15. August 2016
Gesunde Nahrungsmittel sind die wichtigste Lebensgrundlage - BUND und Bauernverband kritisieren Äußerungen des Landtagsabgeordneten Peter Stephan
Kein Verständnis haben der BUND-Kreisverband Bergstraße und der Regionalbauernverband (RBV) Starkenburg für die harsche Kritik, die Landtagsabgeordneter Peter Stephan gegenüber dem Vorsitzenden der CDU-Mittelstandsvereinigung (MIT) Bergstraße Werner Hartmann übt. Werner Hartmann hatte sich gegen einen zunehmenden Flächenverbrauch auch im Zusammenhang mit dem geplanten interkommunalen Gewerbegebiet im Weschnitztal ausgesprochen. Nach Auffassung von BUND und RBV hat Peter Stephan die Brisanz der Problematik des immer noch zunehmenden Flächenverbrauchs entweder nicht begriffen oder er ignoriert sie schlicht. RBV-Vorsitzender Dr. Willi Billau: "Herrn Stephan ist offenbar in keiner Weise bewusst, dass die Menschen, für die er Arbeitsplätze schaffen will, auch ernährt werden müssen. Dafür braucht es Ackerfläche." BUND-Kreisvorstandssprecher Herwig Winter ergänzt: "Wenn Landtagsabgeordneter Peter Stephan Ackerflächen sieht, dann fallen ihm nur Energiepflanzen, Gewerbegebiete und Straßentrassen ein. Seiner Aufgabe als umweltpolitischer Sprecher der CDU im hessischen Landtag wird er damit in keiner Weise gerecht."
Unversiegelte Böden sind in Europa stets von Vegetation bedeckt und stellen damit einen zentralen Faktor bei der Bindung und Speicherung des Treibhausgases Kohlendioxid dar. Sie dienen so zum einen dem Klimaschutz, zum anderen sind sie die Grundlage für land- und forstwirtschaftliche Produktion und damit der Garant für die Sicherstellung der Ernährung. Nicht zuletzt stellen sie die Grundvoraussetzung für den Erhalt der Artenvielfalt dar.
Dr. Willi Billau: "Politiker wie Peter Stephan müssen sich die Frage gefallen lassen, wie sie sich die Sicherung der Ernährungsgrundlage der Menschen vorstellen, wenn alleine in Deutschland jeden Tag eine Fläche in der Größenordnung von rund 100 Fußballplätzen für Gewerbegebiete, Straßen und Wohnsiedlungen geopfert wird."
Die EU beansprucht derzeit außerhalb Europas bereits rund 640 Mio. Hektar landwirtschaftliche Nutzfläche. Das ist viermal so viel wie die landwirtschaftliche Nutzfläche aller 28 Mitgliedsstaaten zusammen. Für jeden Deutschen werden in Brasilien 300 Quadratmeter Land für den Fleischkonsum mit Soja bewirtschaftet, wobei ein Großteil der brasilianischen Landbevölkerung unter Mangelernährung leidet.
Herwig Winter: "Wenn Peter Stephan meint, dass die Schaffung und der Erhalt von Arbeitsplätzen nicht anders gewährleistet werden kann als dadurch, dass man immer neue Ackerflächen in Gewerbegebiete umwandelt, dann setzt er die Lebensgrundlage vor allem auch künftiger Generationen aufs Spiel." Böden stellen eine endliche, nicht vermehrbare Ressource dar. Nachhaltig nutzen kann man sie nur, wenn sie nicht ständig neu versiegelt und damit faktisch zu Wüste gemacht werden. Eine alleinige Reduktion des Flächenverbrauchs auf 2,5 ha, wie es die hessische Nachhaltigkeitsstrategie vorsieht, ist von Nachhaltigkeit weit entfernt. Herwig Winter: "Auch wenn man die Stücke, die man sich jeden Tag gönnt, verkleinert, ist der Kuchen eines Tages aufgegessen." Nachhaltig ist nach Auffassung von BUND und RBV nur eine Netto-Null-Neuversiegelung. Das bedeutet, dass Böden künftig nur in dem Umfang neu versiegelt werden dürfen, in dem sie andernorts entsiegelt und regeneriert werden. Zur Regeneration vormals versiegelter Flächen ist der in Neuversiegelungsflächen abgetragene Boden zu nutzen. Dr. Willi Billau: "Für Peter Stephan gäbe es viel zu tun, wenn er seiner Aufgabe als agrarpolitischer Sprecher gerecht werden wollte. Neue Gewerbegebiete zu Lasten von landwirtschaftlicher Nutzfläche gehören definitiv nicht zu seinen Aufgaben."