5. Dezember 2008

Jägerhetze gegen den Fuchs unbegründet

Von: Peter Schabel

Scharfe Kritik an den Äußerungen des Präsidenten des hessischen Jagdverbandes, Dr. Dieter Möller, übt der NABU in einer aktuellen Pressemitteilung:

„Da wird der Öffentlichkeit ganz übles Jägerlatein aufgetischt, wenn Dr. Möller seinen Aufruf zur Massentötung von Füchsen mit den Bestandsrückgängen von Hasen, Lerchen oder gar dem Birkhuhn begründet“, so der Kommentar des NABU-Kreisvorsitzenden Schabel, der darauf verweist, dass Hessens Jäger im vergangenen Jahr alleine 9 000 Hasen „zur Strecke gebracht“ haben und das so genannte „Birkwild“ im Jagdgesetz immer noch als „jagdbares Wild“ eingestuft ist, obwohl das Birkhuhn in Hessen inzwischen fast ausgerottet wurde – womit der Fuchs aber absolut nichts zu tun hat.

Füchse ernähren sich überwiegend von Mäusen, gesunde Hasen entkommen ihnen meist problemlos, da sie bei einem Angriff quasi aus dem Stand auf fast 80 km/h beschleunigen können, während die Höchstgeschwindigkeit beim Fuchs lediglich 55 km/h beträgt. Fasanen sind keine heimischen Vögel; sie wurden aus Asien eingeführt und werden nur deshalb gezüchtet und ausgesetzt, um sie abschießen zu können.

Füchse und andere Beutegreifer erfüllen eine wichtige Rolle als „Gesundheitspolizei“ in der Natur. Sie vertilgen Aas und erbeuten meist kranke oder verletzte Tiere und tragen somit zur Gesunderhaltung der Beutetierpopulationen bei. Der Fuchsbestand reguliert sich über das Nahrungsangebot, soziale Familienstrukturen und das Revierverhalten. Wenn dem Aufruf des hessischen Jagdverbandes gefolgt wird und es zu Massentötungen kommt, werden Familienstrukturen und Revierbindung zerstört, Einzeltiere streunen weit umher und Füchse aus Nachbarregionen wandern in die „freigeschossenen“ Reviere ein – gerade dadurch steigt die Gefahr, dass bei uns „die Tollwut wieder aufflackert“, die in der hiesigen Fuchspopulation nicht mehr vorkommt.

Der NABU empfiehlt in dieser Frage einen Blick ins Nachbarland Schweiz: Die Schweizerische Tollwutzentrale konstatiert „Fuchsjagd ist kein adäquates Mittel zur Tollwutbekämpfung!“ und empfiehlt stattdessen Impfaktionen, die ja auch in unserer Region erfolgreicher waren, als die Tötung von abertausenden Füchsen! „Bei der Hetzkampagne gegen Meister Reineke darf das Märchen vom Fuchsbandwurm natürlich nicht fehlen“, fährt Schabel fort. Schon der Name „Fuchsbandwurm“ ist irreführend, wird doch der Echninokokkus multilocularis (so der wissenschaftliche Name) ebenfalls von Haustieren übertragen.

Hunde und Katzen sind als potenzielle Überträger auf den Menschen viel gefährlicher als Füchse. Insgesamt kommt es in Deutschland jährlich zu etwa 20 Infektionen beim Menschen; dagegen stehen im gleichen Zeitraum 40 Tote und 800 zum Teil schwer Verletzte – durch so genannte „Jagdunfälle“ und Straftaten mit Jagdwaffen! „Wer ist also gefährlicher“, fragt Schabel abschließend, „die Hobby-Jagd oder der Fuchsbandwurm?“.