BUND Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland


16. Dezember 2009

Maikäfer-Bekämpfung „Die Diskussion greift zu kurz“

Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) fordert eine Gesamtstrategie zur Rettung der schwer geschädigten Wälder im Hessischen Ried. Die Diskussion um die Maikäferbekämpfung greift viel zu kurz, meint der BUND-Bensheim Vorsitzende Andreas Rossa.

Ohne eine konsequente Ursachenbekämpfung der Waldschäden droht im Hessischen Ried die regelmäßige, großflächige Bekämpfung des Maikäfers mit dem Breitbandinsektizid „Dimethoat“, das auch für Vögel, Fledermäuse, eine Vielzahl von Insekten und Fische gefährlich ist. Auch eine befristete Sperrung der behandelten Wälder für den Menschen wird wegen der Gefährlichkeit des Mittels erwogen. Bisher fehlt es jedoch an einem Gesamtkonzept, kritisiert der BUND-Ortsverband Bensheim.

Die Ursachen der schweren Waldschäden in Südhessen sind bekannt. Rücksichtslose Grundwasserabsenkungen graben den Wäldern von unten das Wasser ab, hohe Schadstoffeinträge kommen von oben und setzen den Wäldern seit Jahren zu. Seit einigen Jahren wird zusätzlich zu den bekannten Ursachen auch über die Folgen des Klimawandels diskutiert. Der Maikäfer ist ein Symptom, nicht die eigentliche Ursache des Waldsterbens.

Betroffen sind vom Absterbevorgang vor allem die ökologisch wertvollen alten Eichen- und Mischwälder. Zahlreiche dieser Flächen sind aber gerade wegen dieser alten Bäume und die daran gebundenen Lebensgemeinschaften als Schutzgebiete ausgewiesen. Unklar ist für den BUND nicht nur, wie es waldbaulich in den geschädigten Wäldern weitergehen soll. „Die Fokussierung auf die Schadensflächen ist unzureichend. Wir brauchen ein umfassendes Schutzkonzept und den Schutz der noch relativ gesunden Waldbereiche im Ried, in die der Maikäfer noch nicht eingedrungen ist“, fordert Andreas Rossa vom BUND.

Der Maikäfer, der in den Ried-Wäldern schon immer existierte, profitiert nun vom Kollaps des Ökosystems. Weggefallen ist die früher hohe Wintersterblichkeit der Engerlinge. Während in früheren Jahrzehnten nahezu alle Engerlinge im hoch anstehenden Grundwasser der Wintermonate ertranken oder im feuchten Boden an Pilzerkrankungen starben, überleben nun fast alle die kalte Jahreszeit unbeschadet und können im Frühjahr ihre Fraßtätigkeit an den Wurzeln fortsetzen.


Quelle: http://archiv.bund-bergstrasse.de/nc/presse/pressemitteilungen/detail/artikel/maikaefer-bekaempfung-die-diskussion-greift-zu-kurz/