadurch verschwendet. Die Auskopplung von Fernwärme über große Entfernungen erwies sich als aufwendig und teuer, auch die Verteilung und der Verkauf der Wärme im Rhein-Main-Gebiet unklar. Eine Fernwärmeleitung sollte nach Offenbach und Frankfurt gehen - hier bestehen aber schon lokale Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen. Zudem musste EON einräumen, dass die Auskopplung von 300 MW aus dem geplanten Block 6 nur eine Redundanz (Absicherung) gegenüber der schon seit Jahren bestehenden Wärmeauskopplung aus Block 5 darstelle. Damit ist aber der geforderte ökologische Nutzen dieser viel diskutierten Fernwärmeauskopplung nicht mehr darstellbar.

Die Kritiker des Baus des Blocks 6 konnten zeigen, dass 20% des Strombedarfs eingespart werden können, die großen Potentiale der Kraft-Wärme-Kopplung dezentral zu finden sind und eine deutlich zunehmende Stromproduktion aus erneuerbaren Energien den Bau des Steinkohlekraftwerks letztlich überflüssig macht. Diese Potentiale sind so groß, dass auch die Stilllegung der Atomkraftwerke Biblis A und B abgedeckt sind. So blieb am Ende kein belastbare Argumentation, warum angesichts vielfacher Alternativen der neue Kraftwerksblock wirklich gebraucht werde. Im Gegenteil, Block 6 würde bestehende und zukünftige umweltfreundlichere Alternativen der Strom- und Wärmeversorgung ersetzen bzw. behindern.

Weitere umweltrelevante Themen im Erörterungstermin:


Quelle: http://archiv.bund-bergstrasse.de/nc/presse/pressemitteilungen/detail/artikel/eroerterungstermin-zu-staudinger-block-6-2-tag/