BUND Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland


14. August 2007

Nur wer in der Verkehrspolitik versagt, setzt auf Draisinen

Von: Herwig Winter

Mörlenbach. Im Weschnitztal und im Überwald gibt es nach Auffassung des BUND-Ortsverbandes Mörlenbach-Rimbach eine nahezu einmalige Möglichkeit für eine verkehrspolitisch zukunftsfähige Entscheidung. Denn die Infrastruktur für die Schaffung eines modernen S-Bahn-Systems, das den Odenwald an den Rhein-Neckar-Raum anschließen könnte, ist im Ansatz bereits vorhanden und müsste nur entsprechend ausgebaut werden. In dichtem Zeittakt könnten dann, so wie es im Umfeld anderer Metropolregionen in Deutschland längst gang und gäbe ist, Tausende von Berufspendlern den öffentlichen Nahverkehr nutzen und gegenüber der Fahrt mit dem Pkw Zeit und Geld sparen. Für die zahlreichen auf öffentlichen Nahverkehr angewiesenen Schüler wäre damit ein enormer Gewinn an Komfort verbunden, alleine wenn man an die derzeit praktisch fast nicht vorhandene Verbindung zwischen Weschnitztal und Überwald denkt.

Hinzu kommt der kaum zu unterschätzende Aspekt des Schutzes der Bevölkerung in Weiher und Kreidach vor dem zunehmenden Steinbruchverkehr über geplante weitere Jahrzehnte hinweg. Es bedarf einzig und alleine eines starken politischen Willens und entsprechenden Durchhaltevermögens, um den Steinbruchbetreiber dazu zu veranlassen, das Gesteinsmaterial auf der Schiene statt auf der Straße abzutransportieren.

Doch anstatt sich an diese anspruchsvollen Aufgaben zu machen, bohrt der hessische Verkehrsminister Alois Rhiel zusammen mit Landrat Matthias Wilkes lieber ein hauchdünnes Brett. Auf der stillgelegten Bahnstrecke zwischen Mörlenbach und Wald-Michelbach sollen Draisinen eine Touristenattraktion bieten. Nach Auffassung des BUND jedoch setzt nur, wer in der Verkehrspolitik versagt, auf Draisinen. Wer für den Tourismus im Odenwald wirklich etwas Entscheidendes erreichen möchte, der setzt sich für den Erhalt der reizvollen Landschaft ein und gegen die derzeit immer stärker um sich greifende Zerstörung unberührter Natur vor allem durch Industrieansiedlungen und Steinbrucherweiterungen, aber auch durch Stahlgittermasten von Hochspannungsfreileitungen kreuz und quer durch die Odenwaldlandschaft oder derzeit noch in Planung befindliche Stahlbetonbrücken quer über ganze Täler. Dieses Betätigungsfeld legt der BUND den beteiligten Bürgermeistern ans Herz und empfiehlt, dabei den gleichen Eifer an den Tag zu legen wie Kreistagsvorsitzender Werner Breitwieser und Landrat Matthias Wilkes, wenn sie gegen Windmühlenflügel Sturm laufen.

An Verkehrsminister Alois Rhiel richtet der BUND die Empfehlung, sich in der Landesregierung dafür stark zu machen, dass das Landschaftsschutzgebiet Bergstraße/Odenwald erhalten bleibt und nicht abgeschafft wird. Denn das bot in der Vergangenheit den besten Schutz vor Naturzerstörungen aller Art, nicht zuletzt vor Windkraftanlagen auf Bergkuppen. Touristen, die in den Odenwald kommen sollen, erwarten nämlich in erster Linie eine reizvolle, naturbelassene Landschaft und schätzen eine komfortable Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr. Eine durchgehende S-Bahn-Verbindung vom Mannheimer Hauptbahnhof bis nach Wald-Michelbach würde, da ist man sich beim BUND sicher, an einem einzigen schönen Wochenende mehr Touristen in den Odenwald bringen als man mit Draisinen das ganze Jahr über anlocken könnte.

Weitere Informationen zu geplanten Naturzerstörungen sind zu finden unter www.tunnelloesung.de und www.bi-weiher.de.


Quelle: http://archiv.bund-bergstrasse.de/nc/presse/pressemitteilungen/detail/artikel/nur-wer-in-der-verkehrspolitik-versagt-setzt-auf-draisinen/