12. Juni 2017
Uhu trifft keine Schuld am Loch im Habichthorst
Der alte Horst, den ein Habichtpaar Ende März dieses Jahres bezogen hatte und neu aufzubauen begann, war zu diesem Zeitpunkt völlig intakt. Bei einer Kontrolle Anfang April jedoch stellte Peter Schabel, Vogelschutzbeauftragter der Staatlichen Vogelschutzwarte für Hessen, Rheinland-Pfalz und das Saarland, mit Entsetzen ein Loch in der Horstmitte fest, durch das man den Himmel sehen konnte.
Peter Schabel: „Das Loch kann mithin nicht, wie seitens des Vorsitzenden des Jagdklubs St. Hubertus Udo Pfeil behauptet, von einer Brut des Uhus aus dem letzten Jahr stammen, zumal nicht der geringste Hinweis für eine Uhubrut im Horstumfeld existiert. Uhus hinterlassen unübersehbare Spuren am Brutplatz, die auch im Folgejahr noch zu erkennen sind. Ich kenne den Horst seit 20 Jahren und kontrolliere ihn seitdem regelmäßig. Zuletzt war der Horst von Mäusebussarden besetzt gewesen, im letzten Jahr hat dort gar keine Brut stattgefunden.“
Ein Geschoss ist als Ursache weiter wahrscheinlich
Da das Loch im Habichthorst kurzfristig entstanden ist, geht auch der BUND-Ortsverband Mörlenbach weiterhin davon aus, dass ein Geschoss die Ursache darstellt. BUND-Ortsbeauftragter Herwig Winter: „Für Flintenlaufgeschosse werden auf eine Entfernung von 20 Metern, was in etwa der Höhe des Horstes entspricht, Auswirkungen wie die hier vorliegenden beschrieben.“
Dennoch hatte man sich seitens des Jagdklubs St. Hubertus in einer ersten öffentlichen Stellungnahme noch vor dem Einsatz eines Baumkletterers darauf festgelegt, dass das Loch im Horst nicht durch einen Schuss verursacht worden sei. Bei einem gemeinsamen Ortstermin mit Vertretern der Jägerschaft, des Forstamts und der Kriminalpolizei ergaben die Inaugenscheinnahme des Horsts aus nächster Nähe und die davon gefertigten Fotos durch einen Baumkletterer keinen eindeutigen Hinweis auf die Ursache des Lochs im Horst. Die seitens der Jäger ins Spiel gebrachten Spekulationen und Erklärungstheorien, ein herabgefallener Ast oder ein Waschbär oder Marder könnten für das Loch verantwortlich sein, werden aber mittlerweile auch vom Vorsitzenden des Jagdklubs ausgeschlossen.
Lückenlose Aufklärung von allen Seiten gewünscht
Der zuständige Jagdpächter stellte glaubhaft dar, den Horst nicht gekannt und auch von den brutwilligen Habichten keine Kenntnis gehabt zu haben und versicherte, ebenso wie der Vorsitzende des Jagdklubs, an einer lückenlosen Aufklärung interessiert zu sein. Von Seiten der Naturschützer wird diese Absicht anerkannt und ausdrücklich begrüßt. „Mir geht es nicht darum, Jäger in Verruf zu bringen“, wehrt sich der Beauftragte der staatlichen Vogelschutzwarte Peter Schabel gegen die Vorwürfe des Jagdklubs St. Hubertus. „Mir geht es ausschließlich um den Schutz der Greifvögel und Eulen im vorderen Odenwald – das ist meine Aufgabe! Im Übrigen sollte man im vorliegenden Fall die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft abwarten.“
Da der Habicht eine streng geschützte Vogelart ist, gehört es zu den zentralen Anliegen des BUND, darauf zu achten, dass die Vorgaben des Artenschutzrechts konsequent befolgt werden. Herwig Winter: „Der Vorsitzende des Jagdklubs St. Hubertus muss sich also nicht den Kopf des BUND zerbrechen, was seine Aufgaben als Umweltschutzorganisation sind. Der BUND macht den Menschen auch keine Vorschriften, was sie zu tun oder zu lassen haben. Das ist vielmehr Sache unserer demokratisch gewählten Volksvertreter, deren Aufgabe darin besteht, Gesetzesvorgaben zu erarbeiten. Zu den ureigensten Aufgaben des BUND gehört es jedoch, ein Auge darauf zu haben, dass diese Gesetzesvorgaben insbesondere im Bereich des Umweltrechts auch eingehalten werden.“