30. Dezember 2015
Variante O2 droht öffentliche Gelder in zigfacher Millionenhöhe zu verschwenden - BUND und BIW legen Hessen Mobil massive Irreführung zur Last
Von: Herwig Winter
Hohe Kosten verursachen gigantische Brücken wie die über das Weiherer Tal, aber auch die Tunnelbauwerke in brüchigem Gestein. (Fotomontage: BIW)
Der BUND-Ortsverband Mörlenbach und die Bürgerinitiative Weiher (BIW) sind sich in ihrer Einschätzung einig. Herwig Winter, BUND-Ortsbeauftragter: "Die von Hessen Mobil für die Varianten O2 und W4 vorgelegten Kosteneinschätzungen sind in einem ungeheuren Ausmaß irreführend." Willi Kleemann, BIW-Vorsitzender: "Wir sind völlig perplex, in welchem Umfang Hessen Mobil interessengeleitete Zahlen verwendet, um zu den für sie passenden Ergebnissen zu kommen."
Ein neuerlich von BUND und BIW in Auftrag gegebenes Gutachten befasst sich mit den Kosten für die Variante O2. Der gleiche öffentlich bestellte und vereidigte Sachverständige für Baubetrieb und Bauwirtschaft, der bereits die Kosten für die W4 ermittelt hatte, kommt zu dem Ergebnis, dass die Ostumgehungvariante O2 Kosten in Höhe von 111,8 Mio. Euro verursacht. Hessen Mobil dagegen nennt Kosten in Höhe von 67,5 Mio. Euro. Die erhebliche Diskrepanz kommt nach den Aussagen des Gutachters vor allem durch die massiv zu niedrig angesetzten Kosten für die Brücken- und Tunnelbauwerke zustande. Denn die Gestaltung der Talbrücken widerspricht dem Prinzip einer industriellen Fertigung und die beiden Tunnel der O2 verlaufen im Gegensatz zum W4-Tunnel in brüchigem Gestein.
Die O2 muß aufgehoben werden
Willi Kleemann: "Wenn man bedenkt, dass die Entscheidungsträger auf allen Ebenen von völlig falschen Voraussetzungen ausgegangen sind, als sie der O2 den Vorzug vor der W4 gaben, dann gibt es nur eine Konsequenz: Der Planfeststellungsbeschluss für die O2 muss aufgehoben werden." Herwig Winter: "Es ist an der Zeit, sich von der Natur und Landschaft zerstörenden Variante O2 zu lösen zugunsten der mit Abstand umweltverträglichsten und wesentlich kostengünstigeren Variante W4."
BUND und BIW gehen davon aus, dass der Bundesverkehrsminister nun gewaltig unter Druck geraten wird, wenn er seinen Kabinettskollegen gegenüber die Kosten für Straßenbaumaßnahmen rechtfertigen muss. In den rund 112 Mio. Euro, die der Gutachter für die O2 ermittelt hat, sind nämlich die Kosten für ein vorhabensbezogenes Flurbereinigungsverfahren noch gar nicht enthalten. Diese Kosten liegen bei der Größenordnung des Verfahrens durchaus im zweistelligen Millionenbereich. Die Kosten werden weiterhin steigen, wenn nicht wie vom Gutachter angenommen die Strecke zwischen Werkshalle und Baustelle mit einer Durchfahrtshöhe von 4,75 m und einer Breite von 6,00 m befahrbar ist. Ebenfalls noch nicht in den Kosten enthalten sind die seitens der BIW mehrfach geforderten, aber von Hessen-Mobil für nicht notwendig erachteten Lärmschutzmaßnahmen. Es ist demzufolge damit zu rechnen, dass die Variante O2 mehr als doppelt so teuer ist wie die Tunnelvariante W4. Bei BUND und BIW geht man deshalb davon aus, dass alleine das Kostenargument ausreicht, um die Planfeststellung für die Ostumgehungsvariante O2 zu Fall zu bringen.