29. Oktober 2004
Naturvernichtung durch die A380-Werft noch viel größer
Von: BUND Hessen
Frankfurt. Die ökologischen Schäden durch den Bau der A380-Werft wären noch viel größer als erwartet. Dies ist das Ergebnis neuer Untersuchungen, die der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) vom Wirtschaftsminister erhielt. Die im Auftrag des Regierungspräsidiums Darmstadt durchgeführten Untersuchungen zeigen, dass die rechtlich bedeutsame Qualität der "erheblichen Beeinträchtigung" nicht nur für die Wochenstube der Bechsteinfledermaus, sondern für weitere Tierarten und Lebensräume eintreten wird. "Damit steigt der Druck, dass die Fraport einen geeigneten Platz für die A380-Werft innerhalb des Zauns wählen muss", stellt BUNDvorstandsprecherin Brigitte Martin fest.
Die Diskussion über die Wahl eines Werft-Standortes innerhalb des Flughafenzauns hatte an Bedeutung gewonnen, nachdem Fraport eine solche Möglichkeit im Planänderungsverfahren in diesem August erstmals eingeräumt hat. Die Alternativlösungen sind dem Unternehmen aber zu teuer, so dass es sie auch rechtlich für nicht zumutbar hält. Die neuen Erkenntnisse zu Gunsten der Natur schrauben die Zumutbarkeitsanforderungen deutlich in die Höhe. "Je stärker die Natur beschädigt wird, desto eher muss Fraport einen Standort im Flughafengelände akzeptieren", erklärt die Rechtsanwältin des BUND, Ursula Philipp-Gerlach den Zusammenhang.
Die neuen Untersuchungen wurden im Rahmen der sog. Grunddatenaufnahmen für das europäische Schutzgebiet "Mark- und Gundwald", das unmittelbar an das Vorhaben grenzt, im Auftrag des Regierungspräsidiums Darmstadt erstellt und vom Wirtschaftsminister in das Genehmigungsverfahren eingeführt. Sie belegen erstmals offiziell weitere rechtlich bedeutsame Beeinträchtigungen u.a. für den äußerst seltenen Lebensraumtyp der "alten Eichen auf Sandboden", verschiedene Käfer und weitere Fledermausarten. Die Untersuchungen bestätigen die Auffassung des BUND, der die fehlenden Bestandsaufnahmen im eigentlichen Eingriffsbereich bemängelt hatte. BUNDsprecherin Brigitte Martin: "Fraport verzichtet im Werftbereich bis heute auf die notwendigen Bestandsaufnahmen und behauptet einfach, dort gäbe es keine schützenswerten Lebensräume und Arten".
Der in ganz Hessen sehr seltene Lebensraum der "Alten Eichen auf Sandboden" würde zum Teil überbaut und der Rest durch den Lärm und die Abgase aus der Werft und der verlegten Okrifteler Straße geschädigt. Die Wochenstubenquartiere der Bechsteinfledermaus würden aufgegeben, weil die betreffenden Bäume nach der Rodung unmittelbar am Waldrand stünden. Eine solche Situation akzeptiert die seltene Waldfledermaus nicht. Sollten - gegen jede Erwartung - einige Fledermaus-Weibchen an dem Koloniestandort festhalten, sind sie und ihre unerfahrenen Jungtiere durch den Autoverkehr auf der Okifteler Straße stark gefährdet. Die Werft würde in einen bundesweit bedeutsamen Bestand der Art eingreifen und die Sozialstruktur aller Verbände im Schutzgebiet durcheinander bringen. Außerdem wären die Wochenstuben des Kleinen Abendseglers und der Fransenfledermaus betroffen. Für weitere Fledermäuse, wie den Großen Abendsegler, das Braune Langohr oder die Zwergfledermaus ist die Schädigung wahrscheinlich. Rechtlich als "erhebliche Beeinträchtigung" muss weiterhin der Eingriff in den Hirschkäferbestand bewertet werden, der im Schutzgebiet mit bundesweit bedeutsamen Beständen vorkommt und seinen Verbreitungsschwerpunkt im unmittelbaren Werftbereich hat: Auf unter fünf Prozent der Fläche wurden rund 20 Prozent aller Hirschkäfer des Mark- und Gundwald gefunden.
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