6. März 2018
Streuobstwiese mit rund 20 Bäumen plattgemacht - BUND erstattet Anzeige wegen brutaler Biotopvernichtung bei Groß-Breitenbach
Wunderschöne alte Obstbäume mit zahlreichen Höhlen, die Brut- und Ruhestätten für bedrohte Arten boten, wurden brutal gefällt. Die Baumleichen liegen nun am Rand der Wiese.
Spaziergänger auf dem Höhenweg bei Groß-Breitenbach trauen derzeit ihren Augen nicht. Eine Streuobstwiese mit rund 20 alten Obstbäumen, die eigentlich dringend einer Pflege bedurft hätten, ist von heute auf morgen verschwunden. Die Bäume wurden gefällt und an den Rand der Wiese gezogen, Hecken wurden beseitigt und verbrannt.
Der BUND-Ortsverband Mörlenbach hat mittlerweile wegen der Vernichtung eines nach dem Hessischen Naturschutzgesetz besonders geschützten Biotops Anzeige gegen den Eigentümer bei der unteren Naturschutzbehörde erstattet. Die alten Obstbäume enthielten zahlreiche Höhlen, die bedrohten Arten wie dem Feldsperling, Gartenrotschwanz und Wendehals Brutstätten boten und für Fledermäuse Ruheplätze und mögliche Wochenstuben waren. In den abgestorbenen Teilen der Bäume zimmerte der Grünspecht ebenso wie der Buntspecht seine Höhlen und in den zwischen den Bäumen wachsenden Hecken nistete der Neuntöter.
BUND-Ortsbeauftragter Herwig Winter: „Wir erwarten, dass die untere Naturschutzbehörde diese illegale Streuobstvernichtung angemessen ahndet und die Wiederherstellung des ursprünglichen Zustands durch Anpflanzung geeigneter Obstbäume an der Stelle der gerodeten Bäume anordnet. Wir werden ein wachsames Auge darauf haben, dass dem Naturschutzrecht in vollem Umfang Genüge getan wird.“
Streuobstwiesen sind für Hessen typische Biotopstrukturen, die ursprünglich vor allem am Rand der Siedlungen zur freien Feldflur hin angelegt worden waren. Auf der Roten Liste der gefährdeten Biotoptypen Deutschlands sind sie als „stark gefährdet“ eingestuft. Schätzungen zur Baumanzahl in Hessen schwanken zwischen einer halben und einer Million Bäumen, was einem Bestandsrückgang um bis zu 95 % gegenüber der Mitte des letzten Jahrhunderts entspricht. Eine Kartierung des BUND aus den Jahren 2008/2009 zeigt, dass der Bestand seither stark überaltert ist und erhebliche Pflegemängel aufweist.
V.i.S.d.P.:
Herwig Winter, BUND-Ortsbeauftragter
Jungviehweide 23
69509 Mörlenbach