14. November 2011
Siedlungsentwicklung im Außenbereich nicht zukunftsfähig
Von: Herwig Winter
Der BUND-Kreisverband Bergstraße nimmt mit großem Bedauern zur Kenntnis, dass die Stadt Neckarsteinach nun doch versucht, im ökologisch äußerst sensiblen Bereich Galgenhohl einen Bebauungsplan aufzustellen. Das ist schon deshalb unverständlich, da die Stadt selbst eine Studie in Auftrag gegeben hat, deren Ergebnis lautet, dass eine Entwicklung im Innenbereich empfehlenswert, aber eine weitere Siedlungserschließung im Außenbereich kritisch zu betrachten ist.
Der BUND steht dem Bebauungsplan "Östlich der Galgenhohl" deshalb besonders kritisch gegenüber, weil sie mit schwerwiegenden Eingriffen in ein sehr empfindliches Ökosystem und seinem Arteninventar verbunden sind. Denn es handelt sich bei dem für die Bebauung vorgesehenen Gelände um einen nach dem hessischen Naturschutzgesetz besonders geschützten Streuobstbestand, der Arten einen Lebensraum bietet, die nach dem europäischen und deutschen Naturschutzrecht absolut geschützt sind. Dazu zählen Arten wie die Äskulapnatter und die Schlingnatter ebenso wie der Neuntöter. Beim BUND ist man in keiner Weise davon überzeugt, dass die vorgesehenen Ausgleichsmaßnahmen in der Lage sein werden, diese Eingriffe wirklich zu kompensieren. Denn der Ausgleich im Artenschutz gleicht eher einem arabischen Basar als dem tatsächlichen Schutz bedrohter Populationen nach dem Motto, dass man an einer Stelle etwas kaputt machen darf, wenn man nur an anderer Stelle etwas heilt. In der Realität gelingt das Umsiedeln bedrohter Arten nur selten.
Insbesondere auch vor dem Hintergrund der derzeit in Deutschland gegebenen demografischen Entwicklung macht die Erschließung neuer Siedlungsflächen keinen Sinn. Der BUND hofft deshalb auf die Einsicht der Neckarsteinacher Stadtverordneten, im Sinne der Zukunftsfähigkeit ihrer Kommune dem Artenschutz den Vorrang vor einer zweifelhaften Siedlungsentwicklung einzuräumen. Weiterer Flächenverbrauch durch Versiegelung freier Landschaft ist ebenso wenig nachhaltig wie die weitere Dezimierung von bedrohten Arten.