2. September 2004
Fraport betreibt gezielte Desinformation zur A380-Werft
Von: BUND Hessen
Frankfurt. Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) wirft der Fraport AG im Zusammenhang mit dem Genehmigungsverfahren zur A380-Werft eine gezielte Desinformation vor. Der Verband wiederholt seine Feststellung, dass Fraport erstmals in den in diesem Sommer geänderten Planunterlagen die Machbarkeit der A380-Werft auf dem Flughafengelände bestätigt und die Antragsunterlagen zudem massiv geändert hat. "Die von Fraport beantragte Werft ist doppelt so groß wie für die A380-Maschinen der Lufthansa erforderlich", bekräftigt Brigitte Martin vom BUND-Landesvorstand.
Zur Frage der Hallendimension
- Fraport plant eine Werfthalle mit mindestens vier A380-Wartungsplätzen. Erst durch die intensiven Nachfragen der BUND-Rechtsanwältin Ursula Philipp-Gerlach im Erörterungstermin Anfang des Jahres 2004 gab Fraport zu, dass die Lufthansa für ihre Riesenjumbos lediglich zwei Wartungsplätze benötigt. Damit ist die Halle genau doppelt so groß, wie für die A380-Maschinen erforderlich.
- Erstmals begründet die Fraport die gewaltige Dimension der A380-Werft in den neuen Genehmigungsunterlagen aus diesem Sommer gleichrangig mit dem Bedarf für den A380 und einer angeblichen, künftig drohenden Wartungsunterdeckung für die Interkontinentalmaschinen der Lufthansa. Mit diesem formalrechtlichen Trick versucht die Fraport ihre Planung, die grob gegen das "Übermaßverbot" verstößt, doch noch zu rechtfertigen.
- Die angebliche Wartungslücke bei den Interkontinentalmaschinen wird von Fraport behauptet, aber nicht belegt. Im Genehmigungsverfahren gibt es keine Unterlagen der Lufthansa zu diesem Komplex. Im Erörterungstermin konnten die Einwender sogar aufzeigen, dass die Fraport-Angaben unglaubwürdig sind. Denn bis zum Jahr 2015 soll die Zahl der Interkontinentalpassagen lediglich um 24%, während die Zahl der Interkontinentalmaschinen von 67 auf 110 Flugzeuge, d.h. um 65% wachsen soll. Das Missverhältnis wird noch deutlicher, wenn man berücksichtigt, dass die Maschinen künftig im Durchschnitt größer sind und mehr Passagiere befördern können als heute.
- Fraport vermischt in der Planungsbegründung die Vorhaben A380-Werft und den großen Ausbau miteinander. Eine Fallunterscheidung im Zuwachs der Interkontinentalflotte für den Ausbau- und dem Nichtausbaufall fehlt.
- Nach den Antragsunterlagen benötigt die Fraport selbst für ihre überdimensionierte Planung eine Fläche von 20 Hektar und nicht von 25 Hektar, wie heute in der Frankfurter Rundschau behauptet wird.
Zur Frage der Alternativstandorte
- Fraport bestätigt in den neuen Planunterlagen erstmals die Machbarkeit von zwei Alternativstandorten (Standorte 5 und 6) innerhalb und von einem Standort außerhalb des Zauns (Standort 8). Zwei dieser Standorte befinden sich innerhalb des Zauns, ein weiterer westlich des Parallelbahnsystems.
Zu Standort 5 hieß es in den alten Antragsunterlagen: "Der Abriss der bestehenden Hallen und die anschließende Neuerrichtung einer ausreichend dimensionierten Halle auf diesem Gelände ist aufgrund des hohen Nutzungsgrades der bestehenden Halle ausgeschlossen" und weiter: "Aus diesem Grund ist auch der Abriss bestehender Hallen und anschließender Neubauten auf diesem Gelände nicht realisierbar." In den neuen Antragsunterlagen heißt es hingegen: "Allerdings könnten die bestehenden Hallen abgerissen und an deren Stelle eine neue Halle errichtet werden, welche die mit der Planung verbundenen Anforderungen grundsätzlich erfüllen kann."
Zum Standort 6 heißt es in den alten Antragsunterlagen noch "Der Abriss der bestehenden Wartungshallen und Neubau auf bestehendem Gelände ist aus den gleichen Gründen wie im Nordbereich nicht möglich." In den neuen Unterlagen wird dagegen ausgeführt: "Neben den mit der Verwirklichung dieser Variante verbundenen erheblichen Mehrkosten würden auch dort in wirtschaftlich nicht sinnvoller Weise erhebliche Werte vernichtet." Im alten und neuen Antrag wird verschwiegen, dass ein Großteil der "störenden" Gebäude nicht mehr benötigt und in jedem Fall abgerissen werden sollen. Es handelt sich um die CCT-Hallen, die gerade ersetzt werden. - Die Alternativenprüfung der Fraport ist unzulänglich. Alle Alternativstandorte, die vom BUND oder andere Einwender vorgeschlagen wurden, werden von der Fraport ignoriert. Außerdem kann sich das Unternehmen nicht darauf berufen, dass die Wartung der A380 und anderer Kontinentalmaschinen zwingend in einer Halle durchzuführen ist. Eine Standortsuche, die hier von der Realisierung durch getrennte Vorhaben ausgeht, fehlt aber.
- Für die A380-Wartung genügt eine Halle mit zwei Wartungsplätzen. Für diese Hallengröße wurde nie eine Standortsuche durchgeführt.
- Zumindest bis zum Jahr 2010 ließe sich der notwendige Wartungsplatz für die A380-Maschinen durch einen geringfügigen Umbau der erst im letzten Jahr beantragten und genehmigten CCT-Werft erreichen. Die Alternativplanung ist auch deshalb unzureichend, weil hierzu keine Karten mitgeliefert wurden und jede Bilanzierung angeblicher Mehrkosten zum beantragten Vorhaben fehlt. Die Mehrkosten werden lediglich behauptet.
Zur Frage des Termindrucks
- Nach der Planung der Lufthansa werden bis zum Jahre 2010 lediglich zehn A380-Maschinen in Frankfurt stationiert. Für diese Maschinen genügt zunächst ein Wartungsplatz. Dieser Wartungsplatz ließe sich in der CCT-Halle schaffen.
- Zwischen dem geplanten Baubeginn der A380-Werft außerhalb des Zauns und der Rückgabe der Airbase an die Fraport liegen ganze vier Monate. Es ist nicht zu erkennen, dass die Fraport sich darum bemüht, von der über 150 ha großen Fläche der Airbase ein Teilstück vier Monate eher zu erhalten. Man muss vielmehr den Eindruck haben, dass die Fraport die Terminprobleme vorschiebt, weil sie die Fläche der Airbase für ihr geplantes Terminal 3 vollständig freihalten will. Was aus der Sicht des Unternehmens vernünftig zu sein scheint, stößt sich nun aber mit den rechtlich zwingenden Vorgaben getrennter Genehmigungsverfahren für die A380-Werft und den geplanten, großen Flughafenausbau.