BUND Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland


2. Mai 2003

"Rücksichtslosigkeit gegenüber künftigen Generationen"

Von: Herwig Winter

Biblis/Wattenheim. Als hätte es die Agenda 21 nie gegeben und als stünde landwirtschaftliche Fläche unbegrenzt zur Verfügung, aast nach Auffassung des BUND-Kreisverbandes Bergstraße die Gemeinde Biblis mit ihren besten Ackerflächen. Der vorhandene Golfplatz hat bereits 126 ha landwirtschaftliche Fläche vernichtet, jetzt sollen weitere 26 ha dazukommen.

Ist den zuständigen Planern und Politikern eigentlich bewusst, dass landwirtschaftliche Nutzfläche eine endliche Ressource darstellt, deren wichtigster Nutzen darin besteht, Nahrungsmittel zu erzeugen? Sie kurzatmigen Profitinteressen zu opfern zeugt von Verantwortungslosigkeit gegenüber zahlreichen Menschen. Der sorglose Umgang mit landwirtschaftlichen Nutzflächen fällt den Entscheidungsträgern von heute nur deshalb so leicht, weil derzeit die reichen Länder des Nordens Nahrungs-, Genuss- und selbst Futtermittel für ihr Vieh sogar in den Hungerländern der Erde zu Billigstpreisen einkaufen und damit die landwirtschaftlichen Flächen der armen Länder des Südens für die Nahrungsmittelproduktion zugunsten der Bevölkerung vor Ort blockieren. Doch diese globale Ungerechtigkeit ist nicht von Dauer, weshalb die Agenda 21 dazu auffordert, dass jede Region dafür Sorge tragen muss, eine ausreichende Nahrungsmittelproduktion für die eigene Bevölkerung gewährleisten zu können.

In Anbetracht der Tatsache, dass gerade im hessischen Ried der Flächenverlust der letzten Jahrzehnte in Quadratkilometern gemessen werden muss und weitere, von der Allgemeinheit als wichtig erachtete Projekte wie die ICE-Trasse zusätzliche Flächenverluste mit sich bringen werden, ist das Opfern von Ackerfläche für das Vergnügen einer Minderheit ein durch nichts zu rechtfertigender Anachronismus. Der BUND appelliert deshalb an das Verantwortungsbewusstsein von Planern und Politikern, von der Erweiterung des Golfplatzes in Wattenheim Abstand zu nehmen. Den Landwirten, die sich der Planung widersetzen, sichert der BUND seine uneingeschränkte Solidarität zu.

Für den BUND als Naturschutzverband kommt noch ein Aspekt hinzu, der die Erweiterung des Golfplatzes prekär erscheinen lässt. Bislang ist nicht ausreichend untersucht, in welchem Umfang in dem geplanten Erweiterungsbereich Tierarten vorkommen, die den besonderen Schutz des europäischen, deutschen und hessischen Naturschutzrechtes genießen. Der BUND kündigt deshalb schon jetzt seinen massiven Widerstand an, der die Ausschöpfung aller rechtlich zur Verfügung stehenden Mittel umfasst.


Quelle: http://archiv.bund-bergstrasse.de/nc/presse/pressemitteilungen/detail/artikel/ruecksichtslosigkeit-gegenueber-kuenftigen-generationen/